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Alt 29.11.2015, 00:26   #1
Schneckinger
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Standard "Meine neuen Guppys sterben alle!" Bakterienunverträglichkeiten und Quarantäne

Meine neuen Guppys sterben alle!“

Ein paar Gedanken über Bakterienunverträglichkeiten und warum sich ein Quarantänebecken lohnt!

Hier handelt es sich um einen eigentlich einfachen und logischen Sachverhalt, der sich aber leider nicht in drei Worten für den medizinischen Laien verständlich erklären lässt. Deshalb ist dieser Beitrag mal wieder ein echter „Schneckinger“ mit etwas Überlänge. Ich hoffe es gibt einige, die bereit sind sich durch ein paar Zeilen zu arbeiten.

Einleitung:

Die alten Hasen werden hier nicht viel Neues finden. Aber vielleicht bringt der Thread einige Anfänger/Einsteiger etwas weiter. Dann kann vielleicht einigen Fischen Krankheit/Tod und einigen (Neu)Aquarianern eine Menge Frust erspart werden. Lest Euch das Ganze halt mal durch, wenn Ihr Langeweile habt und nichts besseres zu tun ;-)

Die studierten Biologen/Mediziner unter den Lesern werden vielleicht bei einigen vereinfachenden Formulierungen zusammenzucken. Den „normalen“ Aquarianern wird es vielleicht manchmal zu speziell. Ich habe versucht, einen vernünftigen Mittelweg zu finden. Ich bitte um Nachsicht, wenn das nicht überall gelungen ist.

Das Problem:

Wohl eine der häufigsten Threadüberschriften (gerade auch in der letzten Zeit wieder) im Krankheitenforum dürfte sein:

„Meine frisch eingesetzten Guppys (wahlweise Neons, Platys...) sehen schlecht aus und sterben einer nach dem anderen.
Als Fischart kann man fast jede beliebige einsetzen. Allerdings sind besonders häufig Lebendgebärende und dort vor allem Guppys (insbesondere Hochzuchtguppys, Poecilia reticulata) betroffen.

Meist wird folgender Ablauf beschrieben:
In ein -durchaus gut eingefahrenes, stabil laufendes- Becken werden neue Fische eingesetzt. Es müssen nicht unbedingt Guppys sein, auch wenn diese am häufigsten betroffen sind. Schon nach kurzer Zeit zeigen die Neuen deutliche, aber sehr unspezifische Krankheitssymptome:

Flossenklemmen, Flossenfäule, Glotzaugen, pelzige Beläge, geschwollene Bäuche („Bauchwassersucht“)...

Trotz sofort eingeleiteter Notmaßnahmen (Wasserwechsel, Naturheilmittel, Medikamente) stirbt ein großer Teil oder sogar alle der neu eingesetzten Fische. Wenn der Aquarianer Pech hat, breitet sich die „unerklärliche“ Krankheit auch noch im Altbestand aus. Im schlimmsten Fall ist das Endergebnis ein weitgehend „geleertes“ Becken und ein verzweifelter Aquarianer. Im Extremfall kann dieser „Worst Case“ in 12-24h erreicht sein!

Und das alles obwohl:
- im heimischen Aquarium schon seit Monaten/Jahren keine Krankheitsprobleme mehr aufgetaucht sind.
-auch bei einer späteren Kontrolle des Beckens, aus dem die „schlechten“ Fische stammten, absolut nichts Negatives festzustellen ist.

Schnelle Erklärungen?

Dann wird natürlich nach der Ursache gesucht. Und man hört sehr häufig Aussagen wie:

-Hochzuchtguppys (alternativ: Schmetterlimgsbuntbarsche, Skalare...) sind alle völlig überzüchtet!
-Im Händlerbecken werden die Fische künstlich mit Medikamenten am Leben gehalten. Wenn sie dann in „normales“ Wasser kommen, kippen sie um.
-Irgend ein geheimnisvolles Gift (Kupfer, Blei, Pflanzenschutzmittel...) hat die Fische umgebracht.
-...

Alles durchaus möglich. Aber meist liegt die Ursache ganz woanders.

