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Alt 03.09.2017, 13:08   #1
Algerich
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Hallo,

ein Aspekt aus der ewigen Diskussion "Gesellschaftsbecken vs. Artbecken":

Ich habe irgendwann irgendwo gelesen, dass einige Buntbarsche im "reinen" Artbecken scheuer reagieren als wenn sie zusammen mit Guppys o. ä. gehalten werden, weil ihnen der zusätzliche Besatz Sicherheit verleiht.

Ausgangsfrage ist natürlich, ob ich das richtig in Erinnerung habe, ob es inhaltlich zutrifft oder ob diese Idee schlicht Mumpitz ist.

Die erste Nachfrage wäre dann, ob das grundsätzlich für alle Buntbarsche gilt, und falls nicht, ob man abstrakt beschreiben kann, welche Buntbarsche sich an einem Beibesatz erfreuen.

Damit verbunden ist auch schon die zweite Nachfrage, nämlich die nach dem Grund. In Ermangelung einer anderen Hypothese erkläre ich mir die zusätzliche Sicherheit nach dem Schema "Wenn der kleine Fisch da oben nicht gefressen wird, dann scheint das hier ein sicherer Ort zu sein", aber ob das zutreffend ist, kann ich nicht sagen.

Gibt es hier im Forum Kenntnisse zu diesem Thema?

Gruß!

Algerich
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Alt 03.09.2017, 15:29   #2
Gast1
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Ich kann dazu momentan nur zu den M. ramirezi (Schmetterlingsbuntbarsche) etwas sagen. Ich hatte Sie eine Zeitlang mit den sehr quirligen Perlhuhnbärblingen zusammen in einem Becken. Aggressionen gab es keine, auch keine Verhaltensauffälligkeiten. Als ich sie jedoch an deren Stelle mit den sehr ruhigen und reinen Oberflächenbewohnern Carnegiella marthae (marmorierter Beilbauch) vergesellschaftet habe, ist mein Eindruck, dass sie deutlich ruhiger wurden und auch ihr Brutgeschäft begonnen hatten.

Also aus meiner Sicht lautet das Fazit für diese Buntbarsche: Vergesellschaftung ja, aber nur mit ruhigen Fischen die ihnen nicht laufend in ihren Bereichen in die Quere kommen. Ansonsten vorzugsweise keine Vergesellschaftung.

Ob das jetzt so auf alle Buntbarsche zu übertragen ist weiß ich nicht, kann ich mir aber nicht vorstellen, da ja nun mal jede Art ihre eigenen Ansprüche und Verhaltensweisen hat.

EDIT: Bei meinen seinerzeit gehaltenen Thorichthys meeki (Feuermaulbuntbarsch) hätten sich kleinere Beifische in Futter verwandelt und größere Beifische vermutlich zumindest in Gegner, die es anzugreifen gilt. Bei meinen mal gehaltenen Pelviachromis pulcher (Purpurprachtbuntbarsch) und ihren Mitbewohnern den Puntigrus Tetratona (Sumatrabarben) gab es hingegen keinerlei Probleme. Nur wenn es die Barben mal übertrieben gab es kurz eine vor den Latz und dann war wieder Ruhe, auch wenn von den Barschen Nachwuchs geführt wurde. Allerdings sind Sumatras auch nun nicht gerade typische Oberflächenbewohner, ebensowenig wie die Perlhühner.

Geändert von Gast1 (03.09.2017 um 16:58 Uhr)
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Alt 03.09.2017, 15:33   #3
Schneckinger
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Wollen Buntbarsche Beibesatz?

Warum fragen wir da nicht mal direkt die Betroffenen?
Hier ein Interview mit zwei Buntbarschmännern, dass ich vor zwei Wochen in der Allgemeinen Deutschen Fischzeitung gefunden habe:

Reporter:
Grüß Gott Herr Pelviachromis pulcher und Herr Mikrogeophagus altispinosus. Wir freuen uns, dass sie sich Zeit für uns genommen haben.

Pelviachromis pulcher:
Grüß Gott der Herr. Wir freuen uns über Ihre Einladung. Und es wäre mir recht wenn sie mich und meinen Vetter im weiteren Verlauf des Interviews ganz salopp als Pelvi und Alti ansprechen würden. Ist doch nicht so formell.

