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Alt 04.03.2016, 18:13   #1
Algerich
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Standard Allgemeine Überlegung - Besatzentwicklung

Hallo,

gern würde ich hier eine abstrakte Überlegung anstellen und Euch fragen, ob das ein sinnvoller Beitrag für die Besatzdiskussionen sein kann. Da es mir aber nicht gegeben ist, mich kurz zu fassen, müsst Ihr bitte einen längeren Vorspruch in Kauf nehmen:

Einleitung
Wir alle kennen die Frage: kann ich Fisch x zusammen mit Fischen a, b, c halten. Wir alle kennen auch die Debatte, dass wir für bestimmte Tiere ein Artbecken empfehlen, der Fragesteller aber - gerade wenn er Einsteiger ist - den Vorschlag, sich auf eine einzige unter all den schönen Arten zu beschränken, mehr oder minder absurd findet.

Mir ging das nicht anders: Artbecken für Garnelen hätte ich nur in Erwägung gezogen, wenn die Kinder im Keller hätten Wohnung nehmen wollen, damit eben entsprechend viele Becken aufgestellt werden können.

Dann gab es diesen Tag, wo meine Tochter (damals 5) ein eigenes Becken für ihr Zimmer reklamierte. Ich schweige über Mädchenbecken, rosa Kies und dergleichen: des Kindes Wille ist sein Himmelreich!
Es sollten unbedingt auch Garnelen im Becken sein und ich erwarb eine Gruppe Sulawesi-Inlandsgarnelen, die als erstes in das Becken einzog. Für drei Wochen war es eines der interessantesten Becken, die in meinem Umfeld so standen. Die Garnelen eroberten ihr Reich, fraßen, schwammen umher, waren schön zu beobachten und vermehrten sich (was bei dieser Art natürlich kein Kunststück ist).

Dann wollte sie die versprochenen und ausgesuchten Fische, bekam sie - und von Stund an war es ein Becken wie andere auch. Die Garnelen suchten und fanden ihre Verstecke, die Fische waren nett anzusehen, die Lebendgebärenden bekamen auch Jungtiere usw., aber es war eben ein normales Aquarium.

In diesen Wochen habe ich begriffen, was uns verloren geht, wenn wir auf Arthaltung verzichten. Man kann viele Tiere vergesellschaften, ohne dass sie krank werden oder sich umbringen, aber das natürliche Verhalten werden wir nicht mehr zu Gesicht bekommen.

Folgerung:
Wir werden dem Einsteiger ein Artbecken nur "mit Gewalt" schmackhaft machen können und in vielen Fällen muss es ja auch nicht sein. Es spricht absolut gar nichts dagegen, Lebendgebärende mit Panzerwelsen und Fadenfische mit Dornaugen zu kombinieren usw.

Man kann auch außerhalb dieser Extrembeispiele sicherlich vieles machen, ohne zu merken, welche Einschränkungen man damit in Kauf nimmt.

Die Lösung könnte aber sein, eine langsame Entwicklung des Besatzes zu empfehlen, damit der Aquarianer auch die Konsequenzen seines Verhaltens sieht. Wenn die für den jeweiligen Halter wichtigste Art zuerst eingesetzt und zwei bis drei Monate allein geplfegt wird, kann der Besitzer selbst erkennen, welche Veränderungen das Einbringen der zweiten verursacht.

Auch hierzu ein Beispielt: Wie wohl viele unter uns, meinte auch ich einmal, dass in einem größeren Becken Buntbarsche und Panzerwelse Platz haben müssten. Ich weiß inzwischen auch, dass das nicht stimmt. Hätte ich aber erst die Buntbarsche eingesetzt und nach einiger Zeit die Panzerwelse, hätte mir das veränderte Verhalten der Barsche ins Auge springen müssen.

Ergebnis
Hier können noch so viele erfahrene Mitarbeiter sagen: "Buntbarsche und Panzerwelse geht nicht!" oder "Der Kampffisch muss abgegeben werden". Verstehbar wird diese Aussage nur, wenn wir diese - richtigen! - Aussagen sichtbar machen. Das könnte erreicht werden, wenn wir keinen Besatz, sondern eine Besatzentwicklung vorschlagen, nach dem Schema: setze Art x ein und beobachte, wo Dein Becken langweilig oder uninteressant scheint und entscheide dann, ob Du diese Lücke durch Art y schließen kannst.

Entschuldigt, wenn ich Euch mit diesen theoretischen Problemen gelangweilt habe. Sie entsprechen eben einigem, was mir abstrakt zum Thema Aquaristik durch den Kopf geht.

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Alt 04.03.2016, 21:33   #2
Rinkikäfer
 
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Hallo Algerich,

das ist überhaupt nicht langweilig.

