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Alt 09.06.2013, 10:58   #1
Paradiesfischle
 
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Standard Nachtbeobachtung von Welsen bei verschiedenfarbigem Licht

Hallo liebe Fischfreunde,

im Folgenden versuche ich die Ergebnisse einer Versuchsreihe zusammen zu fassen. Auslöser waren meine L333. Diese trauen sich kaum tagsüber aus ihren Verstecken, was ich sehr schade fand, da ich ja auch etwas von ihnen haben wollte. Nachts sind sie, wie ich herausfand (und wie zu erwarten war) quietschfidel unterwegs. Nun wollte ich Testen wie ich sie beobachten könnte ohne sie zu stören oder zu vertreiben. Ich habe versucht die trockene Physik so weit wie es geht auszuklammern und habe sie ans Ende gesetzt. Der Bericht setzt sich aus Auszügen aus meinem Versuchstagebuch zusammen.
Ich hoffe diese Beobachtungen sind für den ein oder anderen L-Wels-Liebhaber von nutzen. Ich bin jedenfalls ein großer Fan dieses interessanten und meist lichtscheuen Gesindels.


Zweck:
Nächtliche Beobachtung natürlichen Verhaltens von Welsen

Fragestellung:
Lassen sich Fische, insbesondere Welse, durch verschiedenfarbiges Licht ungestört nachts beobachten? Inwiefern zeigen sie Reaktionen auf Licht unterschiedlicher Wellenlänge, und in welchem Maße bei unterschiedlicher Intensität.

Hypothese:
Weniger starkes reagieren auf rotes Licht

Versuchstiere:
Brauner Antennenwels, LDA 1/L 169 (Tiger Harnischwels), L 333 (Schocko-Zebra-/ Gelber-Königstiger-Harnischwels), Ohrgitterharnischwels, (Amano-Garnelen, div. andere Fische.)

Testfarben:
Weiß (Kontrollfarbe), Rot, Blau, Grün, Orange

Testdesign:
  • Generelle Empfindlichkeit gegenüber Bestrahlung mit den Testfarben mit hoher Intensität.
  • Verhalten gegenüber konstanter punktueller Beleuchtung
  • Verhalten gegenüber Beleuchtung in gestaffelten Intensitäten mit unvermitteltem Auftreten
  • Verhalten gegenüber konstanter Punktueller Beleuchtung in unterschiedlichen Intensitäten

Testmaterialien:
Glühlampe mit Farb- und Milchglasfiltern, optisches Spektrometer (um Farben zu überprüfen und Mischungen unterschiedlicher Wellenlänge auszuschließen, Abgleich mit Aquarienbeleuchtung), Welspellets (bereits bekanntes und gut angenommenes Futter)

Versuchstag 1-5:
Zunächst wurden die Empfindlichkeiten der einzelnen Tierarten bei weißem Licht untersucht. Wie nicht anders zu erwarten, zeigten alle Tiere Reaktionen. Dieses wurde mehrmals mit Abständen von ca. 30min wiederholt. Dies sollte dem Festlegen einer durchschnittlichen Reaktion der jeweiligen Versuchsart dienen. Heftigste Reaktion konnte bei L333 beobachtet werden. Soweit nicht verwunderlich da diese sich meist erst nach ausschalten der blauen Übergangsbeleuchtung zeigen während die Anderen Arten auch Tagsüber, zumindest zeitweise Aktivitäten zeigen Die schwächste bei Ohrgitterharnischwelsen.
Oben genanntes Vorgehen wurde in den folgenden Nächten mit anderen Farben und zur Kontrolle mit weiß durchgeführt. Hierbei war bei jeder Tierart eine Reaktion beim einschalten des Lichtes zu beobachten, welches sich unabhängig von der Lichtfarbe gestaltete.