Reporter:
Sehr gerne! Nun zu unserem Thema: Sehr viele Menschen bieten Ihnen und Ihren Verwandten eine Unterkunft in Ihrer Wohnung in sogenannten Aquarien. Nun möchten diese Aquarianer Ihren Gästen natürlich den Aufenthalt so angenehm wie möglich machen. Und da stellt sich dann eine wichtige Frage: Möchten die Mitglieder der Familie der Cichliden derartige künstliche Unterkünfte lieber ganz für sich alleine haben, oder sind vielleicht einige Mitbewohner sogar erwünscht und erhöhen das Wohlbefinden.

Alti:
Kommt ganz darauf an, wer mit in die Wohnung zieht und wie groß die Wohnung ist! Auf diese nervigen Straßengangs aus der Familie Corydoras kann ich gut verzichten! Keine Manieren! Treiben sich ständig überall rum, wo sie nichts zu suchen haben und akzeptieren die Bedürfnisse von Revierinhabern nicht im geringsten!

Pelvi:
Und die ganzen Schmerlen sind mindestens genauso schlimm!

Alti:
Genau!

Reporter:
Verstehe ich sie also richtig: Den Boden möchten sie möglichst für sich allein haben?

Alti:
Ganz genau.

Reporter:
Und wie sieht es mit den mittleren und oberen Wasserschichten aus?

Alti:
Nun ein paar FRIEDLICHE und nicht zu große Bärblinge oder Salmler kann ich akzeptieren, wenn genug Platz vorhanden ist. Allerdings wird die Kinderaufzucht und -erziehung dann extrem stressig. Selbst die friedlichsten Schwarmfische werden ja zu den reinsten Kannibalen, wenn wir unsere Jungen einmal durch das Becken führen wollen.

Reporter:
Also auch nicht ganz das Optimale.
Dürfen den wenigstens an der Oberfläche ein paar Mitbewohner sein?

Alti:
Damit habe ich überhaupt kein Problem, wenn sie nicht zu groß sind, damit man sie im Notfall mal in Ihre Schranken weisen kann. Wenn die Unterkunft mindestens einen knappen Meter lang und wenigstens 40cm hoch ist kann ich mit Guppys beispielsweise gut leben. Bei noch etwas mehr Platz kann ich sogar einen ruhigen Fadenfischvertreter gut akzeptieren.

Reporter:
Herr Pelvi, sie sagen ja gar nichts mehr. Stimmen sie Ihrem Vetter so 100%ig zu oder sind sie womöglich völlig anderer Meinung:

Pelvi:
Grundsätzlich stimme ich meinem Vetter durchaus zu. Wobei ich ihm natürlich (nichts für ungut) körperlich doch um einiges überlegen bin. Daher ertrage ich auch schon einmal ein wenig größere Mitbewohner. Die dürfen sich dann aber auch nicht wundern, wenn ich ihnen ordentlich Feuer unter dem Hintern mache, wenn sie meiner Frau oder meinen Kids zu nahe kommen!

Reporter:
das hört sich ja recht drastisch an! Wie können denn dann die Folgen aussehen?

Pelvi:
Wenn sie nicht schnell genug in Deckung gehen oder ausweichen, dann kann es schon mal zerfetzte Flossen geben. Und wenn so ein mickriger Salmler mal dabei drauf geht, ist das ja wohl nicht meine Schuld. Das ist dann ein klarer Fall von Revierrecht bzw. Notwehr! Kann ich doch nichts dafür, wenn der Kerl zu langsam ist oder das Becken zu klein!

Reporter:
Also haben sie am Liebsten gar Niemanden als Mitbewohner?

Alti:
Nun ja, das ist auch wieder zu streng. Wenn die Wohnung nicht zu eng ist gefallen mir ein paar Nachbarn in den obersten Etagen durchaus. Dann merkt man dann wenigstens ob da oben ein Schwerverbrecher oder gar einer dieser brutalen Vögel unterwegs ist. Solange es den Guppys gut geht, braucht man sich um die Obenverteidigung keine Sorgen machen.

Pelvi:
Genau!

Reporter:
Also kurz zusammengefasst:
Den Boden haben sie am Liebsten für sich allein. Bewohner der mittleren Schichten sollten zugleich rücksichtsvoll und nicht zu empfindlich sein. Und Nachbarn knapp unter der Oberfläche stellen überhaupt kein Problem dar, wenn das Aquarium nicht zu klein ist?

