22.10.2002, 18:36 | #1 |
Registriert seit: 17.07.2002
Beiträge: 110
Abgegebene Danke: 0
Erhielt: 0 Danke in 0 Beiträgen
|
Phosphatwert über Stahlwolle senken - Erfahrungsbericht
Hi!
Da ich bei mir im AQ einen Phosphatwert von mehr als 1 mg/l gemessen habe, wollte ich den Wert einfach nur senken, weil er mir zu hoch erscheint. Die Ursache war schnell erkannt: Das Leitungswasser hat bereits ein Niveau von 1,5 - 2 mg/l. Da ich wöchentlich TWW mache, wird das Phosphat immer wieder angereichert. So viel Phosphat scheinen die Pflanzen also nicht zu brauchen, denn der Wert sinkt im Verlauf der Woche nur um ca. 0,5-1 mg/l. Aber den Bartalgen und anderen Algenarten kommt dieser hohe Wert sehr gut. Nun habe ich mir verschiedene Methoden angeguckt und erstmal die Einfachste ausprobiert. Ich kaufe im Baumarkt 200 g Stahlwolle der Größe 00 von der Firma Schabert. Die Wolle ist wirklich sau fein! Ist u.a. zum kratzfreien Reinigen von Glas, Stein und Metall geeignet! Zu Hause habe ich dann ein faustgroßes Stück der Stahlwolle in mein Filterfach getan und den Filter auf minimale Umwälzung gestellt. Der Phosphatwert vor dem Einsetzen der Wolle: ca. 1,2 mg/l Der Phosphatwert heute morgen um 10.20 Uhr: ca. 0,5 mg/l Prima dachte ich mir, der Phosphatwert ist um mehr als die Hälfte geschrumpft. Dann ging das Licht an und ich stellte eine milchige Trübung des Wassers fest, was mich nicht wunderte, weil ich dies zuvor im Internet gelesen hatte. 8) Die Trübung ist wahrscheinlich auf ausgefallenes Eisenphosphat zurück zu führen. (Wer weiß hier mehr?) Dann habe ich schnell mal den Eisengehalt des Wassers getestet: weit über 1 mg/l eher 2 mg/l (sehr dunkle Färbung) Ich hab natürlich erstmal schnell die Stahlwolle, welche jetzt total verrostet und teilweise aufgelöst aussah, aus dem Filter genommen. Der hohe Eisenwert erschien mir doch etwas zu hoch für meine Fische und Garnelen. Vorteile der Methode: _ billig, da 200 g Stahlwolle recht viel sind und nur 2 € kosten _ schnell, Senkung innerhalb weniger Stunden Nachteile: _ Trübung des Wassers _ starke Erhöhung des Eisengehalts des Wassers Wenn ich keine Tiere im Becken halten würde, dann würde ich diese Methode vielleicht weiter verwenden, dann aber mit dickerer bzw. gröberer Stahlwolle, damit sich nicht so viel Eisen löst. Ein bisschen kann der Eisengehalt ja zunehmen; kommt den Echinodoren und anderen Pflanzen sicher nicht schlecht. Dann kann man gleich auf den Eisendünger verzichten. Werde dann mein Phosphat in Zukunft doch über einen (selbstgebauten) Anionentauscher aus dem Frischwasser austauschen müssen. |
22.10.2002, 19:24 | #2 |
Registriert seit: 31.07.2002
Beiträge: 1.364
Abgegebene Danke: 0
Erhielt: 0 Danke in 0 Beiträgen
|
Re: Phosphatwert über Stahlwolle senken - Erfahrungsbericht
Hallo Unbekannter !