Jetzt muss ich leider etwas weiter ausholen, siehe Einleitung ;-)

Die Wurzel des Übels: „Keimunverträglichkeit“

In jedem Aquarium (und genauso in den natürliche Lebensräumen) leben tausende verschiedene Bakterien/Mikroorganismenarten. Selbst in „sauberem“ Leitungswasser können bis 100 Keime in jedem einzelnen ml Wasser enthalten sein. Im Aquarium lebt noch viel mehr, und zwar um mehrere Zehnerpotenzen. Also ohne weiteres tausende Mikroorganismen (Bakterien, Viren, Parasiten) in jedem ml Wasser

Das ist grundsätzlich erst mal gar nichts Schlimmes. Viele dieser Keime sind harmlos oder für das biologische Gleichgewicht im Becken sogar grundsätzlich nützlich (z.B. „Filter“bakterien). Außerdem hat jeder gesunde Fisch (genau wie wir) ein gut funktionierendes Immunsystem. Dieses Immunsystem „gewöhnt“ sich an die Keime in der Umgebung. Der Fisch „lernt“ buchstäblich mit den Krankheitserregern in seiner Umgebung fertig zu werden.

Wenn keine zusätzlichen Stressfaktoren dazukommen, bildet sich ein halbwegs stabiles Gleichgewicht zwischen den vorhandenen Bakterien/Mikroorganismen und den Fischen (oder anderen Aquarienbewohnern) aus. Die Fische sind optisch (und auch tatsächlich) gesund. Zwar setzen sie sich permanent mit den Bakterien in ihrer Umgebung auseinander, sie machen auch Infektionen durch, aber sie erkranken nicht sichtbar.

Also eigentlich alles prima. Mutter Natur hat das mal wieder hervorragend gedeichselt. Jetzt kommt aber das große Problem:
Keine zwei Aquarien, keine zwei Leitungswässer, keine zwei natürliche Lebensräume sind identisch. In jeder Umgebung gibt es „eigene“ Mikroorganismen. Jedes Aquarium ist ein eigenes Biotop.

Die Fische sind aber nur an ihr jeweiliges „Heimatbiotop“ angepasst.

Was passiert aber, wenn wir Fische fremder Herkunft in unser Becken einsetzen? Die „Neuen“ müssen sich im schön eingefahrenen Wohnzimmeraquarium (Ich nenne es mal Becken A) mit Mikroorganismen auseinandersetzen, die sie überhaupt nicht kennen. An die sich ihr Immunsystem noch nicht anpassen konnte. Außerdem bringen sie aus ihrem Herkunftsbecken (hier Becken B genannt) „eigene“ Mikroorganismen mit. Und zwar sowohl mit dem Wasser, in dem sie schwimmen, als auch an und IN ihrem Körper. „Zu Hause“ hatten sie damit keine Probleme. Ihr Immunsystem, hatte ja gelernt mit ihnen umzugehen. Die Fische in unserem heimischen Becken kennen allerdings diese Keime nicht.

Hier mal ein Versuch, die Situation bildlich zu verdeutlichen:

Das Heimbecken, VOR dem Einsetzen neuer Fische:

Die Fische sind gesund, da sie sich an die „heimischen“ Mikroorganismen in ihrer Umgebung und in ihrem Körper (hier grün angedeutet) erfolgreich angepasst haben.
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Im Herkunftsbecken der Neuen (beispielsweise beim Züchter) sieht es ähnlich aus. Auch hier sind die Tiere quietschfidel und prima an die Keime (Hier blau symbolisiert) in der Umgebung und in ihrem Inneren angepasst:
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Jetzt setzen wir den Neuen Fisch aus Becken B in Becken A um. Was passiert? Der neue Fisch muss sich schlagartig mit sehr vielen (für ihn) neuen Mikroorganismen (den „Grünen“) auseinander setzen. Gleichzeitig infiziert er das Zielbecken mit (relativ wenigen) Mikroorganismen aus seinem Herkunftsbecken. (Den „Blauen“), die wiederum die Fische in Becken A nicht kennen.
Click the image to open in full size.

Was passiert jetzt?
Der „Neue“
ist einem ganz massivem Infektionsdruck mit fremden („grünen“) Keimen ausgesetzt. Und das in einer Situation die für Ihn aufgrund
-Transport
-Neuer Wasserwerte
-Neuer Sozialpartner
-Futterumstellung
sowieso schon purer Stress ist.
Das (leider wahrscheinliche) Ergebnis:
Der Neue infiziert sich mit den Keimen im für ihn neuen Becken und erkrankt heftig („klinisch“); im ungünstigsten Fall mit endgültigem, weil tödlichem Ergebnis.