Versuchstag 6 :
Dauerbeleuchtung mit blau auf Fleck mit ca. 20 cm Durchmesser bei sonst dunklem Becken und wenig weiterer Störender Beleuchtung. Es wurde auf das Zentrum der Beleuchtung angefüttert. Die Fische meiden die beleuchtete Stelle weitgehend. L333 meidet die beleuchtete Stelle vollkommen LDA1 und Antennenwelse durchschwimmen sie gelegentlich ohne größeren Aufenthalt. Besonders gute Beobachtungen konnte ich im Aufzuchtsbecken der Antennenwelse machen, da hier die Dichte an Fischen, durch die Jungfische, deutlich höher ist als bei den anderen Fischen. Hier zeigt sich, dass sich die meiden Fische direkt außerhalb des Lichtkegels aufhielten und sich so ein deutlich erkennbarer Rand bildete, ca. 2-3 cm vom Lichtkegel entfernt. Nach ca. 2 std. wurden weitere Punkte des Beckens mit Futter versehen. Dieses Futter wurde deutlich besser angenommen wie das im Licht.

Versuchstag 7:
Zuvor durchgeführtes Experiment mit grüner Farbe wiederholt mit nahezu selbem Ergebnis, Übrige Fische (nicht die Testfische) fühlten sich zunächst vom Licht angezogen. Grünes Licht scheint stärker wahrgenommen zu werden. Nur das später eingestreute Futter wurde angenommen

Versuchstag 8:
Versuch mit rot wiederholt. Ergebnisse ähnlich dem Versuch mit blau. Ein Problem bei der Umsetzung war, dass mir die Amano-Garnelen permanent das Futter verschleppt haben. Diese scheinen das rote Licht schwächer bis gar nicht wahrzunehmen. Übrige Versuchstiere mieden die Stelle wobei sich die Antennenwelse und die LDA 1 des Öfteren in den Lichtkegel bewegt haben allerdings meist nur für kurze Zeit um das Futter zu beschnuppern. Auch hier wurde nach einiger Zeit weiteres Futter ins Becken getan. Dieses wurde dem im Licht deutlich bevorzugt.

Versuchstag 9:
Versuch mit orange durchgeführt. Erstaunlich war das alle Fische sehr stark auf das Licht reagierten, z. T. sogar etwas stärker als auf weißes Licht

Versuchstag 10-13:
In dieser Versuchsreihe wurden sämtliche Lichtfarben nochmals getestet, allerdings in verschiedenen Intensitäten. Die Unterschiede wurden mit Milchglasfiltern herbeigeführt. Es wurde sowohl bei plötzlichem Auftreten des Lichtes wie auch bei einschwenkendem Licht auf die Tiere getestet. Es konnte kein hierbei Unterschied in der Reaktion der Testtiere festgestellt werden.
Die Reaktion auf orangefarbenes Licht viel am stärksten aus. Weiterhin weniger Reaktionen auf die übrigen Farben und nahezu kaum Unterschiede festzustellen im Vergleich zu weißem Licht. Die Reaktionen der Fische im Allgemeinen nahmen mit abnehmender Lichtintensität graduell mit ab. Rot scheint jedoch stärker wahrgenommen zu werden wie Grün oder Blau. Während ich bei Grün und Blau auf der schwächsten Intensität keine Reaktionen der Fische mehr feststellen konnte reagierten diese jedoch weiterhin auf Rot.

Ergebnisse:
  • Versuchstiere reagieren unterschiedlich auf verschiedene Lichtfarben
  • Die Rektion fällt je nach Art unterschiedlich aus.
  • L333 reagierte von allen Testtieren am empfindlichsten auf Licht.
  • Farbiges Licht eignet sich nur bedingt zur nicht störenden Nachtbeobachtung.

