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Buffalo Bill 12.11.2013 16:06

Flossensauger - Sewellia Lineolata
 
Wissenschaftlicher Name und Gattung?
Sewellia Lineolata / Höhere Klassifizierung:Karpfenartige / Niedere Klassifizierung: Schmerlenartige - Flossensauger

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Deutscher Name: (aktueller dt. Name des Tieres)
Prachtflossensauger / Linien-Flossensauger

Herkunft: (z.B. Habitat, natürliches Vorkommen, natürl. Lebensraum)
Küstennahe Flüsse in den Tiefländern Zentralvietnams und auch in den Bergbächen des Meckong-Beckens. Die Gewässer haben meistens einen felsigen, gerölligen Untergrund. Auf den Felsen und dem Geröll befindet sich starker Aufwuchs, welcher als Futter dient. Jedoch sind Flossensauger keine Algenfresser, sondern Aufwuchsfresser, d.h. sie ernähren sich von den Kleinstlebewesen aus dem Algenteppich.
Die Flüsse sind von reißenden Strömungen gezeichnet, aber auch durch ruhige sandige Abschnitte. Sewellia lebt in größeren Gruppen zusammen - ist territorial, jedoch ohne große Agressivität.
Durch den Strömungsreichtum der Flüsse sind diese natürlich sehr sauerstoffreich und sauber, was auch bei der Pflege des Fisches im Aquarium berücksichtigt werden muss.
Das Internet bietet angesichts der Wasserparameter unterschiedlich Aussagen – hier wird von Temperaturen zwischen 22-25 Grad Celsius gespochen, einen PH-Wert zwischen 6,2 und 7,8 und einer Gesamthärte zwischen 5-19 dGH. Hierzu nachher im persönlichen Bericht mehr.

Erreichbares Alter: (z.B. Monate oder Jahre durchschnittlich)
Nicht bekannt

Erreichbare Größe: (in cm)
Durchschnittlich 6cm / jedoch auch manche Tiere bis 8/9 cm oder nur 4/5 cm

Persönliche Haltung und Vermehrungserfolg:
Ich halte Sewellia Lionelata mittlerweile über ein Jahr hinweg. Angefangen mit der Blauäugigkeit eines Anfängers, der dem Verkäufer alles glaubt, wurden die ersten drei Fische ohne große Vorinformationen angeschafft. Trotz der Chance sie zurückgeben zu können – entschied ich mich für diese interessanten Tiere und beschloss anstatt eines Gesellschaftsbecken ein Artbecken einzurichten. Alle meine gekauften Fische sind Nachzuchten und keine Wildfänge. Es begann eine intensive und schwierige Recherche (da nicht viel über den Fisch zu finden ist) über die von mir gekauften „Punktierten Flossensauger“. Schnell bemerkte ich, dass der im Handel so oft falsch benannte Flossensauger eigentlich der Gattung Sewellia Lineolata angehörte.


Wasserparameter:

Die oben genannten Wasserparameter konnte ich auf folgende Werte eingrenzen – Wasser sollte sich im weichen bis mittelharten Härtebereich befinden, der ph-Wert sollte sich über 7,0 und die Temperatur zwischen 22 – 23,5 Grad Celsius befinden.
Eigene Erfahrungen in den Sommermonaten zeigen mir jedoch auch, dass die Gattung Sewellia durchaus über eine Weile mit Temperaturen von bis zu 25 Grad Celsius klar kommen. Auch Temperaturschwankungen von tagsüber 25 bis hin zur Nacht auf 23 werden ohne erkennbare „Unwohlseinzeichen“ ausgehalten. Ich betone hier ausdrücklich diese Gattung, da ich aus verlässlicher Quelle weiß, dass dies für andere Flossensauger schon der Tod bedeuten kann.
Wasserwechsel sollten wöchentlich und großzügig erfolgen. Da Sewellia aus strömungsreichen Flüssen kommen, benötigen sie sauerstoffreiches und sauberes Wasser.ich wechsele Wöchentlich ca. 50% und lasse das Wasser zwei Tage in großen, durchlüfteten Kanister abstehen. Als Aufbereiter benutze ich Easy-Life nach Dosieranleitung.