>>>>> Der Phosphatwert vor dem Einsetzen der Wolle: ca. 1,2 mg/l Der Phosphatwert heute morgen um 10.20 Uhr: ca. 0,5 mg/l <<<<< Ich habe am 19.10.02 einen fast identischen Versuch begonnen. Ich hatte die grobe Sorte 2 der Stahlwolle gekauft und davon 16 g in die Filterkammer eines 80 l-Beckens mit HMF getan. PO4 lag zu Beginn bei 1,5 mg/l, heute nach 3,5 Tagen bei 0,8 mg/l. Die Stahlwolle sieht rostig aus. Der Eisengehalt ist konstant bei 0,05 mg Fe/l >>>>>>Prima dachte ich mir, der Phosphatwert ist um mehr als die Hälfte geschrumpft. Dann ging das Licht an und ich stellte eine milchige Trübung des Wassers fest, was mich nicht wunderte, weil ich dies zuvor im Internet gelesen hatte. 8) Die Trübung ist wahrscheinlich auf ausgefallenes Eisenphosphat zurück zu führen. (Wer weiß hier mehr?) <<<<<< Bei mir trat auch die milchige Trübung nicht auf. Die Erhöhung des Eisenwertes kann mit der Spurenelementedüngung zusammenhängen. Der Kremserdünger enthält reichlich Chelatoren, die für die Erhöhng des Eisengehalts verantwortlich sein könnten. Als Reaktionsmechanismus hätte ich folgendes erwartet. 1.) Fe + 2 H2O = Fe(OH)2 + H2 . 2.) 4 Fe(OH)2 + O2 + 2 H2O = 4 Fe(OH)3 Parallel entsteht FePO4, als Bestandteil des Fe(OH)3 >>>>>>Wenn ich keine Tiere im Becken halten würde, dann würde ich diese Methode vielleicht weiter verwenden, dann aber mit dickerer bzw. gröberer Stahlwolle, damit sich nicht so viel Eisen löst. Ein bisschen kann der Eisengehalt ja zunehmen; kommt den Echinodoren und anderen Pflanzen sicher nicht schlecht. Dann kann man gleich auf den Eisendünger verzichten. <<<<<<< Unter meinen Randbedingungen werde ich die Methode weiter anwenden, da ich selbstgemachten Dünger sehr sparsam verwende. Der Versuch wird weitergeführt, bis PO4 wieder steigt. Gruß Gerd |
22.10.2002, 20:38 | #3 | |
Registriert seit: 17.07.2002
Beiträge: 110
Abgegebene Danke: 0
Erhielt: 0 Danke in 0 Beiträgen
|
Zitat:
Irgendwo hatte ich mal gelesen, dass sich erst Eisenoxid und dann Eisenphosphat bildet. :-? Nach dem Motto: 1. Eisen(III) + Sauerstoff => Eisen(III)-oxid 2 Fe(III) + 3 O2 => 2 Fe2O3 2. Eisen(III)-oxid + Phosphat (Ion) => Eisenphospat + Sauerstoff 2 Fe2O3 + 4 PO4(3-) => 4 FePO4 + 3 O2 Aber irgendwie kann das auch nicht die Lösung sein, weil man ja das Phosphat nur bindet. Wenn sich die Konzentration an Phosphat verringert, werden wohl wieder vermehrt Phosphat-Ionen (im Bodengrund) in Lösung gehen. Oder es ist so, dass man das Phosphat gebunden an der Eisenwolle aus dem AQ raustransportiert. Dann frage ich mich allerdings, wo die Trübung bei mir herrührte, welche ja auf anderen Seite als Nebeneffekt erwähnt wurde. :-? Vielleicht war meine Wolle nur zu fein. Dadurch hat sie ja auch eine viel höhere Oberfläche bzw. einen höheren Zerteilungsgrad. Demnach ist die Reaktionsgeschwindigkeit auch viel größer. Fragen über Fragen :lol: |
|
22.10.2002, 23:09 | #4 |
Registriert seit: 31.07.2002
Beiträge: 1.364
Abgegebene Danke: 0
Erhielt: 0 Danke in 0 Beiträgen
|
Phosphatentfernung mit Stahlwolle
Hallo Patrik!