Mögliche Erklärung:
Die Ergebnisse waren in gewissem Maße zu erwarten bezieht man eine physikalische Gesetzmäßigkeit in Betracht. Das rote Spektrum weißen Lichtes nimmt mit zunehmender Wassertiefe in destilliertem Wasser ab. Da sich Wasser, besonders in der Natur und den Lebensräumen einiger Fischarten, aber meist nicht in destillierter Form (chemisch reines H2O) vorfinden lässt sondern verunreinigt gelten andere Verhältnisse. Diese Verunreinigungen bestehen aus Schwebstoffen verschiedenster Art, sowie im Wasser gelösten Mineralien wie Salz oder Kalk. Diese Verunreinigungen sorgen für eine Streuung (Dispersion) von einfallendem Licht. Da nun Licht im blauen Spektrum stärker disperionsbehaftet ist als Rotes wird dieses bereits nahe der Wasseroberfläche gestreut und gelangt so in niedrigerer Intensität in größere Wassertiefen. Rötliches Licht, insbesondere orangenes, ist weniger dispersionsbehaftet, wird also weniger gestreut und gelangt in tiefere Wasserregionen. Fische haben sich je nach Lebensraum an die jeweiligen Frequenzbereiche von Licht angepasst. So werden z. B. Fische aus Schwarzwasser, die in tieferen Regionen leben stärker auf orangenes Licht reagieren als auf blaues.

Fazit:
Nächtliche Beobachtung von Fischen ohne diese zu stören, sollte nach Möglichkeit mit einem Restlichtverstärker durchgeführt werden.


Bitte gebt mir Rückmeldung, was ihr davon haltet. Oder ob ich irgendwo einen Fehler gemacht habe.
Paradiesfischle ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 09.06.2013, 11:11   #2
christiand
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hi

sehr interessant geschrieben... Also nützt farbiges Licht praktisch nicht viel aber eine Idee hab ich noch.

Würdest du evtl. mal folgenden Versuch durchführen:

Infrarotlicht nehmen (ist für Menschen nicht sichtbar) und die Fische filmen (auf den Film sieht man die Fische da die Kamera auf das Infrarotlicht reagiert, Filmt mal eure TV-Fernbedienung die LED vorne wenn ihr eine Taste drückt, es reicht sie auf den Monitor einer Digicam zu beobachten und voila leuchtet die LED, übrigens ein super Tipp zum testen ob die FB noch geht ).

Mich würde interessieren ob Fische auf infrarotes Licht ebenfalls reagieren oder ob es für sie, wie für uns, unsichtbar ist.

Wenn sie darauf nicht reagieren, kann man sehr nachtaktive Fische wenigstens Filmen und so indirekt beobachten

mfg

Chris
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Alt 09.06.2013, 11:23   #3
Paradiesfischle
 
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Hallo Christiand,

werde ich bei Gelegenheit mal machen und berichten, ich muss nur mal schauen ob wir eine Infrarot leuchte haben bzw. einen geeigneten Filter. Generell müsste, je tiefer die Fische Leben, sich der Frequenzbereich in Richtung langwelliger Strahlung verschieben. Während meiner Recherche habe ich heraus gefunden, dass z. B. Buntbarsche infrarot im Bereich von 780nm sehen können, bzw. darauf reagieren. Daher müssten das auch andere Fische können.
Wie bereits erwähnt können die Fische ja auch mit Restlichtverstärker beobachtet werden. Infrarotkameras wären jedoch auch eine super Alternative falls sich die Fische nicht stören lassen.

Geändert von Paradiesfischle (09.06.2013 um 11:28 Uhr) Grund: Ergänzung
Paradiesfischle ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 09.06.2013, 21:22   #4
Sloggi
 
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Sehr interessante Versuchsreihe.

Habe auch schon einige Versuche mit Licht verschiedener Dämpfungen und meinen L 260 gemacht. Die besten Ergebnisse habe ich mit schwachem indirektem Licht (etwa aus dem Nebenzimmer) erzielt.

Rotlicht direkt auf das Becken gerichtet bringt kaum etwas. Die Tiere ziehen sich sofort zurück.

Generell sind meine Tiere extrem scheu. Bei mir ist das Licht aus von 22.30 Uhr bis 11.15 Uhr. Leider dringt am Morgen etwas Licht durch die Rolläden.
Vor 1.00 Uhr und nach 6.00 Uhr sind die Welse nie zu beobachten.
Sloggi ist offline   Mit Zitat antworten
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welse nacht licht


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