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Alt 12.07.2012, 21:04   #1
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Standard Technik vs. Beckenhygiene

Ich bin manchmal doch recht verwundert, welche Probleme bei einigen Forenmitgliedern teilweise auftreten (z.B. Algen), wieviel Gedanken sich über entsprechenden Wasserwerte gemacht wird und welcher Aufwand betrieben wird, um das Ganze vermeintlich optimal einzustellen.

Mann kann ein Becken meiner Meinung nach auch mit relativ wenig technischem Aufwand ganz ohne Osmoseanlage, CO2-Zufuhr, UV-Klärer etc. betreiben, und einige Wasserwerte muß man auch so peinlich genau nehmen. Und Wasserzusätze in der Form von Dünger, aber ganz besonders Algenvernichter oder "Schadstoffvernichter" sind meist auch überflüssig wie ein Kropf.


1. Filterung

Immer wieder liest man, dass ein leistungsfähiger Aussenfilter quasi ein Muss ist, besonders z.B. beim Betrieb eines Malawi Beckens.
Eine Filterung mit angemessener Leistung ist sicher der richtige Weg, nur spielt es meiner Meinung nach dafür erstmal keine Rolle, ob der Filter nun im Becken oder aussen angebracht ist.
Die Kriterien sind erher die Durchflussmenge des Wassers pro Stunde und die durchströmte Oberfläche der Filtermaterialien.
Ob man das nun im Becken mit einem HMF oder einem guten Innenfilter oder halt mit einem Aussenfilter regelt, ist eher sekundär. Beides hat seine naheliegenden Vor- und Nachteile.

Mein Rio 240L Malawi betreibe ich mit dem eingebauten Innenfilter plus Diffusor. Bei 3 Liter Filtervolumen und einer Pumpenleistung von 600L/h und einem leichten Überbesatz eigentlich gemäß allgemeiner Auffassung ein NoGo.
Meine Wasserwerte messe ich schon seit einiger Zeit nicht mehr aber am WE habe ich mir mal den Spaß gegönnt und direkt vor dem TWW das volle Programm gemessen.
pH: 8,0
kH: 8
GH: 11
NHx: n.n.
NO2: n.n.
NO3: 10 mg/L
PO4: 0,5 mg/L
Fe: 0 mg/L

CO2 ist laut Tabelle kH/pH etwas wenig, das sollte ohne Pflanzen im Becken aber genauso wie der Fe-Wert ziemlich egal sein. O2 kann ich nicht messen, aber der Diffusor bringt nicht nur ordentlich Oberflächenbewegung und Strömung, sondern erzeugt auch sehr viel extrem kleine Luftbläschen von nur ca. einem Zehntel Millimiter Durchmesser, die auch sehr lange sichtbar durch die unteren Beckenregionen treiben bevor sie irgendwann aufsteigen. Um eine ausreichende Sauerstoffsättigung des Wassers mache ich mir keine Sorgen, auch weil bei dem Innenfilter eine Kahmhaut gar nicht entstehen kann.
Bekannte von mir betreiben größere Malawibecken mit geringerem spezifischen Besatz mit deutlich mehr technischem Aufwand (Strömungspumpe, großer Aussenfilter, Eiweißabschäumer) und jammern trotzdem über übermäßigen Algenwuchs bis hin zu starkem Blaualgenbefall und deutlich schlechtere Wasserwerte.
Warum also sollte ich bei meinem Becken jetzt technisch aufrüsten ?

2. Algenprobleme und Pflanzenwachstum

Auch den Pflanzenbecken habe ich am WE mal einen Wassertest gegönnt.