Einrichtung des Beckens:

Mein Becken (160l brutto mit Außenfliter (80l sollte minimum für Flossensauger sein)) wurde wie folgt ausgestattet und nachgerüstet. Hier war mir zum einen das Wohl der Tiere wichtig, aber auch ein gewisser Style des Beckens.

Bepflanzungen, Wurzeln sind dem eigenen Geschmack überlassen – ein muss sind jedoch viele glatte, größere Steine. Am besten für jeden Fisch einen, da sie einen Stein auch gerne als Revier betrachten und andere von „ihrem“ Stein verscheuchen. Algenaufwuchs auf Steinen und Wurzeln sollte auch angestrebt werden. Zusätzlich wurde noch eine Strömungspumpe installiert – sie ist auf die meisten Steine im Becken gerichtet und die Flossensauger halten sich gerne im Strömungsbereich auf. Ebenso wichtig sind aber auch von Strömung beruhigte Bereiche – auch diese werden gerne mal genommen. Die Strömungspumpe läuft durchgehend bis auf die Zeit während der Fütterung – in der Zeit wird sie abgeschaltet, damit das Futter an die richtigen Stellen platziert werden.



Fütterung:
Bei der Fütterung ist folgendes zu beachten: Anfänglich gehen die Fische nur zögerlich bis gar nicht ans Futter. Hat man also weitere Fische im Becken, die relativ schnell essen, neigt der Sewellia zum verhungern. Hier hat es sich gezeigt, dass es gut ist, feste Futterstellen zu etablieren. Bei Gesellschaftsbecken kann man anfänglich versuchen, die Fische mit festen Futterstellen bei ausgeschaltetem Licht zum fressen zu bewegen. Sollte man sich zu einem Gesellschaftsbecken mit Flossensaugern entscheiden, sollten diese Fische die einzigen bodenbewohnenden Fische sein. (evtl. Ausnahme – Flossensauger sind Erstbodenbewohner und futterfest – weitere Bodenbewohner kommen dann hinzu)
Die Dauer der Fütterung ist auch länger, als sie beim „normalen“ Fisch ist. Sollte normalerweise das Futter in drei bis fünf Minuten weg sein, dauert die Nahrungsaufnahme beim Sewellia durchaus mal zwei Stunden. Die Nahrung - welcher Art auch immer - wird eher abgeschlürft/abgeraspelt, wobei auffällige Zähne oder ein Raspelapperat im Mundbereich nicht zu erkennen ist. Kleinere Partikel wie Flockenfutter werden aufgeschlürft – Tabs, Gruken werden duch hin und herschütteln des Kopfes abgeschabt. Der Fisch läßt sich bei seinen Mahlzeiten durchaus Zeit – Pausen während der Nahrungsaufnahme sind bei allen Sewellias beobachtet worden.
Gefüttert wird bei mir Novotaps (zum ankleben an die Scheibe), normales Flockenfutter, entkapselte Artemia, Algenwavers, Frostfutter (schwarze Mückenlarven, Artemia), ab und an abgekochte Gurkenstücke.


Balzverhalten und Vermehrung:


Ende letzten Jahres konnte ich dann erste Balzrituale bei den Sewellias beobachten.

Männchen und Weibchen auseinander zu halten ist bei kleineren und jüngeren Exemplaren durchaus schwierig. Bei ausgewachsenen und großen Tieren fällt es wesentlich leichter. Die Männchen erkennt man an ihrem längeren, ausgezogenem Kopfprofils und ihren zum Kopf hin fast 90gratigen abstehenden Seitenflosse. Weibchen haben einen abgerunderten Kopf und die Seitenflossen gehen fast mit der Kopfrundung nach hinten weg.


