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Alt 27.02.2021, 18:51   #1
Otocinclus2
 
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Standard Schleimpilze - Hirnloser „Klugheit“ auf der Spur

Schleimpilze waren hier in Forum ja immer wieder mal mehr oder weniger ausführlich ein Thema.

Anknüpfungspunkt war stets der Umstand, dass sich einer dieser Gesellen einfach ungefragt in ein Becken einquartiert und dessen Besitzer vor mehr oder weniger große Rätsel gestellt hatte.

Und rätselhaft sind sie ja in der Tat: Sie sind weder Tiere, noch Pflanzen. Und Pilze sind sie (trotz ihres Namens) auch nicht. Diese Einzeller sind also eine Lebensform, die sich keiner der drei großen Gruppen (Pflanzen, Tiere, Pilze) zuordnen lassen.

Rätselhaft sind sie bis zum heutigen Tag auch für die Wissenschaft. So haben sie z.B. kein Nervensystem - zumindest kein erkennbares. Und sie haben erst recht kein Gehirn. Und doch sind sie in der Lage, z.B. in einem ausgedehnten Labyrinth erstaunlich zielgerichtet den kürzesten Weg zu einer Nahrungsquelle zu finden, ohne dort herumzuirren. Und sie zeigen kognitive Fähigkeiten.
Aber wie geht das? So ganz ohne Grips in der (ohnehin nicht vorhandenen) Birne?

Nun sind einige Wissenschaftler dem schleimigen Gesellen doch noch ein wenig auf die Schliche gekommen. Sie haben herausgefunden, dass Erinnerungsvermögen nicht unbedingt an das Vorhandensein eines Nervensystems und eines Gehirns gebunden sein muss, sondern auch ganz andere, bislang unbekannte Grundlagen haben kann. Der Schleimpilz braucht gar kein Gehirn - er "lernt" gewissermaßen mit "vollem Körpereinsatz", wie wir hier nachlesen können:

https://www.wissenschaft.de/umwelt-n...-auf-der-spur/

Zitat:
Die wabernden Strukturen dieser bizarren Wesen bewegen sich mit teils beachtlicher Geschwindigkeit über den Untergrund fort – immer auf der Suche nach Fressbarem. Das Spannende ist dabei: Studien haben gezeigt, dass Schleimpilze bei ihrer Fortbewegung nicht einfach nur dem Gradienten von Locksubstanzen folgen. Sie zeigen stattdessen erstaunlich „intelligent“ wirkende Verhaltensweisen. Erfahrungen scheinen demnach das Bewegungsmuster der Schleimpilze zu beeinflussen. Dies legt nahe: Die vermeintlich simplen Wesen können sich Informationen über die Umwelt einprägen und für sinnvolle Entscheidungen nutzen. Wie eine solche Merkfähigkeit ohne ein Nervensystem möglich ist, ist bisher unklar.

Schleimpilze weben offenbar Erinnerungen an Nahrungsorte direkt in die Architektur ihrer netzwerkartigen Körper ein und können die so gespeicherten Informationen offenbar bei zukünftigen Entscheidungen nutzen. Wie aus den Modellen hervorgeht, löst der Kontakt mit der Nahrungsquelle im Inneren der Zelle die Freisetzung eines Botenstoffes aus, der sich dann vom Fundort der Nahrung durch den gesamten Organismus bewegt. Die bisher noch unbekannte Substanz verursacht ein Erweichen der Röhren im Netzwerk. In dem der Nahrungsquelle zugewandten Bereich dehnen sie sich dadurch mehr aus, sodass sich der Organismus quasi auf die Nahrungsquelle ausrichtet. Die Spuren dieses Musters verschwinden aber anschließend nicht – sie bleiben längerfristig erhalten und könnten somit eine Erinnerung bilden. Auch frühere Nahrungsorte, die in der Netzwerkarchitektur eingeprägt sind, fließen offenbar in Bewegungsentscheidungen ein: „Dort wo die Röhren allmählich weicher werden, kommen auch die noch vorhandenen Abdrücke früherer Nahrungsquellen ins Spiel. Dort wird die gespeicherte Information abgerufen“, sagt Kramar. „Vergangene Nahrungsaufnahmen sind in die Hierarchie der Röhrendurchmesser eingebettet, konkret in der Anordnung von dicken und dünnen Röhren im Netzwerk“, erklärt die Wissenschaftlerin.

Diese interessanten Erkenntnisse gehen dabei sogar über den Bereich der Biologie weit hinaus, wie die Forscher weitsichtig verlautbaren:

Den Wissenschaftlerinnen zufolge könnten Erkenntnisse über die erstaunlichen Fähigkeiten der Schleimpilze allerdings nicht nur aus biologischer Sicht interessant sein: Sie könnten auch der Entwicklung von intelligenten Materialien und dem Bau von weichen Robotern, die durch komplexe Umgebungen navigieren, zugutekommen, sagen Kramar und Alim.

Intelligente Materialien!
Toll!
Mit diesen bahnbrechenden Erkenntnissen ließe sich also z.B. zur Erleichterung der täglichen Hausarbeit ein Intelligenter Feudel konstruieren, der von sich aus hochmotiviert unablässig durch die ganze Wohnung mäandert, um sich an Staub, Dreck und sonstigem Unrat gütlich zu tun...
Schöne neue Welt!
Allerdings: Was ist, wenn diese neue Welt gar nicht so schön bleibt? Was ist, wenn der Intelligente Feudel mutiert, des Drecks und sonstigen Unrats überdrüssig wird, carnivore Vorlieben entwickelt und dann unversehens dem Wohnungsinhaber über dem Weg kriecht...? ...Aaarrrgh!

