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Alt 03.02.2014, 15:26   #1
Schneckinger
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Standard Herbstlaub und Erlenzapfen im Aquarium: Eine kleine Abhandlung ;-)

Verwendung von Herbstlaub, Erlenzäpfchen und Co. Im Aquarium.

Edit:
In Ergänzung zu diesem Artikel habe ich noch eine "Abhandlung" über Holz im Aquarium "verbrochen". Die findet Ihr hier:
http://www.zierfischforum.info/aquar...bhandlung.html

Hi Aquarianer,

nachdem in der letzten Zeit wieder vermehrt Fragen zum Thema Herbstlaub, Erlenzäpfchen und Co. auftauchen, hier mal eine Zusammenfassung meiner Erfahrungen /meiner Vorgehensweise:

Erster und besonders wichtiger Punkt:
Im Folgenden geht es ausschließlich um HERBSTlaub und REIFE Erlenzapfen (braun, trocken), denen der Baum auf natürlichem Weg im Herbst alle Nährstoffe (Kohlenhydrate, ätherische Öle, bei den Zapfen auch Fett und Eiweiß in den Samen) entzogen hat.

Zwar finden im Aquarium auch vielfach grünes Blattwerk oder frisch getrocknete Erlenzapfen und Blätter Verwendung. Aber das ist wieder ein ganz anderes Thema. Diese Materialien müssen aufgrund ihres hohen Nährstoffgehaltes viel vorsichtiger und sparsamer verwendet werden. Genau wie jedes andere Futter.


Gerade Herbstlaub findet in meinen (und vielen anderen) Aquarien aus verschiedenen Gründen Verwendung:

1.Futter:

Die meisten Wirbellosen (Garnelen, Krebse...) nehmen Herbstlaub sehr gerne als Futter an. Gerade für Krebse ist es ein essentieller Nahrungsbestandteil. Aber auch viele Schnecken lieben es. Bei den Fischen akzeptieren gerade viele saugende/raspelnde Welse und Schmerlen Herbstlaub als willkommene Rohfaserquelle, besonders wenn Holz im Becken fehlt.

2.Funktioneller Bestandteil der Einrichtung:

Eine Schicht Herbstlaub am Boden kann zu hellen Bodengrund abdunkeln. Ausserdem bietet eine derartige Schicht ideale Deckung für kleine und mittlere bodenlebende Fische (z.B. Panzerwelse, Dornaugen...). Auch viele Jungfische finden hier sichere Verstecke. Besonders alle wühlenden Aquarienbewohner lieben es, sich durch Blattwerk in unterschiedlichen Zersetzungsstadien zu arbeiten.

2.Positive Beeinflussung der Wasserwerte:

Gerade Eichenlaub, sowie in noch stärkerem Maße Erlenzäpfchen können den PH-Wert auf „sanfte“ Weise leicht senken. Was in vielen (natürlich nicht allen!) Aquarien von Vorteil ist.

3.“Medizinische“ Wirkung:

Herbstlaub (besonders Eiche) und noch mehr Erlenzapfen haben aufgrund ihrer Inhaltsstoffe (Gerbsäure, Huminsäure, Flavonoide...) eine deutlich keimhemmende Wirkung im Aquarium. Dieser Effekt kann vor allem zur Krankheitsvorbeugung genutzt werden. Aber in Verbindung mit einem großen Wasserwechsel lässt sich so schon manche leichtere Infektion bekämpfen.

Ähnliche Wirkungen erzielt man mit den bekannten Seemandelbaumblättern aus dem Zoohandel. Aber warum kaufen, wenn man die Blätter bei jedem Waldspaziergang sammeln kann. Jetzt im Winter ist die ideale Zeit dazu.

4.Optik

Nicht zuletzt gibt ein wenig Herbstlaub so manchem Aquarium den letzten natürlichen „Touch“.

Sammeln:

Grundsätzlich lässt sich im Aquarium das Herbstlaub aller heimischen Laubbäume verwenden. Aufgrund ihrer positiven Eigenschaften empfehle ich aber vor allem Buche/Hainbuche, Eiche und Walnuss und natürlich die Erlenzäpfchen.

