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Alt 03.01.2010, 13:19  
Christian79
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Standard Haltung des Betta splendens ( Anfängerhilfe )

Hallo zusammen , da ich mich nun seit ca. 10 Jahren mit der Zucht des Betta splendens beschäftige und es trotz dieser doch recht langen Zeit immernoch einer der interessantesten Fische für mich ist . Möchte ich hier mal einen Bericht über den Betta splendens ( Zuchtform ) schreiben um vielleicht dem einen oder anderen Anfänger den Start in die Bettapflege zu erleichtern .

Was ist überhaupt ein Betta ? Ja in erster linie ein Fisch der zur Gruppe der Labyrinther (Anabantoidei) gehört der Aufgrund eines besonderen Organ im Kopf, das Labyrinthorgan ( nicht zu verwechseln mit dem Labyrinth des Ohres (Innenohr), welches bei allen Wirbeltieren zu finden ist und bei Fischen das Gleichgewichtsorgan (Statolithenorgan) beherbergt ,
ermöglicht es ihnen, auch in sehr sauerstoffarmen Gewässern zu überleben. Sie atmen Luft! Im Labyrinthorgan wird ihr dann ähnlich wie in einer Lunge der Sauerstoff entzogen.
Sie sind in ihrer Wildform rotblaue Fische mit kurzen Flossen, kommen aber in der Hochzuchtvariante in allen möglichen Farben und Flossenformen vor.
Ihr ursprünglicher Lebensraum befindet sich in asiatischen Ländern, wie Thailand, Indonesien, Kambodscha, Vietnam und Malaysien, wo sie in stehenden kleinen Gewässern, z.B.: Tümpeln, Reisfeldern, Sumpf- und Moorwäldern leben.

Ihr Sozialverhalten ist innerartlich äußerst aggressiv ( Hier ist zu beachten das man Unterschiede zwischen den Wildformen und den Hochzuchten machen muss , denn einige Wildformen lassen sich wunderbar in Trio's halten ) und stark revierbildend. Männchen sind strikte Einzelgänger und beanspruchen ein durchschnittlich 40-50cm großes Revier für sich alleine. Weibchen hingegen haben kleinere Reviere, in etwa 20-30cm und sind zumeist ebenfalls Einzelgängerinnen. Manchmal hingegen kommt es vor, dass sich Weibchen zu Kleinstgruppen zusammenschließen. Innerhalb dieser Gruppen gibt es eine strenge Hierarchie, die mitunter auch sehr kämpferisch festgelegt wird. Ein dauerhaftes Zusammenleben von Männchen und Weibchen kommt beim Betta im natürlichen Lebensraum so gut wie nicht vor . Männchen und Weibchen dulden sich ausschließlich zur Paarung sowie zumeist in den ersten Tagen der Nestpflege/Aufzucht. Hier verteidigt das Männchen den zentralen Raum um das Nest, während das Weibchen die Außenverteidigung übernimmt. Danach löst sich die temporäre Gemeinschaft wieder auf. Eine gemeinsame Dauerhaltung bedeutet für die Tiere eigentlich Dauerstress und kann somit zu etwaigen Krankheiten und sogar verkürzter Lebensdauer führen. deswegen rate ich von einer Harem bzw. Triohaltung ab , wo ich aber später mehr zu schreiben möchte .
Die Vergesellschaftung von Betta Splendens ist nicht ganz einfach. Grundsätzlich der Betta erstmal gegenüber allen anderen Fischen friedlich. Je ähnlicher ein Fisch einem Betta ist, desto eher wird agressiv reagiert, da in dem Fall einfach eine Verwechselung vorliegt. Besonders Fische mit großen Flossen und entsprechender Größe wie zum Beispiel Guppys oder Segelkärpflinge sind nicht zu empfehlen,ebenso Mollies, Platys, Fadenfischen und Macropoden.Idealerweise sollte man direkt in ihre Reviere, die vor allem eher an der Wasseroberfläche fixiert sind, keine zusätzlichen Fische einsetzen.
Insofern bieten sich hauptsächlich friedliche, am Boden lebende Fische an, wie z.B. Corydoras, Ancistren oder auch Dornaugen als Beifische an .
Aber auch friedliche Wirbellose wie Schnecken und Amanogarnelen (sofern sie ausgewachsen sind, ansonsten besteht die Gefahr, dass sie zu Lebendfutter für den Betta werden). Generell ist in der Vergesellschaftung Stress, Hektik oder gar physische Gefährdung für den Betta zu vermeiden. Ein Betta selbst wird Beifische kaum angreifen, es sei denn die physische Erscheinung gleicht einem männlichen Rivalen z.B. die viel zitierten langflossigen Formen der Guppys.
Viel größer ist die Gefahr, dass andere Fische sich agressiv gegenüber dem Betta zeigen. Betta sind wie bereits oben geschrieben sehr ruhige Fische die äußerst empfindlich auf Dauerstreß reagieren. Lebhafte Fischarten, insbesondere Schwarmfische, stellen eine Belastung für den Betta dar. Besonders problematisch sind hierbei der Neons (Neonsalmer, Roter Neo, schwarzer Neon etc.. Neons vergreifen sich gerne an den Flossen vom Betta. Da die kleinen Schwarmfische aber keine Angriffsreaktion beim Betta hervorrufen, kann der Fisch sich quasi nicht wehren. Ein Schwarm Neons kann innerhalb kürzester Zeit die Flossen eines Betta komplett abfressen. Auch wenn die Tiere lange friedlich zusammengelebt haben, kann dieses Verhalten spontan und heftig auftreten. Dieses kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen .

Selbstverständlich eigenen sich auch keinen größeren räuberischen Fische zu Vergesellschaftung wie zum Beispiel alle größeren Barscharten. Selbst kleine Barsche können dem Betta durch wiederholtes attackieren schwer zusetzen. Dringend abzuraten ist zum Beispiel von Schmetterlingsbuntbarsch, Kakadubuntbarsch (und ähnlichen), aber auch von Raubfischen wie dem Oscar oder dem Channa. Auch eine Vergesellschaftung mit Kugelfischen ist nicht möglich.

Nun möchte ich das Thema mit der Haremshaltung nocheinmal aufgreifen .

Leider erhält man in Zooläden immer wieder die Empfehlung, Betta Splendens in Trios zu halten. Als Begründung wird häufig angegeben, dass sich so "die Agression des Männchens besser auf die beiden Weibchen verteilt". Alleine diese Aussage zeigt bereits, dass die Haltung in einer Gruppe für Bettas nicht natürlich sein kann, da ansonsten das Männchen keine so starke Agression aufbauen würde, dass Weibchen wirklich zu gefährden.

Das dauerhafte Paarhaltung von Betta Splendens auf beschränktem Raum und inbesondere die Trio- oder sogar Haremshaltung entsprechen nicht dem natürlichen Paarungsverhalten des Betta .

Das natürliche Verhalten sieht so aus, dass die Männchen sich Nester bauen und vorbeiziehende Weibchen anbalzen. Vorbeiziehen heißt hier aber nicht "eine Runde im 20 l Becken drehen", sondern ist eher im Sinne von "wandern" zu verstehen. Entscheided sich ein Weibchen für ein Männchen, wird das Revier um das Nest heftig gegenüber Eindringlingen verteidigt. Das Revier hat dabei einen Durchmesser von ca. 40-60 cm. ( Auch hier ist wieder ein Unterschied zwischen der Wildform und der Hochzucht zu machen ) Nach der Paarung vertreibt das Männchen das Weibchen aus dem unmittelbaren Nestbereich. Das Weibchen hält allerdings außerhalbe des Bereichs weiterhin Wache und vertreibt Eindringlinge. Sie ist auch in der Lage, die Jungenaufzucht zu übernehmen, sollte das Männchen versterben . Männchen und Weibchen können zusammen ein Revier verteidigen, dass deutlich über einen Durchmesser von 60 cm hinausgeht.
Wenn man jetzt ein zweites Weibchen hinzusetzt, dann fügt man einen permanenten Eindringlich in den Revierbereich ein. Gerade das dominante Weibchen wird äußerst aggressive reagieren, da ja sie sich mit dem Männchen paaren will. Da bei den Bettas die Männchen die Brutpflege betreiben, müssen hier die Weibchen sicherstellen, dass sie die einzigen sind, die ihre Eier in "sein" Nest legen und dass er sich zu 100% um ihre Jungen kümmert , nicht auch um die Eier einer anderen. Daher wird jedes Weibchen erbittert gegen eine Mitbewerbering kämpfen. In der Regel ist ein Weib unterlegen und zieht sich zurück , manchmal sind beiden Weiber fast gleich stark. Dann arrangieren sie sich etwa, indem sich beide paaren oder sie kämpfen bis zum Tode. Beides stellt kein natürliches Verhalten dar, da normalerweise immer ein Weib fliehen würde. Und dieses kann ich auch aus meiner eigenen Zeit als Betta Züchter bestätigen . Bei einer Trio bzw. Haremshaltung besteht die Gefahr des Dauerleichens und dies ist alles andere als förderlich für das Wohlbefinden eines Betta .

Zusätzlich zu meinem hier geschriebenem Text empfehle ich den von PRYDWYNN ausgearbeiteten Text den ihr hier sehen könnt : http://www.zierfischforum.info/besat...splendens.html

Geändert von GiJoe (06.02.2010 um 21:07 Uhr) Grund: unterste Link geändert