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Alt 27.04.2016, 17:26   #1
Algerich
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Hallo,
derzeit bin ich auf der Suche nach Informationen zur Nigerianischen Schwebegarnele. In einem anderen Forum stieß ich auf folgende Aussage von Ulli Bauer aus dem Jahr 2010:

"Sie kommen aus Zentralafrika und leben dort in extremsten (für Garnelen) Verhältnissen, man findet sie überwiegend in Sümpfen. Das Wasser dort ist eutroph, das heißt sehr nährstoffreich und in manchen Zonen extrem sauerstoffarm"

Nachdem ich jahrelang schnellwachsende Pflanzen kultiviert habe, um überschüssige Nährstoffe aus dem Wasser heraus und Sauerstoff hinein zu bekommen, muss ich damit erst umgehen.

1. Frage
Bedeutet das, dass die Garnelen solches Wasser aushalten, oder soll man versuchen, diese Lebensbedingungen zu imitieren?

2. Frage
Ggf. wie mache ich das? Düngen?

Für Hinweise bin ich dankbar.

Gruß!

Algerich
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Alt 27.04.2016, 22:12   #2
Schneckinger
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Hi Algerich,

als erstes muss ich gestehen: Mit Deinen Schwebegarnelen kenne ich mich überhaupt nicht aus (verfolge Dein Projekt aber mit großem Interesse), daher kann ich hier nur theoretisieren

Grundsätzlich besiedeln immer wieder Tiere extremste Lebensräume.
Wie hier offensichtlich die Schwebegarnelen eutrophe, sauerstoffarme Sümpfe. Sie haben sich also an derartige Verhältnisse "angepasst". Diese Anpassung verschafft ihnen in der Natur einen enormen evolutionären Vorteil:
Sie können einen Lebensraum besiedeln, der für andere Tiere höchst lebensfeindlich ist. Durch die geringe Konkurrenz in diesem Lebensraum ist dann auch oft eine extreme Massenvermehrung möglich.

Das muss dann aber nicht heissen, dass sie diese extremen Verhältnisse unbedingt brauchen oder sich unter diesen Umständen auch nur besonders wohl fühlen. Vermutlich würden sie sich mit etwas mehr Sauerstoff im Wasser sogar (noch) wohler fühlen. Aber jedes bischen mehr Sauerstoff im Wasser würde ihren Lebensraum widerum für andere Tierarten attraktiv machen. Sowohl für Nahrungskonkurrenten als auch für "gefährliche " Räuber.

Eine vergleichbare Situation gibt es in unseren Breiten mit den Wasserflöhen.
Diese kommen auch in extrem eutrophen und sauerstoffarmen Gewässern vor. Mein Lieblingsfangplatz sind die Klärteiche der örtlichen Zuckerfabrik. Dort kann man wunderbar beobachten, wie sich die Population -abhängig von der Nährstoff/O2-Konzentration- entwickelt:


-Zu Beginn des Klärprozesses überleben in den (künstlich belüfteten) Teichen nur Bakterein/Pilze und andere Mikroben. Makroskopisch sichtbare Tierchen tauchen gar nicht auf.

-Nach der ersten Abbauphase (Nähstoffgehalt sinkt, O2 steigt) tauchen Mückenlarven (teilweise in Massen) und einzelne Wasserflöhe auf.

-in Phase drei (Das Wasser ist immer noch weitgehend trübe, "müffelt" aber kaum noch) vermehren sich die Wasserflöhe explosionsartig und verdrängen (rein durch ihre Vermehrungsrate) fast alles andere sichtbare tierische Leben. Das ist die Phase, in der ich meine Wintervorräte anlege

-In Phase 4 wird das Wasser langsam klarer. Jetzt werden die Teiche auch intensiv von Wasservögeln genutzt. In Phase drei ist es selbst den Enten offensichtlich noch zu "eklig", trotz des reichlichem Nahrungsangebots Jetzt tauchen aber auch reichlich "Unterwasserräuber" auf. In erster Linie eine Vielzahl von kleinen Wasserraubkäfern, aber auch schon erste räuberische Insektenlarven. Wasserflöhe gibt es natürlich immer noch. Aber höchstens noch 10 Prozent der Menge in Phase drei. Für den Aquarianer ist der Fang dann kaum noch lohnend. Einmal aufgrund der geringeren Masse und andererseits aufgrund des unerwünschten Beifangs.

-In Phase 5 wirkt der Klärteich fast wie ein "normaler" Tümpel mit einer Vielzahl von Pflanzen, Vögeln, räuberischen Insekten und manchmal auch einzelnen Fischen. Wenn man jetzt käschert, fängt man zwar auch noch gelegentlich einen Wasserfloh, aber nicht mehr in Mengen, die als Futter lohnen würden.

Jetzt überlege man aber, unter welchen Bedingungen eine "künstliche" Wasserflohzucht" daheim am besten funktioniert:
-Natürlich reichlich Nährstoffe! Aber -zumindest meine- Ansätze liefen immer am besten, wenn ich für ein Minimum an Wasserhygiene und eine gewisse Belüftung gesorgt habe. Ohne Belüftung kippte der Ansatz zwar meist nicht gleich, aber die Vermehrungsrate sank deutlich. Die Wasserflöhe fühlen sich also offensichtlich (wie die meisten anderen Tiere) bei einem reichlicherem O2-Angebot wohler als bei O2-Knappheit.