Entschuldige, aber bei meiner ersten Antwort fand ich Deinen Namen nicht! >>>>>>> Irgendwo hatte ich mal gelesen, dass sich erst Eisenoxid und dann Eisenphosphat bildet. :-? 1. Eisen(III) + Sauerstoff => Eisen(III)-oxid 2 Fe(III) + 3 O2 => 2 Fe2O3 2. Eisen(III)-oxid + Phosphat (Ion) => Eisenphospat + Sauerstoff 2 Fe2O3 + 4 PO4(3-) => 4 FePO4 + 3 O2 <<<<<<< Das Fe2O3 bidet sich aus dem Fe(OH)3. Zum Schluß bildet sich Fe3O4. Das PO4 wird an das entstehende Fe(OH)3 gebunden. >>>>>>>>Aber irgendwie kann das auch nicht die Lösung sein, weil man ja das Phosphat nur bindet. Wenn sich die Konzentration an Phosphat verringert, werden wohl wieder vermehrt Phosphat-Ionen (im Bodengrund) in Lösung gehen.<<<<<< Hier ist analog der PO4-Fällung mit FeCl3 mit einer Rücklösung zu rechnen. Aber das ist ja Gegenstand unserer Experimente! >>>>>>>Oder es ist so, dass man das Phosphat gebunden an der Eisenwolle aus dem AQ raustransportiert. Dann frage ich mich allerdings, wo die Trübung bei mir herrührte, welche ja auf anderen Seite als Nebeneffekt erwähnt wurde. :-? <<<<<<<< Das PO4 wird mit der Stahlwolle entfernt, wenn man sie rausnimmt. Vielleicht rührt die Trübung von Wasserstoffbakterien her! >>>>>>>>Vielleicht war meine Wolle nur zu fein. Dadurch hat sie ja auch eine viel höhere Oberfläche bzw. einen höheren Zerteilungsgrad. Demnach ist die Reaktionsgeschwindigkeit auch viel größer.<<<<<< Das vermute ich auch! Deswegen habe ich gleich grobe gekauft! >>>>>Fragen über Fragen <<<<< Suchen wir die Antworten! Gruß Gerd |
22.10.2002, 23:21 | #5 | |
Gast
Beiträge: n/a
|
Re: Phosphatentfernung mit Stahlwolle
Hi Gerd,
da kann ich jetzt nicht folgen :-? Zitat:
|
|
23.10.2002, 00:16 | #6 |
Registriert seit: 31.07.2002
Beiträge: 1.364
Abgegebene Danke: 0
Erhielt: 0 Danke in 0 Beiträgen
|
Re: Phosphatentfernung mit Stahlwolle
Hallo Walter!
>>>>>>da kann ich jetzt nicht folgen :-? Vielleicht rührt die Trübung von Wasserstoffbakterien her! <<<<<< Eisen im Wasser gibt Rost und Wasserstoff. Fe + 2 H2O = Fe(OH)2 + H2. Der Wasserstoff geht in Lösung. Es vermehren sich die Bakterienarten , die Wasserstoff veratmen können, im freien Wasser. Zu sehen sind entweder die Bakterien selbst oder die Ciliaten, die sie fressen. So könnte es sein! Bei mir war die Trübung nicht. Wegen meiner groben Stahlwolle ist ja die Wasserstoffbildungsrate viel geringer als bei Patrik. Gruß Gerd |
23.10.2002, 02:17 | #7 |
Gast
Beiträge: n/a
|
Hi,
aha, wieder was gelernt Tnx, |
23.10.2002, 08:45 | #8 |
Registriert seit: 28.04.2002
Ort: Berlin
Beiträge: 3.384
Abgegebene Danke: 0
Erhielt: 0 Danke in 0 Beiträgen
|
Hallo Gerd,
kleine Zwischenfrage: Ist Wasserstoff nicht als Gas in Wasser nur schwer löslich? Als schwerlösliches Gas würde es nämlich aus dem System entweichen und den "Wasserstoffbakterien" (für mich auch eine ganz neue Art) nicht mehr zur Verfügung stehen. Also dieser Punkt scheint mir doch ein bischen zu weit an den Haaren herbei geholt zu sein. Dass sich aus irgendeinem Grund verstärkt Cilliaten vermehrt haben, scheint mir allerdings wieder logisch zu sein. Dazu müssen aber andere Prozesse beigetragen haben. Die Erklärung über den Wasserstoff erscheint mir ein wenig zu unlogisch. Gruß, Marion |
23.10.2002, 10:41 | #9 |
Registriert seit: 31.07.2002
Beiträge: 1.364
Abgegebene Danke: 0
Erhielt: 0 Danke in 0 Beiträgen
|
An den Haaren herbeigezogen!