Pelvi:
Nun eine Ausnahme gibt es da schon. Ist mir fast etwas peinlich...

Reporter:
Nun nicht so schüchtern! Verraten sie uns das Problem. Darum führen wir ja dieses Interview.

Pelvi:
Nun Gut... Da muss ich etwas aushohlen. Wir Männer sind ja etwas instinktgesteuert. Und wenn da ein anderer Kerl mit knallrotem Bauch und bunten Flossen auftaucht, dann werden wir schon mal mordsmäßig aggressiv und es fliegen die Fetzen!

Reporter:
Und wo liegt da das Problem? Das ist doch in Ihrer Familie ganz normales Revierverhalten?

Pelvi.:
Schon. Aber jetzt schauen sie sich mal unsere Frauen an: Wenn die Lust auf Nachwuchs haben, ziehen sie sich fast die gleichen Klamotten an wie die fremden Kerle. Das macht einen jungen Pelviachromis-Kerl dann zwar gewaltig heiß aber dummerweise zugleich auch aggressiv! Wenn dann der Kerl noch jung und unerfahren ist, kann es zu schrecklichen Unglücken kommen. Der Stenz weiß dann nicht ob er das Mädel anBALZEN oder anGREIFEN soll. Wenn er sich vergisst, kann es dann schon mal ein paar zerfetzte Flossen oder gar schwere Verletzungen bei der jungen Dame geben. Oder noch Schlimmeres...

Reporter:
Ist ja schrecklich. Und was hat das mit unserem Thema „Nachbarn“ zu tun?

Pelvi:
Ganz einfach. Stellen sie sich mal so einen jungen Burschen vor. Hin und her gerissen zwischen junger Liebe und einer Mordswut. Da ist ein Nachbar, den man drei mal durch das Becken jagen kann doch gerade recht. Danach ist die Wut verraucht und der Liebe steht nichts mehr im Weg!

Reporter:
Also der Nachbar als Blitzableiter? Kein schönes Leben für den Blitzableiter!

Pelvi:
Ist mir doch wurscht. Wir sind gestandene Cichliden und kein Weichtiere!
Und wenn man das Mädel erst mal besser kennt, legt sich das Problem meist sowieso von allein. Dann „weiß“ man, das sie die Klamotten nicht in erster Linie trägt um zu provozieren und man lernt die Aggression besser im Griff zu halten.

Am Allerschönsten ist es sowieso in einer richtigen coolen Zwei-Parteien-Wohnung mit einem Zweiten Paar gleich nebenan. Dann kann man an der Reviergrenze die Aggressionen mit dem Nachbarkerl abbauen und zu Hause kann man kuscheln! Dann haben es auch die Blitzableiter in den oberen Etagen nicht mehr so schwer ;-)

Reporter:
Wie groß sollte denn da die Wohnung sein?

Pelvi:
Na 120cm Länge müssen es da schon sein. 150 wären sicher nicht schlecht!

Reporter:
Oookay. Das sind ja interessante Einsichten. Jetzt haben wir aber lange nichts mehr von Ihrem Vetter gehört. Alti, gibt es bei Ihnen auch derartiges Aggressionspotential zwischen den Geschlechtern?

Alti:
Nun, unsere Art ist ja doch etwas zarter. Das mit dem „Blitzableiter“ funktioniert bei uns grundsätzlich schon auch. Der sollte dann aber bitte keine echte Bedrohung darstellen, sonst verlässt bei uns die Kerle schnell der Mut. Meist dürften hier genug Versteckmöglichkeiten wie Pflanzendickichte und reichlich Höhlen besser geeignet sein um vorübergehende Eheprobleme in den Griff zu kriegen.

Reporter:
Das ist ja auf jeden Fall alles sehr interessant. Vielen Dank für diese intimen Einsichten in Ihr Familienleben. Kann man diese Erkenntnisse jetzt auf alle Mitglieder iher Familie übertragen?

Pelvi und Alti:
Auf die revierbildende, bodenlebende Verwandtschaft im großen Ganzen schon. Man muss
halt die Größenverhältnisse bedenken. Die körperlichen Unterschiede sind ja in unserer Verwandtschaft enorm. Wenn man sich der Vermieter da verschätzt, kann aus dem Blitzableiter schon mal schnell ein Nachmittagssnack werden, ohne das es der Vetter böse meint...

