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Alt 04.06.2020, 00:35   #1
NebelGeîst
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Umgang mit Futter

Hallo Forum,


in einem Video eines Herstellers, das unlängst gepostet wurde, wurde es mal wieder gesagt: 3 Monate, so lange sollten Flocken- und Granulatfutter maximal offen sein. Danach seien die Vitamine und Co weitestgehend futsch, das Futter nicht mehr hochwertig.
Ich hab es mir verkniffen, darauf in dem Thread einzugehen, wollte dem Thema einen eigenen Thread widmen, schieb das seit dem vor mir her.
Da ich etwas weiter ausholen muss.

Fangen wir mit verbreiteten Verständnisproblemen an.

Auf den Verpackungen finden sich Angaben zu Vitaminen, Provitaminen, Mineralstoffen und Co.
Dabei handelt es sicht aber nicht um den Gehalt dieser Stoffe im Futter! Das sind die Mengen, die als Zusatzstoffe während der Produktion beigefügt wurden, es sind Pflichtangaben die für Zusatzstoffe gemacht werden müssen.
Dazu gibt es zu bedenken:
- Ein Teil der zugesetzten Vitamine und Provitamine geht bei der Herstellung wieder verloren, es sind dies in erster Linie die hitzeempfindlichen, die teils zerstört werden.
- Die sonstigen verwendeten Rohstoffe haben selbst auch einen natürlichen Gehalt an Vitaminen, Mineralstoffen und Co. Dieser wird nicht berücksichtigt.
- Und was mir selbst nicht bewusst war, deklarierungspflichtig sind wohl nicht alle, nur diejenigen Vitamine und Co, zu denen es eine Höchstgrenze gibt, der Rest ist freiwillig. Deswegen findet man oft nur Angaben zu A, D und E, wenns hoch kommt noch C. Bei dem Punkt müsste ich aber nochmal genauer recherchieren, da bspw. in den Anhängen, die ich durchgesehen habe, für Vit E keine Höchstgrenze aufgeführt ist (vielleicht ist die aber unter einem anderen Punkte der Verordnung aufgeführt). (Klick)

Daraus folgt, die Angaben sind nur von begrenztem Nutzen. Um Vitamingehalte abschätzen zu können, muss man möglichst viel über die Zutaten und deren Gehalte wissen (werden leider seltenst voll deklariert), sowie über Verarbeitungsmethoden. So galt bspw. die Flockenherstellung lange Zeit als weniger schonend, aber anscheinend haben sich bei einigen Herstellern auch hier die Methoden verbessert, womit man hier keine allgemeingültige Aussage mehr treffen kann (dennoch ist eine schonendere Verarbeidung bei Granulaten idR wahrscheinlicher).