In einem (gut belüftetem) und bepflanztem Garnelenbecken wurden die Wasserflöhe sogar zeitweise zu einer "Plage". Bis ich ein paar Endlerguppys als Prädatoren eingesetzt habe

Mein Schluss für Deine Schwebegarnelen wären daher:

-Ich würde für Temperatur/Härte/PH-Verhältnisse sorgen, die den natürlichen Verhältnissen zumindest nahe kommen.
-Es sollte auch "schwebfähige" Nahrung angeboten werden, damit Du ihr arttypisches Verhalten erleben kannst und Deine Schwebegarnelen nicht zu "gewöhnlichen Weidetieren" verkommen. Auch die Strömung würde ich eher gering halten, da sonst ein regelrechtes "Schweben" kaum möglich sein wird.
-Die Sauerstoffarmut musst Du mit Sicherheit nicht nachahmen. Die Garnelen werden den zusätzlichen O2 vermutlich sogar mögen und DU wirst ja dafür sorgen, dass keine unerwünschten Konkurrrenzorganismen Deinen Garnelen das Leben schwer machen

Tschüß,
Schneckinger

Edit:
Sorry, dass es wieder so überlang wurde. Das passiert mir manchmal

Danke: (3)
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Alt 28.04.2016, 07:58   #3
Algerich
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Hallo Schneckinger,

sei herzlich bedankt für diese ausführlichen Erläuterungen. Die Informationen, die im Netz verfügbar sind, sind ausgesprochen rar. Ulrike Bauer war die einzige, die ein wenig ins Detail gegangen ist, aber ihr letzter Eintrag im Garnelenforum zu diesem Thema stammt, wenn ich das richtig in Erinnerung habe, aus dem Jahr 2012 und besagt, dass sie es aktuell mit Bienenwasser versuche, man aber von Anfragen nach Nachwuchs absehen möge, weil in ihrem 80er Becken "noch Platz" sei.

Vielleicht versuche ich, einen Kontakt zu Frau Bauer herzustellen, wenn ich eine valide Quelle für die Tiere gefunden habe. Die Shops, bei denen sie auf der Liste stehen, haben gegenwärtig keine Tiere, die letzte Auktion im Wirbellosen-Auktionshaus liegt Jahre zurück und auch die online-Fischbörse hat aktuell keine Angebote. Ob die politische Lange in Afrika einen Import zulässt, weiß ich nicht.

Um so wichtiger sind für die Planung daher theoretische Überlegungen, und um so willkommener Deine Ausführungen. Auch wenn das im Forum "Wasserwerte" eigentlich nichts zu suchen hat, würde ich trotzdem gern eine Nachfrage stellen: Was meinst Du mit "schwebfähiger" Nahrung?
Nach den Beschreibungen bezieht sich das Schweben nur auf die Fortbewegung (weswegen in der Tat die Strömung so weit wie möglich gedrosselt werden soll), nicht auf die Nahrungsaufnahme. Statt dessen sollen die Kerlchen, was ich von anderen Zwerggarnelen so nicht kenne, eine Vorliebe für Lebendfutter haben. Dein Wasserfloh-Beispiel wird also auch eine praktische Bedeutung für das Becken haben. Denkst Du darüber hinaus an Plankton, Rädertierchen oder dergleichen?

Nochmals vielen Dank!

Algerich
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Alt 28.04.2016, 10:35   #4
Schneckinger
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Hi Algerich,

genau an solche Minitierchen hätte ich gedacht. Aber wie schon gesagt: Bisher kenne ich mich mit diesen interessanten Garnelen kaum aus ;-)

Vielleicht lohnt sich ja mittlerweile doch eine Anfrage bei Frau Bauer. Wenn sie sich bei ihr überhaupt vermehren, sollte sie jetzt ja einen stabilen Bestand haben. Aktuelle Infos aus erster Hand auf jeden Fall!

Tschüß,
Schneckinger

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Geändert von Schneckinger (28.04.2016 um 20:43 Uhr)
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Alt 28.04.2016, 11:56   #5
Öhrchen
 
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Hallo,
bei den Schwebegarnelen muß ich auch passen.

Aber zum Thema Süßwassergarnelen/Lebendfutter: Sowohl meine Neocaridina, als auch die Bienengarnelen, und die Amanogarnelen sowieso, fressen Lebendfutter! Am gezieltesten die Bienengarnelen (Red Bee, Taiwanmixe), die schwimmen zB Grindalwürmer regelrecht an und krallen sie sich. Während die Neocaridina eher "drüberstolpern".

Danke: (1)
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Alt 28.04.2016, 20:45   #6
Schneckinger
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Hi miteinander,

das kann ich bestätigen:
Meine Redfire schnappen sich lebende Wasserflöhe "im Flug", wenn sie richtig hungrig sind. "Lahmarschiges" Lebendfutter wie Tubifex oder rote Mückenlarven wird sowieso vertilgt ;-)

Tschüß
Schneckinger
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