Aber auch für den Altbestand besteht ein erhebliches Risiko!
Denn der Neue hat ja einige „seiner“ Keime (die blauen) mitgebracht. Diese greifen jetzt den Altbestand an, für den sie neu sind.

Glücklicherweise ist die Konzentration der „neuen“ Keime im Beckenwasser naturgemäß (zumindest anfangs) deutlich geringer. Außerdem geht es den Alteingesessenen meist besser. Weil sie ja „zu Hause“ sind, ist der einzige Stress für sie der neue Bewohner und sein Mitbringsel aus fremden Keimen. Daher kommt es meist bei den alten Fischen zu weniger heftigen Infektionen mit harmloserer Symptomatik und seltener zu Erkrankungen oder gar Todesfällen. Sind die neuen Keime sehr aggressiv oder kommen weitere Stressfaktoren hinzu, kann es aber auch für den Altbestand richtig gefährlich werden.

Hinzu kommt noch ein weiteres Problem:
Viele Bakterienstämme haben die unangenehme Eigenschaft, dass sie auf direktem Weg Erbinformationen austauschen können (per „Konjugation“). Dabei können dann Keime mit völlig neuen Eigenschaften entstehen. Dies geschieht besonders häufig, wenn sich „fremde“ Keime zum ersten Mal begegnen. Und an diese neuen/“neuentstandenen“ Bakterien (hier rot symbolisiert) sind weder alte noch neue Fische angepasst:
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Die Folge:
Eine sehr hohe „neue“ Infektionsgefahr für ALLE Fische im Becken.

Wenn man sich diese Situation einmal richtig vor Augen geführt hat, wundert man sich eigentlich nicht mehr, dass es manchmal zu Problemen beim Einsetzen neuer Fische kommt. Sondern man staunt, dass es doch so oft gut geht!

Diese Problematik kann man nur mit einer Methode halbwegs sicher in den Griff bekommen. Mit einer sorgfältigen und (relativ) lang dauernden

Quarantäne mit wechselseitiger Keimanpassung!

Die Quarantäne soll sowohl die „alten“ als auch die „neuen“ Fische vor übermässigem Infektionsdruck durch die jeweils fremden Keime schützen und ihnen die Möglichkeit geben sich langsam an die ungewohnten Infektionserreger anzupassen.

Dazu ist ein
Quarantänebecken
unerlässlich. Im Idealfall handelt es sich dabei um ein (der Größe der neuen Bewohner angepasstes) Aquarium mit Minimaleinrichtung:

Mindestens nötig:
- Becken
- Belüftung durch Strömungspumpe oder Sprudelstein
-Versteckmöglickeiten/Deckung, z.B. durch Blumentöpfe.

Nicht unbedingt nötig, aber günstig zur besseren Beobachtung:
-Beleuchtung

Sogar schädlich:
-“Eingefahrener“= Bereits aquaristisch genutzter Bodengrund
-Pflanzen
-“Eingefahrener“ Filter

Gerade bei Bodenfischen empfehlenswert:
-Eine dünne (wenige mm) Schicht Bodengrund (bei mir Poolfiltersand)

In diesem spartanisch eingerichtetem Quarantänebecken versuchen wir den neu angeschafften Fischen erst einmal eine möglichst keimarme (Keimfrei ist leider eine biologische Unmöglichkeit) Umgebung zu bieten.

Die Quarantäne

sollte folgendermaßen ablaufen:
Ich beschreibe jetzt mal mein Verfahren bei einigen guppygroßen Fischen in einem 54l Standardbecken:

1.
(Vorsichtiges) Einsetzen der Fische in das neue, extrem keimarme Quarantänebecken. Am Besten mit dieser:
http://www.zierfischforum.info/einst...tml#post827693
Methode.

2.
Eingewöhnungsphase/Erholungsphase.
Im Allgemeinen würde ich dazu wenigstens 5 Tage bis eine Woche ansetzen. In dieser Zeit wird durch (mindestens) tägliche Wasserwechsel die Keimzahl weiter sehr niedrig gehalten. Die Tiere sollen sich erst einmal nur unter sicheren Bedingungen vom „Umzugsstress“ erholen.