Zu den weiteren Zusatzstoffen zählen Antioxidationsmittel. Aus menschlicher Nahrung kennen wir da ganz besonders Ascorbinsäure/Vitamin C (wird ja nahezu allem zugesetzt, inkl. Wurstwaren, Konserven, Getränken, etc), aber bei Fischfutter liest man immer 'stabilisiertes Vitamin C', also liegt es in einer Form vor, die sich schwer oxidieren lässt, womit die antioxidative Wirkung entfällt. Ein Antioxidationsmittel muss also selbst leicht oxidierbar sein, dadurch reagiert es mit Radikalen noch bevor diese Schaden an anderen Stoffen verursachen können.
Statt dessen sind die meisten Antioxidatien, die Verwendung in Fischfutter finden, fettlöslich: Vitamin E, Ethoxyquin, BHT, BHA, Rosmarinextrakt/Carnosol findet man oft, wenn sie überhaupt deklariert werden (was leider selten der Fall ist).
Überwiegend haltbar gemacht werden die Futtermittel (neben Vorgängen bei der Produktion) durch die geringe Restfeuchte, es muss dann nur dafür gesorgt werden, dass enthaltene Öle und Fette nicht ranzig werden (oxidieren). In erster Linie werden also diese geschützt, da deren Oxidationsprodukte nicht unbedenklich sind.
Die Vitamine A, D, E (und K) sind fettlöslich, die in den Trägerfetten gelösten Antioxidationsmittel schützen also auch diese ganz besonders. Zudem kann Vitamin E (ganz oder teilweise) als Tocopherylacetat vorliegen, das wäre wieder so eine 'stabilisierte' Form eines Vitamins. Damit soll vermieden werden, dass der verwertbare Anteil davon zu schnell absinkt. Im Körper wird es, wie das 'stabilisierte Vitamin C' wieder in die normale Form überführt und nutzbar gemacht.
Ethoxyquin ist einer der verbreiteststen unter diesen fettlöslichen Stoffen, da er a) sehr effektiv und b) sehr billig ist. Leider nicht unumstritten und in Nahrung für den Menschen nicht zugelassen. BHT und BHA, wie Ethoxyquin ebenfalls synthetisch, sind auch sehr stark und sehr verbreitet. Die zulässigen Mengen sind einerseits fragwürdig für Menschen wie mich, die Bedenken gegenüber diesen haben, andererseits mitunter so stark, dass Fischfuttermittel, die sie enthalten, bei mir auch 8 und mehr Jahre nach Ablauf des MHD nicht die geringsten olfaktorischen Anzeichen von Oxidation der Fette zeigen (also nahezu gleich riechen wie nach Erwerb. Und nein, natürlich füttere ich sowas dann keinen Fischen mehr)!
Antioxidativ wirken aber auch bspw. Carotinoide, das Astaxanthin, das viele nur als 'Farbverstärker' verstehen ist dabei ein ziemlich starkes natürliches Antioxidationsmittel (und ebenfalls fettlöslich).
Es ist also nicht so, dass die Vitamine ungeschützt sind. Und die teils ohnehin übertrieben hohen Carotinoidzusätze haben mehr als nur einen Nutzen (bei niedrig dosierten sonstigen Antioxidationsmitteln kann aber dann deren Gehalt merklich sinken).
Danaben können noch antimikrobiell wirkende Stoffe hinzukommen, die eine gute Lagerfähigkeit und Haltbarkeit gewährleisten sollen. Denn bei den weniger oxidationsanfälligen Vitaminen ist mikrobieller Einfluss ein weiteres Problem. Von generellem Verdeben ganz zu schweigen.

Die meisten Kunststoffe, die wir als Verpackung kennen, sind nicht hundertprozentig gasdicht. Wäre unser Fischfutter sehr oxidationsanfällig, dürften auch die MHDs nur eher knapp ausfallen, idR liegt sie aber bei bis zu 2 Jahren. Natürlich ist es ein Unterschied, ob die Verpackung angebrochen oder noch ungeöffnet ist, aber Aussagen von 'nach 3 Monaten nicht mehr verwenden' kann ich hier dennoch nicht unterschreiben, denn bei so anfälligem Futter könnte bei den Verpackungsarten nie ein so hohes MHD erreicht werden. Es wird ja nicht mal vakuumisiert. Zumal einige der verwendeten Rohstoffe alleine auch ohne dichte Schutzverpackung teils Jahre lagerfähig sind. Wenn sie denn richtig gelagert werden...



Womit ich zum eigentlichen Grund komme, warum ich das hier in den Anfängerbereich poste..

Was ich anraten möchte, statt nur Kleinstmengen an Futter kaufen und unverbrauchte Reste nach 3 Monaten zu entsorgen:

Füllt euch aus einer neuen Packung mit Fischfutter einfach eine kleine Menge in ein lichtgeschütztes, dicht schließendes Gefäß ab. Statt bei jeder Fütterung die größere Packung zu öffnen und von Neuem Luft (und fast schlimmer, ggf. Feuchtigkeit) in die Packung zu lassen, füttert ihr dann von der abgefüllten kleinen Menge. Ist sie verbraucht, füllt ihr aus der Originalverpackung wieder auf. Statt (bei einigen mehrmals) täglich wird sie dadurch nur alle paar Wochen geöffnet. Zusammen mit einer kühlen, lichtgeschützten und trockenen Lagerung könnt ihr die Qualität eures Futters damit noch mal um einiges länger garantieren.
Manche Hersteller geben auch eine höhere Haltbarkeit bei Lagerung im Kühlschrank an. Dabei ist aber zu gewährleisten, dass keine Feuchtigkeit in die Verpackung gelangen kann.
Wer dennoch Bedenken hat, kann sein Futter nach Anbruch auch in mehrere Portionen aufteilen, vakuumisieren und kühl und dunkel lagern, aber eigentlich ist das mMn schon übertrieben (außer die Restfeuchte ist relativ hoch).
Hygienische Handhabung ist dabei natürlich immer selbstverständlich.


Geändert von NebelGeîst (04.06.2020 um 16:38 Uhr)
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