Pelvi:
Am allerwohlsten fühlen wir uns halt doch mit unseresgleichen in ausreichend großen Wohnungen. Wer mit uns zusammen wohnen will, muss unsere Eigenheiten akzeptieren. Und wenn es nicht klappt mit der WG, dann sollte er schnell umziehen können, sonst garantieren wir für nichts.

Reporter:
Herr Alti, können sie da zustimmen?

Alti:
Weitestgehend ja. Wobei gerade bei meiner Art sensiblere Zeitgenossen schnell mal zu psychischen Problemen neigen. Falsche Nachbarn können uns schnell in Krankheit oder gar Selbstmord treiben. Wir sind halt doch nicht ganz so robust wie die Verwandtschaft von Pelvi. Wenn ich es mir aussuchen könnte, hätte ich am liebsten eine Wohnung von 100-120cm Länge und fast nur Artgenossen darin. Auf ein paar Guppys an der Oberfläche soll es mir nicht ankommen, aber wirklich brauchen tu ich die nicht, wenn ich nette Nachbarn zum Schwätzen UND Streiten habe...

Reporter:
Das scheint mir ein guter Abschluss des Interviews zu sein. Vielen Dank für das Gespräch und Ihre Zeit Herr Pelvi und Herr Alti.

Pelvi +Alti:
Nichts zu danken, Die Freude ist ganz auf unserer Seite!


Edit:
Sorry, ich glaube ich habe heute Kichererbsen gefrühstückt. Heute Abend werde ich ernsthaft antworten falls dann noch nötig ;-)
Tschüß,
Schneckinger


Geändert von Schneckinger (03.09.2017 um 15:44 Uhr)
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Alt 03.09.2017, 18:03   #4
Otocinclus2
 
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Hallo Schneckinger,

was kostet denn ein Jahresabo der "Allgemeinen Deutschen Fischzeitung" ?

Dürfte ja (schon allein dem Namen nach) die mit Abstand auflagenstärkste Fachpublikation sein.

Und - wichtig: Sind im Abo-Preis die Kichererbsen schon mit drin?

Wissbegierig
Otocinclus2
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Alt 03.09.2017, 18:20   #5
Algerich
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Ich freue mich jedenfalls schon auf die nächste Ausgabe, in der hoffentlich die Schwestern pangio kuhlii, pangio pangia und pangio myersizu der Frage interviewt werden, warum sie eigentlich keine Kinder in Aquarien wollen ...
Algerich ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 03.09.2017, 21:29   #6
Schneckinger
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Guten Abend allerseits,

nach dem Zitat aus der AdFZ jetzt meine persönliche Meinung zu dem Thema ;-)

Aufgrund der enormen Größen- Und Charakterunterschiede bei den Cichliden lässt sich diese Frage nur schwer allgemein beantworten. Ich versuche sie mal für einige Arten/Artgruppen aufzuschlüsseln, mit denen ich persönliche Erfahrungen habe.


Kleine, revierbildende Buntbarscharten aus Südamerika (z.B. Apistogramma spec., Mikrogeophagus spec. und ähnliche Arten):

Alle diese Zwerge würde ich in erster Linie in Artbecken halten. Entweder in Kleinaquarien von 50-80cm Länge paarweise oder in Aquarien ab/über einen Meter Länge als Gruppe.
Gerade bei den Gruppenhaltungen kann man fantastische Verhaltensbeobachtungen machen.
-Auf Vergesellschaftungen mit anderen Bodenfischen würde ich grundsätzlich verzichten.
-Vergesellschaftung mit Fischen aus dem mittleren Bereich werden auch immer ein Kompromiss sein, funktionieren aber nach meiner Erfahrung erst in Becken deutlich jenseits der Meterklasse vernünftig.
-Vergesellschaftung mit (kleinen) Oberflächenfischen kann prima langfristig funktionieren, wenn das Becken eine Mindestgröße und vor allem Höhe hat. Mutigere Zwergbuntbarsche hatte ich allerdings bei einer Vergesellschaftung persönlich noch nie, eher umgekehrt. Bei manchen Panzerwelsarten sieht das zum Beispiel schon ganz anders aus.
-Toll funktionieren können Vergesellschaftungen in echten Großbecken (ab 2m-Klasse). Da kann man dann stark voneinander abgegrenzte Lebensbereiche schaffen und die verschiedenen Arten kommen sich kaum in die Quere. "Brauchen" tun die Kleinen die Gesellschaft aber auch in einem solchen Becken nicht wirklich.
Im Tierpark Hannover habe ich mal ein fantastisches Südamerikabecken mit so einer Vergesellschaftung gesehen:
Riesenbecken, mehrere Kubikmeter, ca 2m hoch. Am Boden in Ast und Blättergewirr dutzende M.ramirezi. Im Freiwasser ca 20 P.scalare und ca. ein Dutzend S.discus. Dazu ein "Schwarm" H.bleheri irgendwo im dreistelligem Bereich. Aufgrund des enormen Platzangebotes konnte man bei drei Arten (alle minus H.bleheri) Gelege und Jungtiere beobachten. Alles lief harmonisch und ruhig. Meine Eltern haben mich dann nach drei Stunden am Becken abgeholt, nachdem sie sich den ganzen restlichen Zoo angeschaut hatten.... Aber wer kann sich schon ein Aquarium mit zig m³ Inhalt ins Wohnzimmer stellen...