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Hierbei umschwimmen sich Weibchen und Männchen im Körperkontakt ausdauernd. Auch gegenseitiges Überschwimmen wird beobachtet. Dieses Ritual kann bis zu einer halben Stunde dauern. Das Männchen versucht dann, mit seiner Seitenflosse die Seitenflosse des Weibchen zu greifen und sich festzuklammern. Dies mittles hornartigen Ansätzen an den Seitenflossen. Dieses Verhalten konnte ich bei meinen Fischen beobachten.
Den eigentlichen Laichakt konnte ich leider noch nicht verfolgen und kann da nur auf Informationen aus dem Internet zurückgreifen.
Haben sich Männchen und Weibchen festgehackt sollen sie frei durch das Becken schwimmen - wie lange dies dauert - kann ich leider nicht sagen. Die Eiabgabe fand bei mir in der Strömung statt - Sewellia ist Freilaicher - dies konnte ich anhand der klebenden Eier auf den Steinen innerhalb der Strömung erkennen. Das Festhacken von Männchen und Weibchen konnte ich dadurch feststellen, da die Weibchen nach diesem Akt deutliche Blessuren an den Seitenflossen davontragen. Diese Wunden verheilten aber relativ schnell wieder.



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Die ersten Larven sind mir während der wöchentlichen Wasserwechsel aufgefallen. Da ich wußte, dass sich die Fische gepaart hatten, fing ich das abgesogene Wasser erstmal in einer ausgespülten Badewanne auf. Danach ging es darum - im abgesogenen Wasser Bewegungen zu erkennen - Augenkrebs war vorprogrammiert. Entdeckte Larven wurden mit einer 5ml Spritze eingesogen und in einem 2l Außenaufzuchtbecken mit durchgehender Wasserzirkulation (dieses hatte ich vorsorglich schon angebracht) meines Aquariums getan. Im Laufe von 4 Wochen kamen so an die 17 Larven in das Aufzuchtbecken. Gefüttert wurden sie mit Artemiafluid, Mikrowürmern und entkapselten Artemiaeiern. Des weiteren konnte ich noch einige Larven im Aquarium beobachten, welche sich von Futterresten zwischen den Kieseln ernährten (hieraus ergibt sich, dass größere runde Kiesel durchaus als Bodengrund geeignet sind). Diese Stellen wurden bei Säuberung während dieser Zeit außer Acht gelassen.
Für die 17 Larven im 2l Aufzuchtbecken hatte ich mittlerweile ein 20l Nanocube besorgt, wo sie bis zu einer Größe von 1cm verbleiben sollten. Gefüllt wurde der Cube mit dem Wasser aus dem Aquarium. Leider war diese Idee weniger gut, da nur vier der siebzehn Larven am Ende diese Größe im Cube erreichten. Die im Becken verbliebenen Larven entwickelten sich ebenso schnell wie die Larven im Cube, so dass ich für mich beschlossen habe, den nächsten Nachwuchs (sofern es nochmal klappen sollte) sofort im Elternbecken zu lassen.



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Die Larven der Sewellias wachsen meiner Meinung nach sehr langsam. Auch leben sie in den ersten Monaten sehr versteckt und suchen Schutz zwischen den Kiesel und Steinen. Die ersten frei schwimmenden Kleinfische konnte ich so nach ca. 2-3 Monaten beobachten. In diesem Alter - sie sind dann einen knappen Zentimeter groß - werden sie von den Alttieren in keinster Weise attakiert oder verfolgt.

Mittlerweile sind die Jungtiere ein knappes Jahr alt - ihre Größe liegt zwischen 2cm (evtl. Minderwuchs) und 3,5 -4 cm (bei den meisten).
Abgegeben von den Jungtieren habe ich keinen, da mein Aquarium genügend Platz bot und ich durch den Nachwuchs meinen Bestand aufstocken konnte.



