Schneckinger

Hi Freunde der 4-beinigen Schleimis!

Nachdem im letzten Jahr ein Thread über die Aufzucht der Brut des Teichfrosches (Rana esculanta) ein kleiner Überraschungserfolg war,
http://www.zierfischforum.info/becke...entuempel.html
habe ich beschlossen dieses Jahr ein ähnliches Projekt aufzulegen. Diesmal soll es um die Aufzucht der Erdkröte (Bufo bufo) gehen.

Diesmal möchte ich allerdings noch etwas früher starten. Ich habe mir diesmal keinen Laich besorgt, sondern 2 bereits fest verpaarte Krötenpärchen gefangen. Ich hoffe, dass diese direkt im Terrassenaquarium ablaichen, so dass ich die Entwicklung der Brut vom ersten Tag an dokumentieren kann.

Da sich die Froschlurche schon auf dem Weg zum Laichgewässer, spätestens aber nach der Ankunft darin fest verpaaren, ist es möglich diese Paare zu fangen und (schonend) zu transportieren, ohne dass sich wieder trennen.

Derartige "Doppeldecker" haben wahrscheinlich die meisten von Euch schon öfter gesehen:
Das (kleine) Männchen besteigt den Rücken des (deutlich größeren) Weibchen und klammert sich mit den Vorderbeinen am Brustkorb des Weibchens fest. Diese Verbindung löst das Männchen auch unter extremen Streß nicht, bis das Weibchen die Eier ins Wasser abgibt. Dann aber werden sie sofort vom Männchen befruchtet. Die Verbindung wird gelöst und die Tiere gehen wieder solo ihrer Wege.

Normalerweise dauert es von der ersten Umklammerung bis zum Laichakt bei der Erdkröte max. 2-3 Tage. Futter wird während dieser Zeit praktisch nicht aufgenommen. Die adulten Kröten werden also im Idealfall nur sehr kurze Zeit im Terrassenbecken bleiben, bis ich sie -nach getaner Arbeit- wieder freilassen kann.

Das Becken ist bewusst sehr spartanisch eingerichtet. Am Boden eine hauchdünne Schicht Poolfiltersand. Dazu eine große Wurzel:



Das schöne Stück verdanke ich Sturm Niklas, der im Lechauwald eine abgestorbene alte Weide entwurzelt hat, so dass ich mich am Wurzelteller bedienen konnte. Als Deckung für die Kröten und zur Sicherung der Wasserqualität kamen noch ein paar Hände voll Eichenherbstlaub dazu und an Pflanzen nur eine relativ dichte Schicht Wasserlinsen an der Oberfläche.


„Dank“ der Tatsache, dass beim Corybecken meines Sohnes Ostern eine Seitenscheibe geplatzt ist, habe ich auch ausreichend Abdeckscheiben zur Verfügung, damit unsere Bewohner nicht flüchten können.

Hier eine Gesamtansicht des Beckens. Noch etwas trüb. das sollte sich aber bald geben:



Und hier die (vorübergehenden) Bewohner:







Und dann eine ziemliche Überraschung:
Um ca. 17.00 Uhr habe ich die Kröten eingesetzt. Schon um 18.30 Uhr das hier:





10 Minuten später gab es eine komplette Eierschnur.





Es wird sich zeigen müssen, ob das tatsächlich ein regulärer Laichvorgang mit Befruchtung war. Oder ob das Weibchen die Eier durch Fang- und Transportstress „verloren“ hat. Auf jeden Fall hat sich ein Pärchen getrennt. Das andere ist weiterhin fest verbunden.


Nerviger aber notwendiger Abschlussatz zu diesem Post:


Grundsätzlich ist in Deutschland (und der geamten EU) jegliche Entnahme von Amphibien oder ihrer Eier aus der Natur verboten. Ich habe mich für dieses Projekt extra durch eine 2-wöchige Behördentortur gequält, um eine offizielle Genehmigung zu bekommen. Grund war vor allem, dass dieser „Versuch“ neben dem Forum auch für ein Schulprojekt meiner beiden „Kleinen“ dokumentiert werden soll. Und da sollte alles möglichst korrekt ablaufen.