Viele Eichen, Buchen und Hainbuchen werfen ihr altes Laub erst im Frühjahr ab. Die alten Erlenzäpfchen hängen oft bis in das Frühjahr hinein noch am Baum. Also kann man den ganzen Winter über Laub und Zapfen in erstklassiger Qualität sammeln/pflücken. Und das auch noch ohne sich zu bücken

Also entweder die Blätter jetzt direkt von den Bäumen zupfen oder (im Idealfall direkt nach dem Abwerfen des Laubes) vom Boden aufsammeln.
Natürlich kann man auch nasses Laub sammeln. Das dann halt gut ausgebreitet trocknen, wenn es gelagert werden soll. Bei direkter Verwendung darf es selbstverständlich auch nass ins Becken.

Gerade Eichen- und Buchenlaub verrottet allerdings sehr langsam. Daher kann man es, wenn nötig, ganzjährig in guter Qualität sammeln.

Krankheitserreger/Schadstoffe:

Grundsätzlich erst mal keine Angst vor Krankheitserregern! Aufgrund der antiseptischen Eigenschaften des Herbstlaubs enthält es praktisch nie krankmachende Erreger. Und erst recht keine, die im „Biotop“ Aquarium zurechtkommen. Also ist es völlig unnötig Herbstlaub oder Erlenzäpfchen abzukochen oder zu überbrühen. Zumal dabei viele wertvolle Inhaltsstoffe verloren gehen.

Die Gefahr des Schadstoffeintrags durch selbstgesammelte Naturmaterialien wird meist sehr überschätzt. Wenn man Blätter, Futter, Äste oder ähnliches nicht gerade direkt an einer Hauptstraße (Abgase) oder an einem Feldrand (Spritzmittel) sammelt, sind sie im allgemeinen ohne weitere Behandlung sofort verwendbar.

So manches Material aus dem Handel kommt vermutlich aus wesentlich stärker belasteter Umgebung.

Lagerung:

Einmal trockenes Herbstlaub und Erlenzapfen lassen sich sehr lange lagern, wenn man folgende Bedingungen beachtet: Trocken, kühl und luftig sollte es sein.
Ich verwende dazu Pappkartons oder Stofftaschen. Oder man schneidet gleich ganze Zweige samt dem Herbstlaub und hängt diese luftig aber regen- und sonnengeschützt unter einem Vordach im Garten auf. So mache ich es meist (s. unten).


Landeier (wie ich) und Aquarienprofis (wär ich gern) kennen das natürlich Alles. Aber da es ja auch Stadtkinder und Aquarieneinsteiger gibt hier ein paar Bilder zum Thema:

Herbstlaub. Links Amerikanische Eiche (häufig in Parks, aber auch im freien Forst anzutreffen), rechts unten „normale“, mitteleuropäische Eiche, rechts oben Buche:
Click the image to open in full size.

Winterliche Eichen mit Laub:
Click the image to open in full size.

Winterliche Buchen mit Laub:
Click the image to open in full size.

Eine typische Hainbuchenhecke im Winter:
Click the image to open in full size.

Eine typische Schwarzerle mit reichlich Zäpfchen:
Click the image to open in full size.

Erlenzapfen:
Click the image to open in full size.

Mein Blättervorrat:
Click the image to open in full size.

Damit es nicht zu lang wird (dann liest es ja doch keiner) mache ich jetzt erst mal Schluss. Wer Fragen, Ergänzungen (gerne!) oder Kritik (wenn´s denn sein muß) zu diesem Thema hat, darf sich gerne in diesem Thread austoben. Dazu habe ich ihn ja gestartet.