3.
Anpassungsphase 1:
-Jetzt werden die Neuen Tiere schrittweise an die Keime im Zielbecken gewöhnt.
-Dies geschieht, indem man täglich Wasser aus dem Zielbecken ins Quarantänebecken gibt.
-Am Anfang nur kleinste Mengen. Ich starte meist mit (ja wirklich nur!) 10ml.
-Zeigen die Quarantänetiere darauf keine Krankheitssymptome kann die zugesetzte Wassermenge relativ zügig gesteigert werden. Z.B. Tag 1+2: 10ml, Tag 3+4: 20ml, Tag 5+6: 40ml, Tag 7+8: 100ml, Tag 9+10 250ml, Tag 11+12: 1l ...
-Am Ende dieser Anpassungsphase (nach mindestens14 Tagen) -aber auch erst dann!- setze ich auch einzelne Pflanzen aus dem Zielbecken ins Quarantänebecken. So wird es für die Neuen auch gleich etwas wohnlicher.
-Bis zu diesem Zeitpunkt werden weiter täglich Wasserwechsel gemacht. Natürlich jeweils vor der Zugabe des Fremdwassers;-)
-Jetzt ist es auch möglich einen kleinen Filter im Quarantänebecken zu installieren, den man man mit sehr wenig Filtermulm aus dem Zielbecken animpft.

Danach das Becken einige Tage „ruhen lassen“. Wenn der „beimpfte“ Filter einige Tage läuft, können die Wasserwechselintervalle erweitert werden. Alle 2-4 Tage ist bei mir in Phase 2 üblich. Dann kommt der nächste Schritt:

Anpassungsphase 2:
-Jetzt wird nach dem gleichen Prinzip wie in Anpassungsphase 1 schrittweise Wasser aus dem „eingefahrenen“ Quarantänebecken ins Zielbecken eingebracht. Wieder anfangs nur Kleinstmengen, dann langsam, schrittweise steigern. Auch dafür sollte man sich wieder mindestens 14 Tage Zeit lassen.
-Auch während der Anpassungsphase 2 sollte man weiterhin zusätzlich täglich etwas Wasser (1- wenige Liter) aus dem Zielbecken ins Quarantänebecken einbringen.
-Auch im Zielbecken mache ich während dieser Phase etwas häufiger Wasserwechsel als normal. Statt dem üblichen 1xmal die Woche 2-3x.
-Wieder eine Ruhephase von ein paar Tagen – 1 Woche einhalten.

-Großen (mindestens 50%) Wasserwechsel im Zielbecken machen
-Wenn jetzt weder die Fische im Zielbecken, noch die im Quarantänebecken Krankheitssymptome zeigen, kann man die Neuen normalerweise vorsichtig ins Zielbecken umsetzen. Keimspektrum und Wasserwerte sollten jetzt in beiden Becken weitestgehend identisch sein.

Das Quarantänebecken lasse ich dann noch ca. eine Woche ohne Fische mitlaufen, falls ich es doch noch als Behandlungsbecken brauchen sollte. Danach wird es abgebaut, gründlich gereinigt und bis zum nächsten Einsatz im Keller eingelagert.

Das ist natürlich der Ablauf bei einer erfolgreichen und problemlosen Quarantäne. Kommt es in einem der beiden Becken zu Krankheitssymptomen, wird die weitere Anpassung sofort gestoppt und die Symptome angemessen behandelt. Je nach Schwere mit NOCH mehr Wasserwechseln, Naturheilmitteln oder Medikamenten.

Das ganze bedeutet natürlich durchaus einen erheblichen

Zeitaufwand:
-Eingewöhnungswoche (7 Tage)
-Apassung 1 (14 Tage)
-Ruhe/Beobachtungsphasephase 1 (1 Woche)
-Anpassung 2 (14 Tage)
-Ruhe/Beobachtunsphase 2 (1 Woche)

Gesamt: Mindestens 7 Wochen. Meist werden es bei mir aber eher 2 Monate.

Das hört sich enorm aufwändig an.
Aber wenn das Quarantänebecken erst mal steht, gibt es in erster Linie den Zeitaufwand für die Wasserwechsel im Quarantänebecken. Und der ist bei einem 54 ja in max. einer Viertelstunde gemacht. Nach den ersten 3 Wochen sind dann ja auch schon weniger Wasserwechsel nötig.
Das bischen Wasser Hin- und Herschütten zum Anpassen ist ja in Sekunden erledigt.
Für die Kleinmengen am Anfang verwende ich dazu Spritzen (da sitze ich ja an der Quelle). Später dann einen Meßbecher.