Mittelgroße, paarbildende Arten (z.B. Pelviachromis spec. , Pelmatochromis spec. und ähnliche)

Gerade die Pulcher habe ich langjährig gehalten und gezüchtet. In mittelgroßen und kleineren Becken so ab 80cm kann man sie gut paarweise halten. Dann ist aber von jeglicher Vergesellschaftung abzuraten. Und zwar in erster Linie den "Beifischen" zuliebe. Einzige Ausnahme sind da die im AdFZ-Artikel beschriebenen "Blitzableiter. Diesen miesen Job mussten bei mir meist Guppys (P.reticulata) oder Platys erledigen. Allerdings fast immer nur vorübergehend. Hatten sich die Paare einmal eingespielt, erlöste ich die "Beifische" meist und setzte sie in friedlichere Becken um.

Mit Fischen der mittleren Wasserschichten würde ich die ganzen Pel...-Arten wirklich erst ab ca. 120cm Beckenlänge und 45cm Höhe vergesellschaften. Mit anderen Bodenfischen sowieso nicht. Oberfächenorientierte Fische gehen bei guter Bepflanzung dauerhaft AB (besser mehr) 120cm. Wirklich interessant werden diese Arten wieder erst in Großbecken ab 150cm mit 2, 3 oder sogar noch mehr Paaren. da sind dann andere Arten weiter oben durchaus möglich, weiil sich die Cichliden vorwiegend untereinander beschäftigen. Nötig für diese Buntbarsche sind derartige "Beifische " aber nicht.

Mittelgroße, paarbildende, mittel- und südamerikanische Cichliden (Alles was früher mal Cichlasoma war... z.B. Thorichthys meeki, Amatitlania nigrofasciata um zwei sehr gängige Arten zu nennen)

Diese Arten lassen sich kaum mit zarteren Bodenbewohnern vergesellschaften, da diese früher oder später als Futter enden würden. Für Fische der mittleren Zonen gilt eigentlich das gleiche :-( Ausnahmen sind größere Saugwelse aus dem Bereich Ancistrus, Parancistrus und co. Selbst Oberflächenfische sind problematisch, zumindest in halbwegs normalen "Wohnzimmeraquarien" Ein T.meeki holt sich die Lebendgebärenden auch bei 50cm Höhe von der Oberfläche wenn er Hunger hat und sie ins Maul passen...
Was auch bei diesen Arten toll klappt, sind wiederum Haltungen von mehreren Paaren einer Art in ausreichend großen (ab 150cm) Becken. Die einzige INTRAspezifische Vergesellschaftung die ich selber erfolgreich versucht und oft bei anderen Aquarianern beobachtet habe, war die Vergesellschaftung mehrerer mittelamerikanischer Cichlidenarten der gleichen Gewichtsklasse in einem Becken. Dann können teilweise sogar mehr Individuen im Becken untergebracht werden, als bei reiner Arthaltung. Dann ist nämlich die Aggressivität zwischen den ähnlichen aber eben NICHT gleichen Tieren oft etwas geringer, als innerhalb einer Art. Anscheinend betrachten sich selbst ähnliche Arten nicht ganz so stark als Konkurrenten, wie Individuen einer Art, weil sie doch etwas unterschiedliche ökologische Nischen besetzen.
Fische aus anderen Gattungen werden auch hier nicht "gebraucht" sondern entweder als Konkurrenz oder als Futter angesehen.