Ich bin noch Anfänger und mag noch gern harmonische Gesellschaften haben. Aber ich sehe auch schon, wie gut mein kleines 54L Becken nur mit Guppymännchen, Schnecken und Garnelen läuft. Bei so wenig Besatz gibt es überhaupt keine Probleme mit dem Wasser. Also sind kleine Becken wohl auch nicht immer schwieriger als große.

Liebe Grüße
Annette

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Alt 04.03.2016, 21:58   #3
Katrin17
 
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Hallo,

Finde ich auch nicht langweilig.

Ich habe in keinem Aquarium mehr als 5 Arten, und da sind zwei 1000l Becken dabei. (Passt ja schon einiges rein)
Ich denke, je mehr man sich mit den einzelnen Arten beschäftigt, umso eher möchte man es ihnen recht machen. Zumindest geht es mir so.

Zu den Perlhuhnbärblingen wollte ich ursprünglich auch bodenorientierte Tiere (Krebse oder Welse) oder Garnelen setzen. Aber es kamen schon drei Jungtiere ohne mein Zutun durch, sodass ich jetzt doch nichts mehr einsetze.

Grüße Katrin
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Alt 04.03.2016, 22:10   #4
Ruthchen
 
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Hallo Algerich

Du bist ein Schatz, wie toll du das beschrieben hast und sooooo wahr.

Ich habe da mal eine Erfahrung von mir zu berichten.

Ich habe in meinem Becken Platys, Endlerguppys, Sterbai panzerwelze , dornaugen, zwerggarnelen und schnecken ( verschiedene).

Ich bin nie ein schwarmfischmensch gewesen, ich meine , fische die alle gleich aussehen. Zum beispiel neons, salmler und co. die wo jeder fisch aussieht wie der andere.

Die Rotkopfsalmler die ich mal hatte, zogen navh zwei monaten wieder aus.

Jetzt hat mich mein mann dazu überredet Leopardenbärblinge zu kaufen.
Es ist ja nicht so dass ich diese ganzen gleich aussehenden fische nicht schön finde, aber sie passen nicht zu mir.

So, 10 leoparden gekauft, schöne tiere, mega lebhaft. Ich dachte immer platy und guppy wären lebhaft, die leoparden sind die hölle. Sowas von schnell und hektisch.......

So, jetzt habe ich meine sterbai nicht mehr zu gesicht bekommen und auch die dornaugen waren plötzlich unsichtbar. Ich liebe meine schönen panzerwelse und war echt traurig sie nicht mehr zu sehen.

Letzte woche habe ich das hyperaktive Pack gefangen und wieder verkauft.
Schon am gleichen abend waren sterbai und dornaugen wieder sichtbar.

Da kann man doch mal sehen wie wichtig doch die zusammen setzung der tiere ist.

Wer noch mal sagt dass platys hektiker sind, dem schicke ich die leoparden ins becken.


lg
ruth
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Alt 05.03.2016, 09:15   #5
Shar
 
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Servus.

Zitat:
Zitat von Algerich Beitrag anzeigen
In diesen Wochen habe ich begriffen, was uns verloren geht, wenn wir auf Arthaltung verzichten. Man kann viele Tiere vergesellschaften, ohne dass sie krank werden oder sich umbringen, aber das natürliche Verhalten werden wir nicht mehr zu Gesicht bekommen.
So pauschal würde ich persönlich das nicht sehen und die These, man würde bei einer Vergesellschaftung das natürliche Verhalten nicht mehr zu Gesicht bekommen, hinkt meiner Meinung nach dahingehend, daß die Tiere in freier Wildbahn i.d.R. auch nicht alleine in ihrem Habitat sind.
Ich würde sogar soweit gehen und die These aufstellen, daß wir mit einer Artenhaltung meistens eben nicht mehr das komplette natürliche Verhalten der Tiere zu Gesicht bekommen.

Beispiel: Ein alleine im AQ beherbergtes Pärchen Fadenfische wird aus Mangel an "Fremden" keine Veranlassung mehr haben, sein Territorium zu verteidigen, was in freier Wildbahn jedoch vmtl. regelmäßig vorkommt und damit zum natürlichen Verhalten zählt. Dieses Verhalten wird wohl bei dieser Art der Unterbringung nicht mehr auftreten.

Wenn man Artenhaltung betreibt wird man allerdings zweifelsohne ein mitunter anderes Repertoire an Verhalten bekommen.

Und, es hängt sicherlich auch damit zusammen, was man bei einem Gesellschaftsbecken an Arten und Gattungen mischt. Will sagen, es lässt sich weder in die eine Richtung (pro Arthaltung) noch in die andere Richtung (pro Gesellschaftshaltung) eine pauschale Aussage treffen und darum geht es mir.
Es hängt m.M.n. immer vom jeweils einzelnen Einzelfall und dessen Konstellation (Größe des Beckens, Anzahl der Tiere, Einrichtung, Art bzw. Gattung der Tiere usw.) ab.