Bei kleineren Fischen muss es nicht mal unbedingt ein Quarantänebecken sein. Es reicht ohne weiteres eine Plastikschüssel/Eimer mit einer der Fischgröße/Anzahl angepassten Literzahl. Mir sind allerdings (nicht zu kleine) Aquarien lieber. Dort kann ich den neuen Tieren in der Quarantänezeit leichter „lebenswerte“ Bedingungen bieten. Und in einem Glasbecken kann man die Tiere natürlich am Besten beobachten. Und Beobachten ist natürlich während der gesamten Zeit extrem wichtig.

Bei mir im Keller stehen mittlerweile einige (ca.10) Aquarien von 30-100l, die ich im Laufe der Zeit bei Ebay und Co für Null – fast Null € abgegriffen habe. Da brauche ich mich nicht mehr mit Quarantäneeimern herumschlagen ;-)

Fazit:

Bei mir wird (fast) nie ein fremder Fisch ohne Quarantäne in bestehende Bestände integriert. Bei Fischumzügen innerhalb meiner eigenen Aquarien verzichte ich meist auf eine regelrechte Quarantäne und beschränke mich auf eine langsame Tropfanpassung wie hier:
http://www.zierfischforum.info/einst...tml#post827693
Punkt für Punkt beschrieben.
Und hier:
http://www.zierfischforum.info/becke...beckens-2.html
in Post 19 in einem "realen Fall" beschrieben.

Nach meiner Erfahrung ist eine derartige Quarantäne besonders bei lebendgebärenden Zahnkarpfen und dort besonders bei Hochzuchtguppys (Poecilia reticulata) sehr lohnend. Aber auch bei anderen Fischarten/Gattungen kann es durch Keimunverträglichkeiten zu Totalverlusten sowohl bei den Alten als auch bei den Neuen kommen.

Ich weiß, dass mich so mancher (durchaus erfahrene) Aquarianer für einen derartigen Aufwand beim Eingliedern neuer Aquarienbewohner (mehr oder weniger) heimlich auslachen wird. Mir war es den Aufwand bisher immer wert. Immerhin soll die Mehrzahl der Tiere sehr lange (teilweise Jahrzehnte) bei mir leben. Da relativiert sich dann selbst die Dauer einer 2-monatigen Quarantänezeit.

Bleibt mir nur noch
Danke!
an alle zu sagen, die bis hier durchgehalten haben.

Selbstverständlich darf auch dieser Beitrag fleißig ergänzt, kritisiert (ungern), gelobt (immer gern) und diskutiert werden. Das ist hier schließlich ein Forum. Ich wollte kein Lehrbuch schreiben -auch wenn man es der Länge wegen fast glauben könnte- sondern eine möglichst fruchtbare Diskussion anstoßen, von der möglichst viele Foris und Gäste profitieren sollen.

Tschüß,
Schneckinger


Geändert von Schneckinger (08.12.2015 um 22:11 Uhr)
Schneckinger ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 29.11.2015, 01:46   #2
Danilight
 
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Hallo Schneckinger,

schon wieder ein Beitrag für die Pinwand. Wieder sehr anschaulich erklärt.
Danilight ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 29.11.2015, 12:12   #3
thefreak
 
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Hallo Schneckinger

Ein schön und gut verständlicher Bericht von Dir -> Vielen Dank.
Dani hats ja schon geschrieben: gehört an die Pinwand !!!!

Habe es neulich erst hier gelesen: Uns Menschen geht es ja auch nicht anders. Geh nach Ägypten in den Urlaub und trinke dort Wasser und ziemlich sicher bekommst Du Probleme, aber kein Einheimischer hat diese -> Andere Keime, andere Anpassung.
Deshalb ist die Eingewöhnung nicht zu unterschätzen, auch wenn man es nicht immer wirklich richtig macht - mich eingeschlossen.....

Schönen ersten Advent

Jürgen
thefreak ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 29.11.2015, 12:51   #4
Schneckinger
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Mahlzeit Jürgen,

genau dieser Thread hat mich endgültig dazu gebracht den Quarantäneartikel zu schreiben. Wollte ich schon länger. Aber wie das halt so ist, der innere Schweinehund

Click the image to open in full size.
bremst einen regelmässig aus.