Die drei Großen Ausnahmen:
Skalare, Maronis und Diskus. Jeweils alle Arten/Formen


Diese Cichliden sind -was Vergesellschaftung angeht- ziemliche Ausnahmen. Wenn der Aquarianer ein gutes Händchen hat, sind Vergesellschaftungen mit Fischen fast aller Wasserschichten gut möglich. Passende Beckengröße vorausgesetzt.
Brauchen tun auch diese tollen Fische keine artfremden Partner, egal in welcher Wasserschicht. Wiederum mit einer Ausnahme, wenn der Aquarianer nicht aufpasst: Als Futter

Cichliden der großen afrikanischen Seen (Tanganjikasee, Malawisee, Viktoriasee)

Hier ist ja die große Besonderheit, dass Buntbarsche (fast) alle natürlichen Nischen besetzt haben. Fische anderer Gattungen kommen natürlicherweise nur relativ wenige vor (hauptsächlich Welse).
Dementsprechend ist eine Vergesellschaftung mit anderen Fischfamilien meist nur schwer möglich. Ausnahmen sind hier wieder die großen "Saug"Welse aus Südamerika, so sie denn mit den ostafrikanischen Wasserverhältbnissen zurechtkommen...

Eine Vergesellschaftung ist aber gerade bei den Harem bildenden, maulbrütenden Cichliden des Malawisees oder des Tanganjikasees absolut sinnvoll:
Mehrere Männchen einer Art (z.B. Tropheus spec.) gehen nur in extrem großen Becken. Andere Arten, selbst mit ähnlichem Verhalten gehen aber meist auf erstaunlich engem Raum. Da hat man einen ähnlichen Effekt wie bei den Mittelamerikanern nur noch viel stärker. "Fremde" Arten sehen sich oft gegenseitig kaum als Konkurrenz an. Das gilt besonders, wenn sie sich in Farbe und Körperform (und im Idealfall im Verhalten) möglichst stark unterscheiden. So sind dann die oft erstaunlich hohen Besatzdichten -gerade in Malawibecken- möglich, ohne das sich die Tiere übermässig gegenseitig beeinträchtigen. Ein angemessener Filter/Filterbecken sollte da natürlich eingeplant sein...

Fische anderer Familien haben in derart dicht besetzten Becken sowieso kaum Überlebenschancen. Die unverwüstlichen Harnischwelse und die Synodontis des Tanganjikasees mal ausgenommen.

Eine "obere Region" gibt es in einem Heim-Malawibecken sowieso nicht, da die Cichliden das Becken komplett "besetzen"werden.

Sonstige Cichliden:
Nachdem es Cichliden ja auf fast allen Kontinenten in enormer Zahl gibt, kann selbst dieser Schneckinger-Laberpost ja wieder nur ein winziger Ausschnitt aus der Welt der Cichliden sein. Eben der Bereich, mit dem ich persönliche Erfahrungen gemacht habe.

Insgesamt würde ich auf jeden Fall sagen (Um mal wieder auf die Ausgangsfrage zurüch zu kommen :
Kein Buntbarsch braucht artfremde Fische in den oberen Wasserschichten (oder sonstwo) um sich wohl(er) zu fühlen (ausser als Futter). Bei entsprechender Beckengröße und Layout sind aber derartige Vergesellschaftungen oft durchaus möglich. Die Buntbarsche werden aber im Normalfall immer die Hauptrolle spielen (sollten sie auch) und die restlichen Bewohner sollten (fast) immer auf die Cichliden abgestimmt werden und nicht umgekehrt.

So jetzt höre ich aber auf, bevor mir die Finger ab und Euch die Augen ausfallen.

Gute Nacht,
Schneckinger

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Alt 04.09.2017, 00:31   #7
Birka
 
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@Algerich, hallo
dann ergänze ich mal ganz bescheiden mit der expliziten Beobachtung und Erfahrung, die ich mit den mittelgroßen Cichliden Maroni Buntbarsch gemacht habe.
Da ich auf die Schnelle kein Interview mit den Kandidaten auf die Reihe gekriegt habe, muß ich mich da auf mich selber verlassen.