Tschüß,
Schneckinger


Geändert von Schneckinger (07.04.2014 um 15:42 Uhr)
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Alt 08.02.2014, 13:59   #2
Berit
 
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Ganz ganz toll!!! Insofern es noch nicht gepinnt ist, beantrage ich das hiermit
Berit ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 08.02.2014, 17:08   #3
Orchidee.44
 
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Danke für die tollen Infos und die Bestätigung, dass die Blätter einfach so ins Becken dürfen, wie ich es bisher auch gemacht hatte.
Orchidee.44 ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 08.02.2014, 17:10   #4
Bifi
 
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und Danke auch für die tollen Bilder! Ich finde auch, das sollte unbedingt gepinnt werden.
Bifi ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 08.02.2014, 19:23   #5
Fanny
 
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Hallo Schneckinger,

danke für die Mühe die du dir gemacht hast, gerade auch mit den Bildern. Wirklich Klasse, so weiß auch der "Neuling" in der Laubfütterung was darf und was nicht.

Danke dir!
Grüße Fanny
Fanny ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 10.02.2014, 11:01   #6
Schneckinger
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Hi Leute,

freut mich, dass meine "Abhandlung" hier anscheinend ankommt. Ich hatte schon befürchtet, mich mit solchen Grundlagen lächerlich zu machen.

Ich weiß nicht, ob sich anpinnen lohnen würde. Agepinnte Artikel werden anscheinend sowieso grundsätzlich nicht gelesen- s. Kampffischhaltung.

Aber Ihr könnt den Thread ja selber am Leben erhalten indem Ihr

1.
- ihn mit eigenen Blättererfahrungen ergänzt: Beispiele von Einrichtungen mit Laub (gerne mit Bildern), Behandlungserfolge (und Mißerfolge)....

2.
-ihn fleissig verlinkt wenn Neuforianer und Aquarienneueinsteiger mit Fragen zu dem Thema kommen.

Tschüß.
(ein geschmeichelter)Schneckinger

Schneckinger ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 10.02.2014, 12:45   #7
DominikS.
 
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Hallo Schneckinger,
danke für die Abhandlung! Sehr schön!

Frage bezüglich Walnuss-Laub:
Hatte immer gelesen dies im Sommer wenn es noch grün am Baum hängt zu ernten und zu trocknen, da dies dann die besten Stoffe enthält und dann mit Seemandelbaumblättern vergleichbar wäre.
DominikS. ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 10.02.2014, 15:26   #8
Schneckinger
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Hi Dominik,

da hast Du grundsätzlich schon richtig gehört.

Man kann Walnusslaub grün ernten und dörren. So erhält man ein erstklassiges, sehr lange haltbares Futter. Walnusslaub hat durchaus auch positive Wirkungen auf die Keimbelastung des Wassers.

Allerdings enthält dieses grün geerntete Laub noch relativ viele energiereiche Verbindungen (hauptsächlich Kohlenhydrate), die das Wasser belasten können. Deshalb sollte man grün geerntetes Walnusslaub eher als Futter, denn als Einrichtungsgegenstand betrachten. Also eher sparsam verwenden.

Nur eine Handvoll auf einmal und ersetzen, wenn es aufgefressen wurde. Herbstlaub dagegen kann -wenn gewünscht- den gesamten Boden des Beckens bedecken ohne das Wasser durch schnelle Abbauprozesse zu belasten.

Bei mir kommt Walnusslaub das ganze Jahr als Futter zum Einsatz. Von Frühjahr bis Herbst frisch und im Winter als grün gedörrte Konserve. Aber halt in begrenzten Mengen. Das wird sowohl von Krebsen als auch von Garnelen mit Begeisterung angenommen.

Als Therapiemittel würde ich eher die Seemandelbaumblätter oder eben Eichenherbstlaub einsetzen.

Tschüß,
Schneckinger

Danke: (1)
Schneckinger ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 10.02.2014, 15:31   #9
ASchmidti
 
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Hallo,

sehr schöner Beitrag! Ich nutze auch Eichenlaub im Becken und verfahre so wie Schneckinger. Auch heimisches Holz (Wurzeln) findet bei mir Verwendung im Becken.


Gruß
ASchmidti ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 10.02.2014, 17:53   #10
Berit
 
Registriert seit: 27.10.2013
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Hallo Aschmidti,

was für Wurzeln nimmst du da? Trocknest du die erst? Wenn ja wie lange?
Berit ist offline   Mit Zitat antworten
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Stichworte
blätter, buchenlaub, eichenlaub, erlenzapfen, heimisches laub, laub

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