Tschüß,
Schneckinger

Danke: (1)
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Alt 29.11.2015, 16:47   #5
jope06
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Ein liebes Hallo an unseren Märchenonkel Schneckinger,

Zitat:
Viele von Euch werden auch schon am eigenen Leibe eine vergleichbare Keimunverträglickeit erlebt haben. Nämlich, wenn der Genuss des Leitungswassers im (exotischen) Urlaubsort zu heftigsten Verdauungsstörungen führte. Die Einheimischen trinken dagegen das gleiche Wasser ein Leben lang. Ohne irgendwelche gesundheitlichen Folgen.
Dann erklär mir mal aus welchem Märchenbuch deine Aussage stammt, wenn man folgendes bei wikipedia lesen kann.
Zitat:
Alleine in den afrikanischen Ländern südlich der Sahara verursachen wasserbedingte Krankheiten durch Arbeitsausfälle und steigende Gesundheitsausgaben Kosten, die 28 Milliarden US-Dollar jährlich oder 5 Prozent ihrer Wirtschaftskraft entsprechen (das ist mehr, als diese Länder im Jahr 2003 an Entwicklungshilfe sowie Schuldenerlassen erhalten haben).
Und nach deiner Therie dürfte ich, wenn ich mal nach Halle, Magdeburg oder Berlin fahre, gar nicht mehr vom Klo kommen.

Zitat:
Geh nach Ägypten in den Urlaub und trinke dort Wasser und ziemlich sicher bekommst Du Probleme, aber kein Einheimischer hat diese -
Ja ja, die Choleratoten in solchen Regionen sind immer Ausländer.

gruß jo

Edit von Schneckinger:
Zitat Nr.3 stammt nicht von mir, auch wenn es mir hier untergeschoben wird!

Geändert von Schneckinger (30.11.2015 um 00:13 Uhr)
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Alt 29.11.2015, 16:51   #6
Schneewitchen
 
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Hallo Schneckinger!

Sehr schön geschriebener ausführlicher Bericht, gehört an die Pinnwand!

Und die süßen Anschauungsbildchen die du gebastelt hast sind ebenfalls wirklich klasse!
Schneewitchen ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 29.11.2015, 17:06   #7
Sonnentänzerin
 
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Hi Joe,

das schließt sich aber alles doch gar nicht aus.
Wem ich einen Schwung Cholera-Bakterien in sein Glas schütte, der erkrankt.
Egal, ob dort heimisch oder nicht. Denn diese Bakterien sondern Giftstoffe ab, denen man nicht entgehen kann.

Das ägyptische normale Trinkwasser dagegen wird von denen vertragen, deren Körper sich damit schon mehrfach auseinandergesetzt hat.

Der Mensch lebt nicht isoliert. Sein Immunsystem kann kleine Veränderungen in benachbartem Umfeld ab.
Schwäche Dich durch viel Stress, und Du erhöhst Deine Chancen, Dich irgendwo anzustecken oder ein Magen-Gedärm zu bekommen.

Der Fisch aus einer isolierte Massenzucht hat beim Aufwachsen keine anderen kennengelernt.
Er ist nur an wenige Keime gewohnt.

Ein Aquarium, das 10 Jahre lang mit demselben Besatz läuft, erzeugt das Gleiche: setz da einen fremden Fisch dazu...

Es geht nicht um superpathogene Keime, sondern um Mischflora.
Die zusammen den Fischorganismus schwächen kann.
Bei geschwächten Tieren können dann auch die ganz gewöhnlichen Keime aus normalen Becken hochkommen, die der normale Fisch sonst gut abkann.

Gruß Sonne

Danke: (1)
Sonnentänzerin ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 29.11.2015, 19:43   #8
jope06
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Hallo,

Zitat:
Das ägyptische normale Trinkwasser dagegen wird von denen vertragen, deren Körper sich damit schon mehrfach auseinandergesetzt hat.
Wer sagt das und behauptet das?
Recht auf Zugang zu sauberem Wasser
Zitat:
Das Recht auf Zugang zu sauberem Wasser ist am 28. Juli 2010 von der Vollversammlung der Vereinten Nationen als Menschenrecht anerkannt worden.
...