Ich hatte vor Jahren 2 Maronis mit Neonsalmlern und Glühlichtsalmlern im 240 l Becken.
Die haben friedlich nebeneinander hergelebt, aber alle eher im eigenen Bereich.
Die Maronis waren nicht so scheu, wie sie beschrieben werden, hatten aber schon hin und wieder eine dunkle Schreckfärbung,auch weil die Corys am Boden doch sehr viel Unruhe verbreitet haben.

Jetzt habe ich seit 2 1/2 Jahren eine Gruppe Maroni Barsche mit dem Schwarm Rotkopfsalmlern vergesellschaftet , aus Erfahrung klug geworden sind am Boden des
330 l Beckens (1.50 Kantenlänge) Hexenwelse und die rote Antennenwelsin.
Diese Maronis scheinen sich pudelwohl zu fühlen , sie sind überhaupt nicht ängstlich,
zeigten ganz, ganz selten eine Schreckfärbung.
Sie harmonieren und interagieren sehr harmonisch mit den Rotköpfen, ich habe den Eindruck, beide Arten profitieren voneinander.
Da auch die Hexenwelse und die Antennenwelsin ruhige Vertreter sind, passt alles.

In einem Artbecken habe ich Maronis bisher nicht gepflegt , deshalb kann ich nicht sagen, ob sie die Beifische als Sicherheitsindikator o.ä. brauchen.

Es spielt natürlich die Beckengröße und das Beckenlayout wie immer eine nicht unerhebliche Rolle.
Das lange ,wenig hohe Aqua mit großen Wurzeln, flutenden Pflanzen und viel Steindeko
gibt offensichtlich Sicherheit.
Aber auch die Art der Beifische scheint eine gewisse Bedeutung zu haben - bei mir haben sich die Rotkopfsalmler als die bessere Wahl erwiesen - im Gegensatz zu Neonsalmlern und Glühlichtsalmlern .

Geändert von Birka (04.09.2017 um 08:08 Uhr)
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Alt 04.09.2017, 22:58   #8
Mii
 
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Hallo zusammen,

wie die vielen Antworten hier schon zeigen, lässt sich dass bei über 2000 Arten (ca 1700 beschrieben) von Buntbarschen kaum pauschal beantworten. Darum schreibe ich hier auch nur kurz über meine Eindrücke.

Ich habe durchaus die Erfahrung gemacht, dass Beifische einen positiven Effekt haben können.
Sie können zur Ablenkung/Beschäftigung des dominanten Tieres beitragen und so überhaupt erst die Pärchenhaltung möglich machen. Es gibt da diverse Arten, wo ein Tier durchaus das ganze Jahr über friedlich ist, nur um plötzlich mal für "fünf Minuten abzudrehen". Wenn sich das dann auf mehrere Tiere verteilt, kommt oft niemand wirklich zu schaden. Der einzelne Partner hingegen würde das nicht überleben.
Ich musste meine C. grammodes aus diesem Grund trennen. Seit dem noch ein Pärchen Amatitlania mit im Becken schwimmt, hat es keine großartigen Stresssituationen für das Weibchen gegeben. Das Männchen scheucht jetzt alle drei mal etwas, schießt sich aber nicht mehr auf Tier ein. Und das ist noch weit weg von irgendeiner Art von Überbesatz (der an sich ja nichts schlechtes sein muss), wie er z.B. oft bei den Ostafrikanischen Cichliden betrieben wird.

Auch können Beifische in Form sogenannter Feindfische die Paarbildung verstärken oder sogar erst anregen. Dabei reicht oft deren bloße Anwesenheit und es muss gar keine echte Gefahr von diesen Fischen ausgehen.
Es reicht, dass eine Konkurrenz-Situationen entsteht, bzw im Aquarium (genug Futter, keine Fressfeinde etc.) der Fisch das so wahrnimmt.

Auch können grade kleinere Fische dazu beitragen, den Buntbarschen ihre Scheu zu nehmen, in dem sie durch ihre Anwesenheit signalisieren, dass keine Fressfeinde anwesend sind. So habe ich aus Platzmangel momentan bei meinem Paar Atolamprologus calvus 3 junge C. grammodes schwimmen. Ich war ziemlich überrascht wie weit aus weniger scheu die A. calvus jetzt sind.
Mii ist offline   Mit Zitat antworten
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