Immer über Aktivkohle filtern!?

Ralf96 · 19.10.2003, 21:28

Liebe Fisch Fans,

bei meiner Vorstellung unter der Rubrik neue Mitglieder
( Titel: nicht lesen, geheim ) erwähnte ich das ich immer
über Aktivkohle filter.

Dabei stoße ich auf viel Kritik, natürlich immer nett, wie in diesem Forum üblich.

Nun meine Frage: bin ich der Einzige von 10.000 Forum Nutzern,
der permanent über Kohle filtert, oder gibt es noch den einen oder anderen der meine guten Erfahrungen bestätigen kann?

Bin mal gespannt,

Grüße, Ralf

19.10.2003, 22:58

Hi Ralf,

sagen wir mal so, Du bist wahrscheinlich einer der wenigen hier im Forum. Ich für mein Teil mag eher dunkle bis gelbstichige Becken (auch bei viel Wasserwechsel) und kann damit gut leben. Das ist erstmal Geschmackssache.

Die andere Frage ist die, was man mit Aktivkohle tatsächlich nun absorptiv dem Wasser entnimmt und entnehmen kann. Und ob dies in allen Fällen je nach gepflegten Fischarten und Beckeneinrichtung, z.B. viel Holz oder wenig bis keines oder viel Fallaub oder keines etc. als Ziel definiert werden kann oder soll, ist immer eine zweite Frage, die individuell zu entscheiden ist.

Eines der Probleme ist die Standzeit von Aktivkohle, vielmehr ihre Kapazität oder anders rum, ihre Standzeit bezogen auf die Menge der zu entnehmenden (absorbierenden Stoffe). Dies läßt sich pauschal nicht festlegen, da hier Faktoren wie Wasservolumen des Becken, Menge der Aktivkohle, adsorbierfähige Oberfläche, Art und Menge der Inhaltssttoffe (absorbierbar) des gefilteren Mediums etc. eine Rolle spielen. Man sagt üblich etwa 14 Tage Standzeit z.B. nach Medikamenteneinsatz, ob es erheblich länger wirksame Aktivkohle gibt, sei dahingestellt und auf die obigen genannten Faktoren, die einwirken verwiesen. So einfach glaube ich, ist es im Detail nicht.

Gast · 19.10.2003, 23:00

Hi Ralf,

erlaube mir in diesem sachlicheren Thread ein paar Bemerkungen zum Thema Aktivkohle aus chemischer Sicht. :wink:

Was kann Aktivkohle ?
Aktivkohle hat eine sehr grosse Oberfläche und vermag dadurch organische Verbindungen zu adsorbieren, d.h. an sich zu binde

Diese organischen Verbindungen können z. B. Medikamente, (in Deinem Fall u.a.) Farbstoffmoleküle ("Gelbstich"), es können aber auch Schadstoffe sei Im Prinzip alles an orga Molekülen, was das AQ-wasser zu bieten hat.

Da die Oberfläche der Aktivkohle zwar gross, aber dennoch begrenzt ist, sind logischerweise eines Tages mal alle Stellen, die org. Verbindungen adsorbieren können besetzt.

Wird die (besetzte) Aktivkohle dann weiter von AQ-Wasser durchströmt, dann werden wieder org. Moleküle, die bereits adsorbiert waren, weggerissen - es findet Desorption statt. Mit der Zeit stellt sich dann ein Gleichgewicht zwischen Desorption und Adsorption ei Die Aktivkohle gibt somit wieder zu einem gewissen Mass ab, was sie vorher mal aufgenommen hat.

Wurde über Aktivkohle gefiltert um Medikamente aus dem Wasser zu entfernen, dann werden ebendiese Medis wieder zu einem gewissen Mass ins Wasser zurückgepustet. Wurden Schadstoffe entfernt, dann werden diese Schadstoffe wieder desorbiert - ein ganz normaler physikalischer Vorgang. Wer dies als "aquaristische Legende" abtut, dem mangelt es an Chemie- bzw. Physikverständnis.

