29.11.2019, 20:18 | #1 | ||
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Erstaunliches Fisch-Gehirn
Den Elefantenrüsselfisch (Gnathonemus petersii) haben wohl noch nicht viele von uns gepflegt (ich auch noch nicht), aber er ist schon seit vielen Jahren in den Fachgeschäften erhältlich, wenn auch nicht im Standartsortiment.
Er ist recht putzig anzuschauen, wie man hier sehen kann: https://www.fischlexikon.eu/fischlex..._id=0000001545 Er zählt zu der Familie der Nilhechte (Mormyridae), von denen viele elektrische Organe haben, mit denen sie sich bei schlechten Sichtverhältnissen orientieren können. Das weiß man eigentlich schon seit längerer Zeit. Welche Leistungen der Elefantenrüsselfisch vollbringen kann, ist allerdings noch nicht so lange bekannt. Das Gehirn des Elefantenrüsselfischs leistet nämlich Erstaunliches: Im Köpfchen des kuriosen Elefantenrüsselfischs sitzt ein Gehirn mit erstaunlicher Leistung, berichten Forscher: Er kann zwischen seinem faszinierenden Elektro-Sinn und seiner visuellen Wahrnehmung raffiniert schalten und „Wissen“ übertragen. Die kleinen Fisch-Gehirne erbringen damit ähnliche komplexe Leistungen wie sie von Menschen oder Säugetieren bekannt sind. Der etwa 25 Zentimeter große Elefantenrüsselfisch (Gnathonemus petersii) lebt in vielen Fließgewässern Westafrikas und jagt dort Insektenlarven. Zur Orientierung nutzt er seine Augen, aber auch eine raffinierte Fähigkeit zur aktiven Elektroortung. Durch ein spezielles Organ im Schwanz gibt er elektrische Impulse ab, die ein Feld um seinen Körper erzeugen. Durch Sinnesorgane am Kopf, Bauch und Rücken kann der Elefantenrüsselfisch Änderungen dieses elektrischen Feldes wahrnehmen, die durch Strukturen und Lebewesen in seiner Umgebung verursacht werden. „Es handelt sich um eine aktive Elektroortung, prinzipiell ähnlich wie die aktive Echoortung von Fledermäusen, die mit Ultraschall ein dreidimensionales Bild ihrer Umgebung wahrnehmen“, sagt Gerhard von der Emde von der Universität Bonn. Damit nicht genug: Sie können zwischen dem Sehsinn und dem elektrischen Sinn hin- und herschalten und vor allem auch die Sinneswahrnehmungen, die sie mit dem einen Sinn gewonnen haben, gewissermaßen auf den anderen Sinn „übertragen“: Elefantenrüsselfische können das Bild ihrer Umgebung auch von einem Sinn auf den anderen übertragen: Wenn die Tiere ein Objekt im Aquarium zuerst nur mit dem Sehsinn kennengelernt hatten, konnten sie es anschließend auch mit dem elektrischen Sinn wiedererkennen, obwohl sie es nie zuvor elektrisch wahrgenommen hatten. Den Forschern zufolge ist dies mit einem Menschen zu vergleichen, der sich in einer dunklen, unbekannten Wohnung tastend vorwärts bewegt, um nicht zu stolpern. Geht dann das Licht an, werden die ertasteten Objekte ohne Probleme auch mit den Augen wiedererkannt. „Ein Transfer zwischen verschiedenen Sinnen war bisher nur von einigen hochentwickelten Säugetierarten wie Affen, Delfinen, Ratten und Menschen bekannt“, sagt von der Emde. Das bedeutet, dass sie entsprechende kognitive Fähigkeiten haben müssen, sonst könnten sie die Wahrnehmungen, die sie zunächst nur mit dem einen Sinn gemacht haben, zu einem späteren Zeitpunkt nicht auch mit dem anderen Sinn „wiedererkennen“. Und das, obwohl ihre Gehirne (wie die Gehirne von Fischen allgemein) ganz anders aufgebaut sind, als bei Säugetieren und insbesobndere Menschen. Gerade wegen der bei Fischen fehlenden Hirnrinde hat man früher den Fischen nicht viel zugetraut, ihnen z.B. auch ein Schmerzempfinden abgesprochen. Die vergleichsweise kleinen Gehirne der Fische erbringen damit erstaunlich hohe Leistungen, betonen die Forscher: Säugetiere verarbeiten solche Informationen mit ihrer Hirnrinde. Der Elefantenrüsselfisch besitzt diesen Hirnteil jedoch nicht und kann dennoch zwischen den Sinnen hin und her schalten. Die Ergebnisse reihen sich damit nun in weitere Ergebnisse ein, die belegen, dass einige Fischarten Hirnleistungen erbringen, die man den angeblich vergleichsweise simplen Wasserbewohnern nicht zugetraut hat. Ist hier nachzulesen: https://www.wissenschaft.de/umwelt-n...-fisch-gehirn/ So viel zu den vermeintlich tumben Fischen! Und über die Funktionsweise des elektrischen Organs des Elefantenrüsselfischs (und einiges mehr) kann man hier etwas lesen: https://www.fsbio-hannover.de/oftheweek/63.htm Ich selbst habe (vor allem in jüngeren Jahren...) hin und wieder auch schon mal "unter Strom" gestanden - mit entsprechend eingeschränkter Sinneswahrnehmung. Meine kognitiven Fähigkeiten am nächsten Tag waren da eher bescheidener Natur... Gruß Otocinclus2
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29.11.2019, 20:31 | #2 |
Moderator
