Einzelnen Beitrag anzeigen
Alt 22.06.2001, 19:26  
Ralf Rombach
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard

Carola aus Wien schrieb am 2001-06-22 12:58 :

> Bei einer KH=3 sollte der pH nicht unter
> 6.5 gebracht werden, da ab dann zuviel CO2
> im Wasser gelöst ist (>30 mg/l), oder?

Ich müsste es jetzt mal nachrechnen, stimmt aber im Schnitt (etwa 27 mg/l).

> Ich bin bei dieser Frage schon länger
> stutzig, da ich gerne einen pH unter 6
> hätte, sich dazu aber keine passende
> CO2-Konzentration einrichten lässt...

Da muss man erst mal fragen, wieso ein pH unter 6. Die Bedeutung dieser pH Werte wird häufig überschätzt. Für eine reine Hälterung ist ein pH von 6,5 absolut o.k. Für Zuchtversuche empfindlicherer Weichwasserarten wie Schmetterlingsbuntbarsche, manche Apistogramma Art und viele Salmler und Bärblingen hingegen sollte er schon unter 6, oft noch weiter drunter liegen.

> Ich hätte gerne pH=5.5-6 und eine geringe
> KH unter 4, dabei löst sich aber zuviel
> CO2!
> Was kann man machen? Das Gleichgewicht von
> pH, KH und CO2 betrifft nur die
> Kohlensäure, oder?

Nein, dieses Gleichgewicht ist ein Gleichgewicht, welches durch freies CO2 (gelöst im Wasser), freie Kohlensäure (H2CO3) und dissozierte Kohlensäure (Hydrogenkarbonat HCO3-, die eigentliche KH oder Säurebindungsvermögen) bestimmt wird. Diese drei Parameter hängen über feste Beziehungen zusammen, was man als Karbonatpuffersystem bezeichnet. Der pH ist da eigentlich nur "drangehängt" über die dissoziierte Kohlensäure (H+ und HCO3- als "Spaltungsprodukt der freien Kohlensäure). Die Protonen (H+) sind diejenigen,. die den pH drücken.

> Was, wenn ich aber mit einer anderen Säure
> arbeite, um den pH unter 6 zu bringen?

Kann man machen mit Salzsäure, ich bin aber absolut kein Freund davon, weil Du dann das Gesamtionengleichgewicht verschiebst und das Becken mit Chlorid "aufsalzt".

Olaf ****** arbeitet damit:

http://www.******-ing.de/

> Wie berechne ich dann den CO2-Gehalt?

Letztlich nicht mehr, da Du weitere Säure-Puffersysteme in das Gleichgewicht einbringst.

> Mir ist es immer noch ein Rätsel, wie ich
> saures und weiches Wasser zustande bringen
> soll, ohne meine Fische mit CO2 zu
> vergiften....

Erst mal wieder die Frage warum. Dann eine etwas boshafte Bemerkung :grin: in Amazonien gelten die gleichen wasserchemischen Zusammenhänge wie bei uns. Wenn Du dort pH-Werte von deutlich unter 6, sogar unter 5 hast, dann ist dieses Wasser nicht mehr über die KH gepuffert, also KH = 0. Dafür greifen dann ab pH 5 und abwärts andere Puffersysteme wie das Huminsäuresystem. Dieses kann man simulieren durch Torfeinsatz (ungedüngter Schwarztorf). Dert pH fällt dann ab einem gewissen Punkt. Der Haken an der Sache ist, dass auch Torf Ionenaustauscherfunktion hat und die KH "auffrisst" und dann kommt es eventuell zum sogenannten Säuresturz bei einer KH unter 1. Die Pufferwirkung auf den pH wird dann aufgehoben und der pH Wert fällt dann schnell auf einen niedrigen Wert, der sich dann anhand des pK Wertes des Huminsäuresystems einpendelt. Entscheidend dabei ist aber auch der Fischbesatz und die Nitrifikation (Stickstoffabbau von Ammonium über Nitrit zu Nitrat). Nitrit und Nitrat sind ja letztendlich auch nur dissoziierte Säuren (salpetrige und Salpeter-Säure), die ebenfalls kräftig auf den pH wirken. Daher würde ich in einem normalen AQ das Risiko eines pH Sturzes nicht eingehen wollen, da wir so oder so fast immer Überbesatz im Becken haben und das System irgendwann unkontrollierbar wird.

Ich probiere da auch noch was rum und fahre derzeit ein leer laufendes Becken sukzessive auf KH = 0 runter, um mal den Säuresturz zu erleben. Ich will später mal in so einem Wasser einige Fische zur Fortpflanzung ansetzen. :smile: Wenns denn klappt. Der Haken an der Sache ist dann wiederum die Filterung, die Nitrifikation. Joachim riet mir, diesen Versuch direkt filterlos anzugehen, was ich noch machen werde (bin derzeit auf KH 2). Im Filter läuft die Nitrifikation schneller ab als im Becken, was dann vermehrtes Auftreten von Salpetriger und Salpetersäure nach sich zieht. Im Becken hingegen greift dann wieder bei kH-ungepufferten Wasser auch das Ammoniumpuffersystem, da Ammoniak basisch reagiert und den pH durch Abfangen von protonen (H+) und Umwandlung zu Ammonium (NH4+) nach oben korrigiert.

> Kannst Du da etwas Licht ins Dunkel
> bringen?

Ich habe es versucht, das ist aber ziemlich kompliziert und ich bin auch kein Chemiker :smile:

Hoffe, etwas Licht ins Dunkel gebracht zu haben:. Noch ein paar Links:

http://www.surf.to/kastaun
http://home.t-online.de/home/hydrobio.hw/2chem.htm
http://schulen.eduhi.at/chemie/haerte.htm
http://www.ibdoerre.com/aqua/

Gruss Ralf