pH 7-7,5 (schwer zu erkennen)
kH: 8
GH: 11
NHx: n.n.
NO2: n.n.
NO3: n.n. - leicht Richtung 10mg/L
PO4: 0,25 mg/L
Fe: 0,25 mg/L
Der pH-Wert ist mit 7-7,5 etwas niedriger, wohl auch durch die Ansäuerung des Wassers z.B. durch Wurzeln. Dass die kH aber trotzdem auch bei 8 liegt, hat mich etwas verwundert. Ich hätte erwartet, dass die ebenfalls etwas mit sinkt. Zumindest tabellarisch sollte also etwas mehr CO2 im Wasser sein, der Fischbesatz ist aber auch nicht größer. Ich den Pflanzenbecken betreibe ich aber auch keinen Diffusor oder Luftsprudler, der CO2 austreiben würde.
Den einzigen Dünger, den ich ab und zu verwende ist Eisen / Kaliumdünger für den Boden, den Rest besorgen schon die Fische.
Was mich aber überrascht hat war, dass in zwei Becken der Nitratwert laut Tröpfchentest so gerade gegen 10mg /L ging, im dritten Becken aber definitiv bei n.n. war. Die Pflanzen scheinen das artig zu verbrauchen. Etwas überschüssiges Phosphat bleibt, Algen können daraus aber offensichtlich keinen Vorteil ziehen. Und dass obwohl z.B. ein Becken an einem Pfeiler am Fenster steht und die Sonne teilweise reinscheint.
Meine Pflanzen wachsen auch ordentlich. Zumindest so, dass ich alle paar Wochen kräftig ausdünnen muss. Grüne Punktalgen gibt es nur vereinzelt auf Anubias, aber auch nur dort wie sie nicht im Halbschatten von anderen Pflanzen stehen. Die Wasserwerte sind bzgl. CO2 Gehalt und dem Verhältnis NO3 zu PO4 sicher nicht ganz perfekt, aber wohl passend genug, als dass ich mir über die Optimierung der Werte durch Düngung oder CO2 Gedanken mache.

Vielleicht habe ich einfach nur Glück, dass bei mir alles ohne Probleme läuft und das fast ganz ohne Mittelchen, extra Düngung, CO2-Zugabe oder besonders leistungsfähige Filter. Oder ich mache irgendetwas anders. Ich denke diese "Anders" besteht in der Vermeidung von zu hoher Nährstoffbelastung anstatt in der Bekämpfung.

- Mit Bedacht füttern. Lieber etwas häufiger und dafür etwas weniger mit der Betonung auf "weniger". Auch meine Otos sind bislang noch nicht verhungert Futter welches in irgendeiner Ecke vor sich hingammelt oder im Filter landet ist ziemlich kontraproduktiv.
Und Fische sind meistens auch etwas faul. Seitdem ich die Futterrationen bei meinen Malawis etwas gekürzt habe, gehen die Jungs auch sichtbar mehr an den Algenbewuchs auf den Steinen anstatt sich die gebratenen Hühnchen ins Maul fliegen zu lassen.
Feste Fütterungszeiten einzuhalten macht ebenfalls Sinn, Fische lassen sich da leicht konditionieren. Meine haben eine innere Uhr und dann verschwindet auch nichts im Filter, wenn alle gleich zur Stelle sind.

- 50% TWW jede Woche. Beim Malawibecken eh ganz angebracht (wer außer Algen soll die angesammelten Nährstoffe denn verbrauchen ?). Auch wenn die anderen Becken durchaus 4 Wochen Standzeit vertragen, ohne dass Algen sprießen oder die WW aus dem Ruder laufen, mache ich das inzwischen aber meistens mit, da belasse ich es aber bei 30%.
Bei 4 Becken 54L, 120L, 2x 240L bin ich in einer Stunde damit durch. Dafür findet sich am WE immer Zeit.Im Vergleich zu anderen Methoden sind häufigere Wasserwechsel meist noch die günstigere Variante. Nitrat welches ich entferne muss ich auch nicht mit teuren Mittelchen binden.

- Ein wenig Beckenhygiene. Ich sehe keinen großartigen Sinn darin, zwar das Wasser zu wechseln, aber gleichzeitig den Fischkot oder abgestorbene Pflanzenreste im Auquarium ansammeln zu lassen, das dann nur wieder in Form von NHx im Wasser in Lösung geht. Fäulnisbakterien möchte ich eigentlich auch nicht züchten. Alles was sich aufwirbeln läßt oder sichtbar im Becken rumfliegt, wird beim Wasser wechsel mit abgesaugt.

- Vor dem Absaugen des Wasser einmal mit dem Scheibenreiniger die Scheiben abwischen, auch wenn nichts sichtbar ist. Dauert keine 2 Minuten. Sollte sich da ein leichter Algenfilm gebildet haben, ist er erstmal ab und die Hälfte verschwindet dann schonmal mit dem Wechselwasser, der Rest landet im Filter, wo es dunkel ist und die Algen absterben.