Grüße ~Shar~


Geändert von Shar (05.03.2016 um 10:05 Uhr)
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Alt 09.03.2016, 13:11   #6
Silirius
 
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Moin Moin

also ich sehe es 100% wie Shar.Artbecken sind nicht automtisch natürlicher als Gesellschaftsbecken oder andersrum.Die Tiere leben in der Natur normlerweise mit anderen Arten zusammen,da ist artübergreifende Interktion gar nicht zu vermeiden.

@Algerich
dein Beispiel mit den Sulwesis(hab ich auch,klasse Tierchen^^) sehe ich persöhnlich volgendermaßen:solange die Garnelen alleine waren haben sie getan wonach ihnen war.Als die Fische dazukamen haben sie sich versteckt.Dieses Verhalten ist in meinen Augen natürlich.Zwerggarnelen sind in der Natur ganz unten in der Nahrungskette.Wer da offen und unbesonnen rumstolziert wird den morgen nicht erleben.Klar,wir als Aquarianer müssen dan die Tierchen suchen wenn wir sie sehen wollen.Mir macht des sogar Spaß^^

Gruß Eddy
Silirius ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 09.03.2016, 14:10   #7
Heikow
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Moin,

Neons wären, wie in freier Natur, dazu gedacht, den anderen Arten als Futter zu dienen. Sie dürften das erste Lebensjahr nicht erreichen. Wir müssten Sie mit verschiedenen Räubern vergesellschaften und alle ein bis zwei Wochen mal ein paar Dutzend nachsetzen.

Panzerwelse müssten, wie in freier Natur, zum Teil über Monate auf extrem beengtem Raum in stark vermoderten Restbrühen ohne Futter und bei 30 und mehr Grad Wassertemperatur ums Überleben kämpfen. Die Mehrzahl würde sterben.

Das sind nur zwei Beispiele, warum ich die Natur im Aquarium nicht in allen Facetten nachstellen möchte. Das Gegenteil ist der Fall, ich möchte den Arten möglichst viele "positive" Lebensaspekte bieten und die "negativen" vermeiden. Ich möchte die Tiere nicht über Monate ohne Futter belassen. Ich möchte das Aquarium nicht alle paar Jahre komplett austrocknen und somit alle Tiere des Lebensraumes sterben lassen. Und ich möchte nicht ins Aquarium schauen und vor lauter Trübung keinen Fisch erkennen. Ich möchte auch nicht alle Aquarien komplett unbepflanzt lassen, so wie es der überwiegenden Mehrheit der Naturbiotope entspricht.

Ein Aquarium hat eben über weite Strecken nichts mit Natur zu tun. Es wird von uns gestaltet, um wenigen Arten möglichst viele Verhaltensweisen zu ermöglichen. Verhalten, dass zum Teil nur an den Tag gelegt wird, wenn alle Bedingungen dazu stimmen. Kein Fisch zB wird sich während der Flucht vor Predatoren mit der Zeugung des Nachwuchses beschäftigen.

Und nein, ich möchte auch nicht den Stress nachstellen, den verschiedene Arten eines Lebensraumes aufeinander ausüben. Ich will die Fische nicht verheizen. Daher halte ich es für falsch, Arten miteinander zu vergesellschaften, die sich in ihren Biotopen naturgemäß aus dem Wege gehen, weil sie entweder eine Beziehung als Beute und Jäger oder eine Beziehung der gegenseitigen Verdrängung aus dem Lebensraum haben. The fittest survive gilt eben nicht fürs heimische Aquarium.

Zitat:
Die Tiere leben in der Natur normlerweise mit anderen Arten zusammen,da ist artübergreifende Interktion gar nicht zu vermeiden
Wirklich? Das mag für einen gewissen Moment so sein, ein dauerhaftes Zusammenleben jedoch funktioniert nicht. Durch Futterkonkurrenz, spätestens jedoch bei der Fortpflanzung wird eine Art verdrängt. Und sei es nur für einige Monate. Dauerhaftes Zusammenleben von Arten, die sich füreinander nicht interessieren - OK. Das mach ich im Aquarium genauso. Arten aber, die sich verdrängen, da sie denselben Lebensraum beanspruchen, sollten eben doch nicht zusammen gepflegt werden. Apistogramma und Panzerwelse mögen zwar dasselbe Gewässer bewohnen, leben jedoch nicht 24/7 am gleichen Ort. Spätestens zur Brut ziehen sich die Apistogramma zurück. Das geht nur nicht, wenn Mensch sie gewissenlos zusammen setzt.

Zitat:
solange die Garnelen alleine waren haben sie getan wonach ihnen war.Als die Fische dazukamen haben sie sich versteckt
Und wie oft ist das in natürlicher Umgebung so? Ich kenne einige Unterwasseraufnahmen der Bäche auf Sulawesi. So reich an Fisch wie unsere Aquarien sind die nicht. Den größten Teil ihrer Zeit sind die Garnelen unbehelligt.
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