So, hiermit ist der Thread für Kommentare und Fragen freigegeben. Ich werde mich bemühen, wenigstens einmal täglich rein zu schauen. Aktualisierungen und neue Bilder folgen immer, wenn sich etwas berichtens/fotografierenswertes ergibt ;-)


Tschüß,
Krötinger

Öhrchen

Hallo zukünftiger Krötenpapa,
mal wieder ein spannendes Projekt, das ich mit Sicherheit verfolgen werde.

Und ich habe schon gleich die erste Frage: Sehen die Kröten das Aquarium jetzt als Laichgewässer an, und wollen es im nächsten Jahr wieder aufsuchen? Oder krabbeln sie dann wieder dahin, wo sie diesmal nicht ankamen, weil sie unterwegs eingesammelt wurden?

ghhe

Hallo,

faszinierendes Projekt. Ich hoffe, dass der erste Ablaichvorgang erfolgreich war.

Setzt du die beiden Kröten nach dem Laichen wieder dort aus wo du sie gefangen hast?
Brauchen die Kröten nicht eigentlich mehr Landteil? Oder halten sich diese wirklich dauerhaft im Wasser auf? Oder reicht ihnen für die paar Tage/Stunden der kleine Teil der Wurzel der oberhalb des Wassers ist?

Schneckinger

Mahlzeit miteinander,

-Nachdem ich die eigentliche Krötenwanderung "verpasst" habe, haben wir die beiden Paare aus dem Tümpel gekeschert. Dort kommen sie auch direkt nach Beenden des Laichvorgangs wieder hin. Es wird also keine Verwirrung bezüglich der Heimat geben ;-)

-Mehr Landteil brauchen die Kröten in dieser (kurzen) Lebensphase nicht. Sie verlassen das Wasser fast gar nicht. Bild 3 im Eingangspost ist die Ausnahme, die die Regel bestätigt ;-)

Allerdings halten sie sich gern an Holz/Pflanzen oder Ähnlichem in Oberflächennähe fest. So haben sie Halt, Deckung und Ruheplatz zugleich. Ausserdem wird die typische Laichschnur der Erdkröten nicht in einem Klumpen auf einmal abgelegt, sondern über mehrerere Stunden unter ständiger (langsamer) Fortbewegung. Dabei wird die Eierschnur buchstäblich um Pflanzen oder Hölzer "gewickelt" und so fixiert.

Lang werden sie sicher nicht im Aquarium bleiben. Irgendwann gegen Ende der Nacht, hat auch Paar 2 zu laichen begonnen. Heute Morgen, als ich zur Arbeit wollte, sah es dann so aus:



Es befanden sich zu diesem Zeitpunkt schon geschätzte 2m Endloslaichschnur im Becken. Die beiden waren aber immer noch munter zu Gange ;-)

Jetzt gerade (11.30 Uhr), bei meiner Heimkehr, waren sie immer noch an der Arbeit.

Hier ein Detailfoto der Laichschnur:



Das Geodreieck mit der cm-Skala befindet sich exakt zwischen 2 Laichschnurabschnitten. Der Größenmaßstab stimmt also. Das heißt, wir haben hier ca. 5 Eier pro cm Schnur. Kann sich jeder ausrechnen, wieviele Krötenquappen wir (erfolgreiche Befruchtung vorausgesetzt) erwarten dürfen. Zur Zeit schätze ich die Schnurlänge auf ca. 3m.

Interessant finde ich übrigens immer wieder, dass die Laichschnur nicht massiv, sondern schlauchförmig ist. Im Bild 1 kann man erkennen, dass die Eier auch ungleichmässig verteilt sind. Hat der Strang Gefälle, rutschen die Eier regelrecht nach unten und sammeln sich dann an tieferen Punkten. Aufgrund des geringen Lumens dieses Schlauches bleibt es aber meist bei einer gleichmässigen Perlenschnur und es gibt keine/kaum Häufchenbildung.