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Danke Oto,
sehr interessanter Beitrag. Wenn ich mir so die Größen der Elefanten anschaue, dann gehe ich einfach mal von der Tatsache aus, das ein Fisch der bis zu 35 cm groß wird auch ein entsprechendes Becken braucht. Da würde ich unter 2 x 1 m Grundfläche des Beckens überhaupt nicht über eine Pflege dieser interessanten Fische nachdenken |
29.11.2019, 20:57 | #3 |
Gast
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Hi,
Danke für den Beitrag. In früheren Zeitschriften kann man lesen, dass die Haltung dieser Tiere recht schwierig ist - nicht nur wegen der Größe. Diese Fähigkeit, Wissen/Erfahrungen von einem Sinn zu einem Anderen zu übertragen, ist recht nützlich. Als Feuerwehrmann gehörte es zu unseren Übungen, sich in einem dunklen (weil verrauchten) Raum zurechtzufinden. War nicht einfach, brachte aber oft einen Aha-Effekt, wenn man den Raum dann bei Licht sah. Auch der Umgang mit einer Wärmebild-Kamera ist nicht so einfach, das das Räumliche fehlt. Das auf das Sehen und Orientieren zu übertragen .... schwierig. Aber nützlich! Und nicht jeder konnte es. Mir hat es oft geholfen... |
29.11.2019, 22:42 | #4 | |||||
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Zitat:
https://www.fischlexikon.eu/fischlex..._id=0000001545 "Aquarium: ab ca. 600 Liter (ca. 200-250 cm Länge für kleinere Gruppen)" Zitat:
https://www.fischlexikon.eu/fischlex..._id=0000001545 "Schwierigkeit: auch für Anfänger geeignet" Aber: Ich würde ihn auch nicht als Anfängerfisch sehen. Zumal im Netz äußerst widersprüchliche Angaben kursieren - und das nicht nur im Vergleich von verschiedenen eigenständigen Beiträgen, sondern sogar innerhalb eines Beitrages: https://my-fish.org/fishothek/zierfische/g/gnathonemus-petersii-elefantenruesselfisch/ "Es wird die Haltung von einem einzelnen Tier empfohlen. Die Haltung mehrerer Exemplare ist nur bei ausreichender Aquariengröße möglich. Der Elefantenrüsselfisch ist friedlich zu anderen Fischen, seinen Artgenossen gegenüber allerdings sehr territorial. Dennoch ist eine Einzelhaltung nicht anzuraten. Eine Gruppenstärke von min. 6-8 Tieren ist anzuraten. Die Tiere werden bis zu 20 cm groß." Einzelhaltung empfohelen...Einzelhaltung abzuraten...Ja, was denn nun? Ich dachte bislang, my-fish.org sei eine halbwegs seriöse Webseite - so kann man sich irren. Zitat:
Hier gibt es noch mehr Interessantes über ihn zu lesen: https://www.zeit.de/wissen/umwelt/20...ier-tapirfisch "Er ist feiner justiert als so manches High-Tech-Gerät. Nimmt er zum Beispiel Verschmutzungen im Wasser wahr, ändert sich die Zahl der Spannungsimpulse pro Sekunde messbar. Das Wasserwerk Göppingen hat bereits 1978 ein Testbecken in Betrieb genommen, in dem Tapirfische als Wasserwächter fungierten und mögliche Giftstoffe im Trinkwasser anzeigen sollten. Die Unterlippe ist nicht das einzige, was beim Tapirfisch besonders groß ausfällt. Mit 3,1 Prozent ist das Verhältnis des Gehirn- zum Körpergewicht das größte aller Fische und toppt sogar das des Menschen mit 2,3 Prozent – was aber nichts über den Intellekt des Fisches aussagt. Doch es fällt auf, dass Gnathonemus petersii Verhaltensweisen an den Tag legt, die eher fischuntypisch sind: Er zeigt sich lernwillig und sozial. Lebt er nicht in der bevorzugten Gruppengröße von zwanzig und mehr Individuen, scheint der Tapirfisch sogar einen ausgeprägten Spieltrieb zu entwickeln: Er balanciert zum Beispiel Sandkörner auf seiner langen Unterlippe, lässt sie fallen und fängt sie wieder auf, bevor sie auf dem Boden aufkommen . Vielleicht tut er das einfach aus Langeweile. Jedenfalls ist so eine Baggerschaufellippe ganz praktisch." Gruß Otocinclus2
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30.11.2019, 03:53 | #5 | ||
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Mir kam beim Lesen von Otos Kurzreferat im Eingangsbeitrag tatsächlich der Gedanke in den Sinn, was "denken" Tiere wohl über uns Zweibeiner?
Nicht "wahrnehmen", nicht "erkennen", nein, "denken". Ich bin mir sicher, daß sie das tun (können). Und zwar auf eine komplexere Weise, als wir ihnen das gemeinhin zutrauen würden. Nur bleibt uns diese Welt bis auf weiteres (noch) verschlossen. Das von Oto Vorgetragene ließe sich - ein wenig kühn - aber durchaus auch so interpretieren, daß wir uns (in der Forschung) "mikrobenschnell" zumindest in diese Richtung bewegen.
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30.11.2019, 08:20 | #6 |
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Verena hier aus dem Forum pflegt die oder hat sie gepflegt. Sind halt recht groß, die Kerle.
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