Vielleicht sollte man doch nicht unbedingt jeden Weg bis zum Ende gehen...



Nachdenklich
Otocinclus2

Otocinclus2 ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 27.02.2021, 19:35   #2
carpenoctemtom
 
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Das Gedankenspiel, das ich grade spontan zu Schleimpilzen hatte, verkneife ich mir lieber...
carpenoctemtom ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 27.02.2021, 19:41   #3
Otocinclus2
 
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Zitat:
Zitat von carpenoctemtom Beitrag anzeigen
Das Gedankenspiel, das ich grade spontan zu Schleimpilzen hatte, verkneife ich mir lieber...
Warum?
Erst neugierig machen, aber dann die Klappe halten...
Nee...das geht gar nicht! Also: Raus damit!



Gruß
Otocinclus2
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Alt 27.02.2021, 19:47   #4
carpenoctemtom
 
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Ok, nicht betteln, nutzlose Schleimpilze gibts in der Bevölkerung vermehrt. Nennen sich Coronaleugner, Verschwörungstheoretiker, u.ä.
carpenoctemtom ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 27.02.2021, 19:57   #5
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Zitat:
Zitat von carpenoctemtom Beitrag anzeigen
Ok, nicht betteln, nutzlose Schleimpilze gibts in der Bevölkerung vermehrt. Nennen sich Coronaleugner, Verschwörungstheoretiker, u.ä.
Das stimmt allerings!
Und hirnlos sind die auch!
Mit einem großen Unterschied: Die verirren sich im Labyrinth!
(Und nicht nur dort. Für die bedarf es noch nicht einmal eines Labyrinths, um sich hoffnungslos zu verlaufen.)



Gruß
Otocinclus2
Otocinclus2 ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 28.02.2021, 20:17   #6
David Teichfloh
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Zitat:
Zitat von carpenoctemtom Beitrag anzeigen
Ok, nicht betteln, nutzlose Schleimpilze gibts in der Bevölkerung vermehrt. Nennen sich Coronaleugner, Verschwörungstheoretiker, u.ä.
Komisch - ich hatte zuerst an Politiker und Vertreter gedacht ....
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Alt 02.03.2021, 14:04   #7
radlhans
 
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Und am Ende brauchen wir dann doch wieder die Ghostbusters, die diesen schleimigen Schleim dann aufsaugen
radlhans ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 27.04.2021, 21:52   #8
Otocinclus2
 
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Standard Blop fliegt zur ISS

Dafür, dass Schleimpilze nur eine Geschwindigkeit von gut 1 cm/h an den Tag legen können, kommen sie ganz schön weit rum. Jedenfalls machen einige von ihnen bald einen Ausflug zur ISS:

Die Internationale Raumstation ISS bekommt demnächst äußerst kuriose Bewohner: Wie die französische Raumfahrtbehörde CNES am Freitag mitteilte, soll der Astronaut Thomas Pesquet mehrere Exemplare des Blob, eines Einzellers mit sonderbaren Eigenschaften, zur ISS bringen. In Experimenten soll erforscht werden, ob der Blob sich im All anders verhält als auf der Erde. Auch solle die Wirkung der Schwerelosigkeit und der Strahlung auf seine Entwicklung untersucht werden, hieß es.

Die wissenschaftliche Bezeichnung für den Blob ist Physarum polycephalum oder auch "vielköpfiger Schleim". Das mysteriöse Wesen scheint reglos, doch in Wirklichkeit bewegt es sich bis zu einen Zentimeter pro Stunde, wenn es sich auf die Suche nach Pilzsporen, Bakterien oder anderer Nahrung macht. Der Blob sieht aus wie ein gelber glibberiger Fleck, hat weder Gehirn, Augen, Gliedmaßen noch einen Magen. Dennoch hat er ein "Gedächtnis", kann sein Verhalten anpassen, Probleme lösen und sich in einem Labyrinth bewegen.

Allerdings wird es wohl nicht für jeden der Gesellen ein ausnahmslos lustiger Ausflug werden, denn:

Pesquet soll am 22. April im Rahmen der Mission "Alpha" zur ISS fliegen. Dort soll der Franzose Blobs in zwei unterschiedlichen Versuchsaufbauten erforschen. Zwei Blobs sollen in einer Umgebung ohne Nahrung beobachtet werden, zwei andere sollen gleich mehrere Nahrungsquellen zur Auswahl haben.

Na, ich würde jedenfalls lieber zu den beiden gehören, die der Völlerei frönen können, als zu den Asketen...

Näheres kann man hier nachlesen:

https://www.science.lu/de/franzoesis...n-blob-zur-iss

Und wer nun auf den Gedanken gekommen sein sollte, sich einmal mit der Zucht von Schleimpilzen zu befassen, kann hier fündig werden:

https://www.schleimpilz-liz.de/41-zucht.php

Schleimpilze - ein Haustierersatz?
Ja, warum nicht? Ein Schleimpilz ist zwar nicht sehr kommunikativ, aber man kann an ihm die einfachsten Formen von Leben gut beobachten. Wo sieht man schon mal eine so einzige Zelle ohne Mikroskop? Noch dazu gibt es Schleimpilze in allen möglichen hübschen Farben und sie sind beinahe überall zu finden (mit ein bisschen Glück).



Ich wünsche gutes Gelingen!
Otocinclus2

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Otocinclus2 ist offline   Mit Zitat antworten
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