Wird der Laichschlauch eröffnet (Riss, Tierfrass oder ähnliches) können die Eier regelrecht herauskullern.

Hier noch eine nette Poträtaufnahme des Männchens des ersten Paares, dass sich ja mittlerweile "getrennt" hat:



Jetzt wird es auf jeden Fall spannend. Sind die Eier befruchtet oder nicht. Spätestens Morgen wissen wir Bescheid.

Tschüß,
Krötinger

Danilight

Hallo Krötinger:-)

die schlüpfen schon so schnell? Wie ist das eigentlich bei den beiden getrennten, sind die komplett fertig für dieses Jahr, oder laichen die mehrfach?

ghhe

Hm dann war der erste Laichvorgang aber wohl nicht erfolgreich? Sind doch dann zu wenig Eier? Hast du sie vielleicht bei der Eiablage gekeschert und das ist nur noch "der Rest"?

Schneckinger

Hi,

Die "schlüpfen" nicht so schnell ;-) Die Eier sind ja gerade erst gelegt und die Entwicklung zur Quappe beginnt gerade erst. Bis zum Schlupf dauert es -je nach Temperatur- mindestens 10 Tage. Meist 2-3 Wochen.

Und ja, die sind jetzt fertig für dieses Jahr. Bei Familie Bufo bufo wird nur einmal im Jahr gelaicht. Bei anderen Froschlurchen sieht das schon wieder anders aus. Die Rotbauchunke z.B. legt über mehrere Wochen hinweg immer wieder Kleinstgelege in verschiedene Minitümpel/Pfützen ab.

Beim ersten -nicht so erfolgreichen- Pärchen könnte es tatsächlich der letzte Rest eines bereits im Teich begonnenen Laichvorgangs sein. Vor allem wenn ich mir die Bäuche der beiden Mädels anschaue. Die "Intensivlaicherin" hat trotz der enormen gelegten Eiermenge immer noch einen deutlich dickeren Bauch als das erste Weibchen. Das wirkt regelrecht eingefallen.

Um solche "Reinfälle" auszugleichen, habe ich mir ja extra zwei Paare geholt, obwohl rein von der Größe her schon ein Gelege reichlich wäre. Bei geschätzten 1500-2000 Eiern im (hoffentlich) erfolgreichen Gelege.

Tschüß,
Schneckinger

Schneckinger

Guten Abend,

noch mal eine kleine Aktualisierung:
Um 18.30 Uhr war das Pärchen noch beisammen. Um 19.00 Uhr hatten sie sich schon getrennt. Da mein Sohn sowieso zum Fußballtraining musste und der Herkunftstümpel der Kröten fast in Sichtweite vom Fußballplatz ist, haben wir die Kerlchen gleich mitgenommen und frei gelassen.

Der Aufenthalt in Schneckingers Erdkröten-Kreißsaal hat also gerade mal ca. 24h gedauert ;-)

Im Becken sind damit nur noch die Eier. Mit einer starken Lupe kann man bereits erkennen, dass die ersten Eier eine Einschnürung in der Mitte haben. Sie haben sich also bereits das erste Mal geteilt. Leider lässt sich das mit meiner Ausrüstung nicht gescheit knipsen. Aber immerhin dürfte damit zumindest Gelege Nr.2 "ordnungsgemäß" befruchtet sein.

Tschüß,
Schneckinger

Bifi

Hi Schneckinger,

super Bericht! Gerade habe ich überlegt, wie ich meinen Deutschmuffel-Aquariensohn zu seiner täglichen Leseübung bringe - da lief mir dieser Bericht über den Weg. Also, "Sohn - lies!" - hat er gemacht, sogar freiwillig, zum Glück sind schöne bunte Bildchen dabei . Natürlich kam die Frage "Können wir auch sowas?" - "Neee ...".

Also, Danke für den unterhaltsamen und lehrreichen (und rechtschreibfehlerfreien ) Bericht.

aquastar

Hallo
Diesen Thread werde ich weiter verfolgen, an Hand der Bilder weiß ich jetzt welche Kröte mich kürzlich im See angegriffen hat