Der letzte Punkt ist einer, bei dem ich vielleicht wirklich etwas anders mache.

- Beim Wiederbefüllen stecke ich den Schlauch in den Filterbehälter der Innenfilter. Das hat zwei entscheidene Vorteile. Zum einen wird evtl. in den Filterkanäle angesammelter Dreck mit rausgespült, der die Kanaäle oder die Pumpe verstopfen könnte. Zum anderen kann ich den Hahn auch ziemlich weit aufdrehen ohne mir darüber Gedanken zu machen, den Bodengrund aufzuwirbeln.

Damit nicht alle Bakterien aus dem Filter gespült werden, entnehme ich natürlich vorher die Filterkörbe (und auch den Filterschwamm aus dem 54er).
Da die Filtereinsätze nun eh im Eimer mit Aquariumwasser stehen und ich auf das Volllaufenlassen des Beckens warte, kann ich die Filter auch gleich säubern, ich muss ja eh ein paar Minuten warten.
Ich höre jetzt schon den Aufschrei: "Oh Gott, bloß nicht den Filter säubern, Du entfernst die ganzen Bakterien".
Mit Säubern meine ich ja auch nicht klinisch rein, sondern mit Bedacht säubern.
Das oberste Filtervlies kann ruhig ganz sauber sein, dass soll ja nur mechanische Verunreinigungen auffangen. Sauberes Vlies = guter Filterstrom. Die anderen Filter werden nur ein bißchen ausgedrückt, so dass überschüssiger Filterschlamm und irgendwelche Futterreste und Fischkot ausgewaschen werden. Auch das Cirax Körchen wird kurz im Wasser durchgeschüttelt.
Ein paar Bakterien werden dabei auch flöten gehen, nur ist das gar nicht so wild. Zuviel Schlamm wird nur die Oberfläche verringern, die Filtermaterialen haben nicht umsonst eine sein feinporöse Struktur. Warum sollte ich also soviele überschüssige organische Reste im Filter belassen ? Die Bakterien sollen mir nicht den Fischkot schlussendlich in Nitrat umwandeln, wenn ich den Fischkot auch selbst ohne Zusatzaufwand entfernen kann. Die Bakterien sollen Ammoniak im Wasser in Nitrit und dieses weiter in Nitrat umwandeln. Je weniger Nahrung es für die Bakterien gibt, desto weniger Nitrat kommt auch am Ende dabei raus.

Die Filterschwämme dürfen aber natürlich nicht ganz sauber werden, eine bräunliche Grundtönung sollte immer noch vorhanden sein.
Und genau dieses bedachtsame Säubern des Filters hat eine messbare Auswirkung. Auf die Nitrit- oder NHx-Belastung hat das absolut keinen Einfluss, die Werte bleiben bei n.n. Worauf das allerdings einen meßbaren Einfluss hat, sind die Werte für NO3 und PO4, die dann deutlich niedriger liegen.
Und obwohl ich das so mache und wahrscheinlich auch ein paar Bakterien weniger im Filter habe, kommen die Becken auch mit längeren Standzeiten (z.B. Urlaub) sehr gut klar und Algen ärgern mich nicht.

Geändert von Hero (12.07.2012 um 21:21 Uhr)
Hero ist offline  
Alt 12.07.2012, 21:26   #2
Pauli V.
 
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Hallo Hannes!

Danke, dass du dir die Zeit dafür genommen hast, uns von deinen Erfahrungen zu berichten.
Ich habe in meinem Diskusbecken leider auch starke Algenprobleme.
Pinselalgen, Grünalgen, Fadenalgen, diese hässlichen Belege.
Gefressen wird bei meinen immer alles. Füttere nur Frost, was von den Diskusfischen nicht verzehrt wird, wird von Zwergbuntbarschen und den Panzerwelse verzehrt. Was ja meist nicht mehr sonderlich viel ist.
"Leider" betreibe ich das Becken mit einem Außenfilter und reinige diesen nur gut 1 Mal im Jahr.
Aber da es ein Diskusbecken ist erfolgt der Wasserwechsel 1x die Woche, dann min. 60%.
Pauli V. ist offline  
Alt 12.07.2012, 23:01   #3
Cht.Power
 