Wurden keine Schadstoffe adsorbiert, können auch keine Schadstoffe desorbiert werde

Zu Deinem Fall:
Wenn Du bei Routinebetrieb des Aktivkohlefilters gute Erfahrungen mit einer Standzeit von 6 Monaten gemacht hast und Du, so wie ich es verstanden habe, ja gut an der Wasserfärbung erkennen kannst, wenn die Kapazität erschöpft ist, würde ich daran nix ändern, denn "never change a running system".

Solltest Du jedoch jemals Medikamentereste oder Schadstoffe organischer Art aus Deinem Becken entfernen müssen, würde ich nach 1-2 Wochen Filterung über (frischer) Aktivkohle dringend empfehlen, das Filtermaterial auszutausche

Ach ja, ich selber habe an meinen Becken keine Permanentfilterung mit Aktivkohle. Ich werde es auch nicht ausprobieren, solange meine Pflanzen weiterhingut wachsen, denn "never change a running system"

:wink:

Ralf96 · 22.10.2003, 20:16

Hallo Rainer,
Hallo Ralf,

vielen Dank für eure Hinweise!
Wie bei vielen anderen Beiträgen von euch betrachtet ihr
fast alle Dinge wissenschaftlich und handelt nicht "aus
dem Bauch" herraus. Das zeichnet euch aus und macht das
Forum zu dem was es ist.
Viele Aspekte über Aktivkohle waren mir bekannt, andere nicht,
möchte mich aber dem Wahlspruch anschließen:
Never change a running System.

Grüße, Ralf

P.S.: wenn ich Medikamente herausfiltern muß (in 5 Jahren 2 mal )
kommt die Kohle selbstverständlich in die Tonne!

19.10.2003, 21:28	#1
Ralf96 Registriert seit: 12.10.2003 Ort: Ruhrgebiet Beiträge: 176 Abgegebene Danke: 0 Erhielt: 0 Danke in 0 Beiträgen	Immer über Aktivkohle filtern!? Liebe Fisch Fans, bei meiner Vorstellung unter der Rubrik neue Mitglieder ( Titel: nicht lesen, geheim ) erwähnte ich das ich immer über Aktivkohle filter. Dabei stoße ich auf viel Kritik, natürlich immer nett, wie in diesem Forum üblich. Nun meine Frage: bin ich der Einzige von 10.000 Forum Nutzern, der permanent über Kohle filtert, oder gibt es noch den einen oder anderen der meine guten Erfahrungen bestätigen kann? Bin mal gespannt, Grüße, Ralf

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19.10.2003, 22:58	#2
Ralf Rombach Gast Beiträge: n/a	Hi Ralf, sagen wir mal so, Du bist wahrscheinlich einer der wenigen hier im Forum. Ich für mein Teil mag eher dunkle bis gelbstichige Becken (auch bei viel Wasserwechsel) und kann damit gut leben. Das ist erstmal Geschmackssache. Die andere Frage ist die, was man mit Aktivkohle tatsächlich nun absorptiv dem Wasser entnimmt und entnehmen kann. Und ob dies in allen Fällen je nach gepflegten Fischarten und Beckeneinrichtung, z.B. viel Holz oder wenig bis keines oder viel Fallaub oder keines etc. als Ziel definiert werden kann oder soll, ist immer eine zweite Frage, die individuell zu entscheiden ist. Eines der Probleme ist die Standzeit von Aktivkohle, vielmehr ihre Kapazität oder anders rum, ihre Standzeit bezogen auf die Menge der zu entnehmenden (absorbierenden Stoffe). Dies läßt sich pauschal nicht festlegen, da hier Faktoren wie Wasservolumen des Becken, Menge der Aktivkohle, adsorbierfähige Oberfläche, Art und Menge der Inhaltssttoffe (absorbierbar) des gefilteren Mediums etc. eine Rolle spielen. Man sagt üblich etwa 14 Tage Standzeit z.B. nach Medikamenteneinsatz, ob es erheblich länger wirksame Aktivkohle gibt, sei dahingestellt und auf die obigen genannten Faktoren, die einwirken verwiesen. So einfach glaube ich, ist es im Detail nicht.