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Persönliches Fazit:
Sewellia Lineolata ist ein überaus interessanter Fisch. Die besondere Form, welche er durch seinen Lebensraum erhalten hat, macht ihn zu einen Hingucker in jedem Aquarium. Hält man die beschriebenen Haltungsbedingungen ein, ist der Sewellia ein einfach und gut zu haltender Fisch.


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ronmar59 03.12.2015 12:11

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Klasse gemacht ...sehr gut ehrklahrt .Es hat mich sehr gefreut dein schreiben zu lesen.
Ich habe auch die schone Fische (Sewellia) und werde es auch versuchen zu zuchten ...(sehe bitte nicht nach meine schreibfehler,ich bin halt Hollander:p )
In Internet in Holland ist nichts deutlich zu finden uber Sewellia..Und da fant ich deine erklarung..:D
Es sind sehr interesante fische und auch sehr schlau,jeder fisch ist ein eigene individu..
Jeder hat sein eigene karakter...und eigene kopf:p

Wenn es mir auch geklapt hat (was noch viel zeit kostet,denk ich mal)werde ich es hier melden ..
Lg Ronald

ps foto mit samsung note 3 gemacht:)

Takhisis 03.12.2015 16:12

Hallo!

Toll gemacht! Ich begeistere mich ebenfalls für die Tiere und halte aktuell 3 Tiere in einem Gesellschaftsbecken mit Kupfersalmlern, strebe aber ebenfalls ein Artenbecken an.
Deinen Bericht finde ich prima und hab einiges Neues erfahren.

LG

Verena

Schneckinger 03.12.2015 21:44

Hi Leute,

finde ich prima, dass Euch Buffalo Bills Beitrag so gut gefällt. Mir übrigens auch. Er steht allerdings schon seit Ende 2013 im Forum und Bill ist (leider) seit fast 2 Jahren nicht mehr hier aktiv. Daher wird er Eure Danke wohl leider nicht mehr bemerken ;-)

Aber vielleicht locken wir ihn ja mit unserer Flossensaugerbegeisterung sogar aus seinem verlängertem Winterschlaf und er wird wieder aktiver!

Gute Nacht,
Schneckinger

Buffalo Bill 14.02.2016 11:09

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Servus Leute!
Lange nicht mehr hier gewesen - danke und schön, dass euch mein Beitrag gefällt. Trotz der langen Abwesenheit bin ich immer noch in der Aquaristik unterwegs. Mein Flossensauger Becken läuft immer noch - natürlich gabs einige Veränderungen - habe jegliches Felsgestein gegen glatte Steine gewechselt und habe noch eine weitere Strömungspumpe installiert! Die Sewellias lieben es und ich kann es jedem der Flossensauger halten will nur empfehlen!
Beste Grüße, Torsten

Anbei noch mal einige Bilder! Die meisten sind während der Fütterungszeit aufgenommen - da wuselt dann einiges an gleicher Stelle!

Öhrchen 14.02.2016 12:54

Hallo Torsten,
das sieht soo klasse aus, die ganze Saugerversammlung :)
Wie stark sind denn deine Strömungspumpen? Und geht die Strömung in die gleiche Richtung, wie vom Ausströmer des Filters?

Buffalo Bill 14.02.2016 13:57

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Hallo - habe mal versucht meine Strömungen im Becken darzustellen - Strömungspumpen sind die kleinen von Tu...e (Turbelle nanostream 6015) für Becken von 40 bis 200 Liter. Hab irgendwie versucht nen kleinen Strömungskreislauf zum Filter - Abfluß hinzubekommen.
Grüße, Torsten

Katrin17 14.02.2016 14:26

Super Bilder!
Das sind ja richtig viele, schön.
Grüße Katrin

Textline 01.08.2018 11:04

Hallo,
grabe das alte Thema wieder aus. Auch ich habe diese Tiere in einem 100-l-Becken mit roten Hexenwelsen und Perlhuhnbärblingen. Seit einigen Wochen vermehren sich die Prachtflossensauger explosionsartig, ohne dass ich etwas dazu tue. Sind wirklich interessante Fische.
Gruß
Bernd


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