Hallo Marion!
Diesmal mußte ich doch über Deine Zweifel kräftig lachen! >>>>>kleine Zwischenfrage: Ist Wasserstoff nicht als Gas in Wasser nur schwer löslich?<<<<< Ja, das ist es, und zwar bei 25°C 0,0171 Nml/g = 0.75 mmol/l, in meinem 80 l-Becken also maximal 120 mg. 16 g Fe erzeugen 570 mg Wasserstoff, und das in etwa 2 Wochen. Also keine Blubbergefahr. >>>>>>Als schwerlösliches Gas würde es nämlich aus dem System entweichen und den "Wasserstoffbakterien" (für mich auch eine ganz neue Art) nicht mehr zur Verfügung stehen.<<<<<< Dem ist unter meinen Randbedingungen nicht so. Wasserstoff kommt in der Natur durchaus häufig in kleiner Konzentration vor, und es gibt viele Arten, die auch H2 veratmen können. Wenn Du keine mikrobiologischen Handbücher hast, sehe ich gern für Dich nach! >>>>>>Also dieser Punkt scheint mir doch ein bischen zu weit an den Haaren herbei geholt zu sein. Dass sich aus irgendeinem Grund verstärkt Cilliaten vermehrt haben, scheint mir allerdings wieder logisch zu sein. Dazu müssen aber andere Prozesse beigetragen haben. Die Erklärung über den Wasserstoff erscheint mir ein wenig zu unlogisch.<<<<<<< Ich gebe zu, daß es ein kühner Gedanke ist, aber unlogisch ist es wirklich nicht. Vor 34 Jahren habe ich z. B. mal Propan-fressende Bakterien untersucht. Metabolit war u. a. Propionsäure, die dann Korrosion verursachte. Gruß Gerd |
23.10.2002, 11:11 | #10 |
Registriert seit: 28.04.2002
Ort: Berlin
Beiträge: 3.384
Abgegebene Danke: 0
Erhielt: 0 Danke in 0 Beiträgen
|
Hallo Gerd,
wie schön, dass ich Dich erheitern konnte. Na gut, dann spiele ich halt hier im Forum in Zukunft nur noch den Clown. :wink: Chemisch bist Du mir ja sowieso haushoch überlegen und in Sachen Bakterien habe ich noch mal schnell in meinem schlauen Buch nachgeschaut. Da steht u.a. drin, dass in marinen anoxischen Ökosystemen H2 und Sulfat durch sulfidogene Bakterien (Sulfat-Atmer) zu Schwefelwasserstoff umgesetzt wird. Hattest also absolut recht, es gibt sie tatsächlich (ich glaube MiBi ist bei mir schon zu lange her :roll: ). Was mich nur ein wenig stutzig gemacht hat, ist, dass die H2-Veratmung anscheinend nur unter anaeroben Bedingungen funktioniert. Oder habe ich da etwa schon wieder etwas übersehen? Auf jeden Fall sollte ich wohl bei meinem nächsten Einspruch den Rat meiner Signatur befolgen und mich vorher informieren, ehe ich Dir solche unkompetenten Fragen stelle. :wink: Gruß, Marion |
|
Ähnliche Themen | ||||
Thema | Autor | Forum | Antworten | Letzter Beitrag |
PH Senken über Torffilterung | joergb | Archiv 2004 | 1 | 08.02.2004 09:14 |
Erfahrung mit Stahlwolle zur Phosphatsenkung? | Plobb | Archiv 2003 | 3 | 11.11.2003 11:43 |
Phosphatreduktion mit Stahlwolle | Holjer | Archiv 2003 | 5 | 30.09.2003 07:48 |
Stahlwolle gegen Phosphat????? | D.Schu | Archiv 2002 | 2 | 19.11.2002 07:21 |