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Hallo Hannes,

erst einmal Danke für Deinen tollen Bericht.
Ich habe auch schon viele Wasserwerte lang nicht mehr gemessen und man muß sie auch oft nicht so genau nehmen. Ob man nun Technik einsetzt muß jeder selbst wissen. Muß man aber bei Schwebalgen gleich einen UV-Klärer nehmen oder kann man es nicht einfach mal mit ner Dunkelkur versuchen? Von Algenex-Mitteln mal ganz abgesehen.
Viele Dinge, die Du beschreibst mache ich ähnlich, TWW, die Fische haben ihre Fütterungszeiten und warten meist schon ganz aufgeregt. Die Welse kriegen ihren Tab und wenn das Männchen brütet bekommt er keins. Die Garnis bekommen meist gar nichts und leben immer noch. Es scheint mir als würden sie Pinselalgen fressen, naja der Hunger treibts wohl rein. Wenn etwas über sein sollte, fressen es die TDS und meine Rennschnecke.
Ich habe mein Becken immer laufen lassen, bin aber mal an einen Punkt angekommen, wo ich irgend wann einige Meßwerte näher beobachten musste. Nähmlich da, wo Algen auftraten, nicht so´n paar, sondern sehr viele. Ich hatte schon einige, von Kiesel- über Faden-, Blau- bis jetzt Pinselalgen.
Mein Nitratwert war zuletzt immer bei 0, was mir den Phosphatwert in die Höhe trieb. Worin ich auch eine Ursache für die Pinselalgen sehe. Ich habe wohl irgendeinen Nitratzerer. Die Pinselalgen durch Po4-Senkung und Co2 wegzubekommen ist mein Ziel, um danach ein gutes No3-Po4 einzustellen.
Die Werte in Deinem Pflanzenbecken bewegen sich in einem ordendlichen Bereich, was co2, no3 und po4 angeht. Ob Du es nun eingestellt hast oder ob es von so kommt. Vielleicht ist auch eine richtige Auswahl der Wasserpflanzen das Geheimnis.
Eine ständige Kontrolle aller Werte und eine Aufrüstung mit allerlei Filter und Technik halte ich auch für nicht sinnvoll. Wenn Probleme auftauchen, sollte man einige Dinge näher betrachten, die Sinn machen oder auch was an der Technik ändern. Aber wenn es läuft, dann läuft es.

In diesem Sinne

Geändert von Cht.Power (12.07.2012 um 23:05 Uhr)
Cht.Power ist offline  
Alt 13.07.2012, 11:21   #4
sanwi
 
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Danke für den Bericht aus dem richtigen Leben.

Mehr aus Not als Purismus hatte ich mal ein 240l Juwel-Becken 3 Monate gänzlich ohne Technik außer Licht laufen. Kein Filter, keine Heizung, CO2 sowieso nicht. Sommer in einer Dachwohnung erübrigte die Heizung, Filterpumpe war kaputt, kein Drive, eine neue zu besorgen.
Es handelte sich um ein über 1,5 jahre gut eingefahrenes Becken mit relativ dichtem Fischbesatz (es dürften rund 35 Fische im Becken gewesen sein), vielen Pflanzen und Wurzeln, Wasserlinsen über 1/3 der Oberfläche, um den Lichteinfall des Dachfensters zu mindern.
Zu der Zeit habe ich den "jeden Tag ein Eimer" Wasserwechsel gepflegt - vor allem, um mit kaltem Wasser die Temperatur runterzukühlen. (das war so ein superheißer Sommer und die Dachkammer ein Brutkasten).Wasser abnehmen tue ich grundsätzlich mit der Mulmglocke, womit ich meist auch den Kiesboden gründlich durchstochere.
Es lief supergut. Gen Herbst habe ich dann Heizung und auch Filter wieder in Betrieb genommen, weil ich keine Lust mehr auf das tägliche Eimergeschlabber hatte.

Jetzt beim Neuanlauf habe ich auf Technik gesetzt und einen Außenfilter fürs 180 l Becken gekauft. die Erfahrung dazu muss ich erst noch sammeln.

Aber dein Bericht beruhigt mich: Es gibt doch einige Dinge, die man NICHT braucht. Danke dafür!!!
sanwi ist offline  
 

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