Rund 1,5 Millionen Menschen sterben jährlich an verunreinigtem Wasser.
Ich finde es als unzutreffend und sogar makaber, mit Trinkwasserverhältnissen irgendeinen Bezug zur Keimanpassung? bei Zierfisch herzustellen

Hallo Sonnentänzerin,
Zitat:
Ein Aquarium, das 10 Jahre lang mit demselben Besatz läuft, erzeugt das Gleiche: setz da einen fremden Fisch dazu...
Hast du überhaupt schon ein Aquarium 10 Jahre durchlaufen? Ich ordne das mal als rhetorische Sprechblase ohne Praxisbezug ein.



.
gruß jo

Geändert von jope06 (29.11.2015 um 19:48 Uhr)
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Alt 29.11.2015, 20:13   #9
Danilight
 
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Hallo jo,

warum musst du eigentlich aus jedem Thema so eine überflüssige Grundsatzdebatte machen?

Letztendlich geht es hier nicht um Choleratote in Ägypten oder sonst wo sondern um die Keimanpassung von Zierfischen.
Danilight ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 29.11.2015, 20:49   #10
Öhrchen
 
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Hallo,
der Gedanke dahinter leuchtet ein, und ich bin prinzipiell auch für Quarantäne.
In der Garnelenhaltung ist es ein ähnliches Problem, mischt man Tiere unterschiedlicher Herkunft, kommt es nicht selten zu Verlusten bei den Wirbellosen, vor allem dann, wenn neue Tiere in ein länger bestehenden Bestand kommen. Da wird das mit der Quarantäne/Keimanpassung auch durchgeführt, ist bei den kleinen Krustentieren auch nicht so schwierig.

Bei Fischen steht und fällt es in meinen Augen mit der Praktikabilität: Es muß ein ausreichend großer Quarantänebehälter vorhanden sein (und das kann, je nach Art, schon groß sein, auch als Übergangsbehälter).Und ein Platz/Stellort, denn man muß die Tiere ja auch vernünftig beurteilen können. Daran wird es schon oft scheitern.

Und dann sehe ich noch ein Problem mit Einzelfischen. Ich nehme mal das Beispiel Schmetterlingsbuntbarsch, weil ich es selber so erlebt habe. Mein SBB Männchen aus einer Paar-Haltung war gestorben. Das Weibchen drehte völlig ab, schwamm nur noch in der Ecke hoch und runter, hatte einfach Stress. Ein neues Männchen mußte her - hätte ich das jetzt 7 Wochen einzeln in einem Quarantänebecken halten sollen? Wäre für beide Stress gewesen. Zumal diese Art ohnehin mit ca 2 Jahren kurzlebig ist, schade, wenn man sie davon fast zwei Monate lang nicht unter Aquarienbedingungen beobachten kann.

Ich sage nicht, daß es im Sinne der Keimanpassung nicht besser gewesen wäre, die Quarantäne durchzuführen. Im Gegenteil, der weitere Verlauf - inzwischen ist das Weibchen gestorben - könnte die These mit der Keimbelastung unterstützen.
Ich habe versucht, die "Keimvermischung" gering zu halten, indem ich alle Fische vom selben Händler geholt habe, vorher im AQ großen WW, Seemandelblätter/Erlenzapfen usw. Aber in diesem speziellen Fall neige ich trotzdem dazu, es mit nur kurzer, Quarantäne zu machen, weil der Stress der Einzelhaltung aus meiner Sicht eine ähnliche Gefahr darstellt. Patt-Situation?

Und das ist auch noch ein Punkt, an dem ich unsicher bin:Stress ist bekanntermaßen auch ein Auslöser für den Ausbruch von Krankheiten bei Fischen. So ein Quarantänebehälter mit spartanischer Einrichtung und täglichen Wasserwechseln verursacht doch mehr Stress, als wenn die Fische in ein Becken kommen, dessen Einrichtung und Größe auf die Art ausgerichtet sind. Dazu kommt ein nochmalige fangen zum Umsetzen aus der Quarantäne ins Ziel AQ. Ist das zu vernachässigen?
Öhrchen ist offline   Mit Zitat antworten
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anpassung, bakterien, einsetzen, fischsterben, guppysterben, keime, keimunverträglichkeit, quarantäne, quarantänebecken, unverträglichkeit

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