19.10.2003, 23:00	#3
Gast Registriert seit: 01.12.2001 Beiträge: 5.768 Abgegebene Danke: 0 Erhielt: 0 Danke in 0 Beiträgen	Hi Ralf, erlaube mir in diesem sachlicheren Thread ein paar Bemerkungen zum Thema Aktivkohle aus chemischer Sicht. :wink: Was kann Aktivkohle ? Aktivkohle hat eine sehr grosse Oberfläche und vermag dadurch organische Verbindungen zu adsorbieren, d.h. an sich zu binde Diese organischen Verbindungen können z. B. Medikamente, (in Deinem Fall u.a.) Farbstoffmoleküle ("Gelbstich"), es können aber auch Schadstoffe sei Im Prinzip alles an orga Molekülen, was das AQ-wasser zu bieten hat. Da die Oberfläche der Aktivkohle zwar gross, aber dennoch begrenzt ist, sind logischerweise eines Tages mal alle Stellen, die org. Verbindungen adsorbieren können besetzt. Wird die (besetzte) Aktivkohle dann weiter von AQ-Wasser durchströmt, dann werden wieder org. Moleküle, die bereits adsorbiert waren, weggerissen - es findet Desorption statt. Mit der Zeit stellt sich dann ein Gleichgewicht zwischen Desorption und Adsorption ei Die Aktivkohle gibt somit wieder zu einem gewissen Mass ab, was sie vorher mal aufgenommen hat. Wurde über Aktivkohle gefiltert um Medikamente aus dem Wasser zu entfernen, dann werden ebendiese Medis wieder zu einem gewissen Mass ins Wasser zurückgepustet. Wurden Schadstoffe entfernt, dann werden diese Schadstoffe wieder desorbiert - ein ganz normaler physikalischer Vorgang. Wer dies als "aquaristische Legende" abtut, dem mangelt es an Chemie- bzw. Physikverständnis. Wurden keine Schadstoffe adsorbiert, können auch keine Schadstoffe desorbiert werde Zu Deinem Fall: Wenn Du bei Routinebetrieb des Aktivkohlefilters gute Erfahrungen mit einer Standzeit von 6 Monaten gemacht hast und Du, so wie ich es verstanden habe, ja gut an der Wasserfärbung erkennen kannst, wenn die Kapazität erschöpft ist, würde ich daran nix ändern, denn "never change a running system". Solltest Du jedoch jemals Medikamentereste oder Schadstoffe organischer Art aus Deinem Becken entfernen müssen, würde ich nach 1-2 Wochen Filterung über (frischer) Aktivkohle dringend empfehlen, das Filtermaterial auszutausche Ach ja, ich selber habe an meinen Becken keine Permanentfilterung mit Aktivkohle. Ich werde es auch nicht ausprobieren, solange meine Pflanzen weiterhingut wachsen, denn "never change a running system" :wink:

22.10.2003, 20:16	#4
Ralf96 Registriert seit: 12.10.2003 Ort: Ruhrgebiet Beiträge: 176 Abgegebene Danke: 0 Erhielt: 0 Danke in 0 Beiträgen	Hallo Rainer, Hallo Ralf, vielen Dank für eure Hinweise! Wie bei vielen anderen Beiträgen von euch betrachtet ihr fast alle Dinge wissenschaftlich und handelt nicht "aus dem Bauch" herraus. Das zeichnet euch aus und macht das Forum zu dem was es ist. Viele Aspekte über Aktivkohle waren mir bekannt, andere nicht, möchte mich aber dem Wahlspruch anschließen: Never change a running System. Grüße, Ralf P.S.: wenn ich Medikamente herausfiltern muß (in 5 Jahren 2 mal ) kommt die Kohle selbstverständlich in die Tonne!

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