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Alt 27.03.2018, 00:05  
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Nach einer kleinen Pause geht es heute weiter.

3.2 Spiegelungen

Ein großes Problem bei der Aquariumfotografie sind Spiegelungen. Zwischen dem Objektiv und dem Motiv befindet sich ja nicht nur Luft, sondern eine Glasscheibe und nochmals Wasser.
Die Glasscheibe lässt zwar einen großen Teil des von außen einfallenden Lichts hindurch, ein Teil wird aber reflektiert. Ob wir das wahrnehmen oder die Kamera die Spiegelung abbildet, hängt von der relativen Helligkeit der Spiegelung zum Hintergrund ab. Ist das von außen auf die Glasscheibe auftreffende Licht deutlich heller, als das aus dem Becken herausfallende Licht, so wird eine Spiegelung deutlich sichtbar.

Bei normalem Tageslicht oder Zimmerbeleuchtung reicht das schon aus, dass sich vor einem dunklen Aquarienhintergrund das Fenster oder eine Lampe deutlich sichtbar in der Glasscheibe spiegelt.

Abhilfe schafft man ganz einfach, indem man es im Aquarium deutlich heller macht als außerhalb. Ein oft gewählter Weg ist daher mit Blitz ins Aquarium zu fotografieren, dann wird es drinnen heller
Selbst wenn man so dicht mit dem Objektiv an die Glasscheibe geht, dass die Spiegelung des Blitzes nicht mehr direkt im Sichtfeld ist, sieht das Ergebnis dann meist so aus (Helligkeit der Aquariumbeleuchtung nur auf 30%):
F1.8, 1/60s, ISO 500
Grundlagen der (Aquarien-)Fotografie-dsc07984.jpg
Man sieht einen hellen Schleier vom Blitzlicht auf der Glasscheibe und die Farben sehen auch irgendwie flau und matt aus.

Das gleiche Foto jetzt mal ganz ohne Blitzlicht:
F1.8, 1/40s, ISO 3200
Grundlagen der (Aquarien-)Fotografie-dsc07983.jpg

Sieht schon deutlich besser aus, oder ? Es gibt nämlich auch einen anderen Weg, dafür zu sorgen, dass es im Aquarium heller ist, als außerhalb: Man macht es draußen dunkler. Das heißt konkret, Fenster ggf. abdunkeln und Licht immer Zimmer ganz aus. Klingt simpel und ist es auch.
Natürlich hat die Sache trotzdem einen Haken, denn was mache ich, wenn mit der Kamera beim vorhandenen Licht keine ausreichend kurzen Verschlusszeiten bei akzeptablen ISO-Werten zu realisieren sind ? (Warum habe ich bei 1/40s wohl den L-Wels fotografiert?! )

Neben der Möglichkeit sich eine Kamera mit möglichst großem Sensor und/oder ein besonders lichtstarkes Objektiv zuzulegen, kann man doch ins Becken blitzen. Aber: Nicht von vorne, sondern von oben !!!
Das geht natürlich nicht mit dem eingebauten Blitz der Kamera sondern mit einem externen, der auf ein Stativ gesteckt von oben ins offene Aquarium blitzt. Das nennt man entfesseltes Blitzen. Bei einigen Kameras geht das über einen Masterblitz auf der Kamera, mit dem man z.B. seitwärts oder an die Decke blitzt, und der quasi als Schalter für den Blitz auf dem Stativ dient. Es gibt auch Infrarot- oder Funksender, die das Auslösen des externen Blitzes steuern können. Eine ganz einfache und günstige Möglichkeit ist z.B. ein TTL-Blitzkabel, das man auf den Blitzschuh der Kamera steckt und das andere Ende mit dem externen Blitz verbindet. Nicht ganz so bequem, dafür aber vergleichsweise günstig.

Ich selbst habe leider keinen externen Blitz, daher muss die Katze jetzt mal herhalten, um die Wirkung eines indirekten Blitzes zu verdeutlichen Draußen ist es schon dunkel, im Zimmer sind alle Lichter aus, nur durch die offenen Tür fällt ein wenig Licht ins Zimmer.

Mit einem lichtstarkem Objektiv, hohen ISO-Werten und langen Verschlusszeiten bekommt man trotzdem ein brauchbares Foto hin (tatsächlich ist es im Zimmer deutlich dunkler als es auf dem Foto erscheint):
F1.8, 1/13s, ISO3200
Grundlagen der (Aquarien-)Fotografie-dsc07958.jpg
In voller Auflösung sieht man aber schon, dass die Qualität nicht ganz so doll ist.

Jetzt also mal mit Blitz, da kann der ISO-Wert runter und kürzere Verschlusszeiten sind möglich.
F1.8, 1/60s, ISO 320
Grundlagen der (Aquarien-)Fotografie-dsc07959.jpg
Das Bild zeigt zwar jetzt auch in voller Auflösung alle Details, aber die Farben sehen flau aus und es gibt harte Schlagschatten.

Bei meiner Kamera kann ich den eingebauten Blitz aber auch nach oben oder nach hinten richten. Ich blitze jetzt nicht mehr direkt, sondern richte den Blitz senkrecht gegen die Zimmerdecke. Dadurch wird das Motiv nur indirekt und nicht direkt auf der Sichtachse beleuchtet. Der ISO-Wert muss nur etwas angehoben werden, die Verschlusszeit bleibt:
F1.8, 1/60s, ISO 800
Grundlagen der (Aquarien-)Fotografie-dsc07960.jpg

Das Bild hat nun einen ganz anderen Eindruck. Mein Model spielt zwar inzwischen nicht mehr mit, aber das Bild ist immer noch knackscharf, hat dabei aber weichere Lichter und natürlichere Farben.

Einen vergleichbaren Effekt erzielt man, wenn man von oben statt von vorne ins Aquarium blitzt. Alternativ kann man natürlich auch temporär die Beleuchtung verdoppeln oder mit einer anderen starken Lichtquelle von oben ins Becken leuchten. Es muss aber natürlich sicher gestellt werden, dass dabei nichts ins offene Becken fallen kann !!!

Wenn man ein Objektiv hat, mit welchem man ganz nah an die die Scheibe gehen kann (das hängt vom Objektiv ab, dazu später mehr unter "Naheinstellgrenze"), dann kann man auch die Gegenlichtblende benutzen, um Spiegelungen auszublenden. Man geht mit der Gegenlichtblende ganz bis an die Scheibe, dann kann sich kein Licht von außen mehr in dem Bereich der Scheibe spiegeln, der von der Gegenlichtblende abgeschirmt wird. Wenn man mit dem Objektiv nicht so nah heran gehen kann, dann kann man sich auch einfach einen großen Trichter aus schwarzer Pappe basteln, den man über das Objektiv schiebt. Einfach aber wirkungsvoll. Dann kann man (eingeschränkt) sogar auch wieder ins Becken blitzen.
Angehängte Grafiken
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Dateityp: jpg DSC07959.jpg (49,9 KB, 76x aufgerufen)
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